WSI Niedriglohn-Monitoring: Seit 2010 von 16 auf 10 Prozent. Zahl der tariflichen Vergütungsgruppen unter 8,50 Euro erneut zurückgegangen

Die Zahl der tariflichen Vergütungsgruppen mit Stundenlöhnen unter 8,50 Euro ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Das ergibt eine aktuelle Auswertung, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung vorlegt. Das WSI-Tarifarchiv untersuchte rund 4.750 Vergütungsgruppen aus 40 Branchen und Wirtschaftszweigen. Im Dezember 2013 sahen 10 Prozent davon Stundenlöhne von weniger als 8,50 Euro vor. Im Dezember 2012 lag dieser Anteil noch bei 11 Prozent, im September 2011 bei 13 Prozent, im März 2010 bei 16 Prozent. „Diese positive Entwicklung zeigt, dass die Gewerkschaften die Situation im Niedriglohnsektor aus eigener Kraft deutlich verbessert haben“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Dr. Reinhard Bispinck. „Dabei hat sicherlich geholfen, dass der von den Gewerkschaften seit langem geforderte und nun endlich beschlossene allgemeine gesetzliche Mindestlohn den Druck auf die Arbeitgeberverbände erhöht hat“, so der Tarifexperte…“ WSI-Meldung vom 06.02.2014 externer Link. Siehe dazu:

  • Immer mehr Tariflöhne übertreffen bereits den Mindestlohn. Gebraucht wird er trotzdem – denn immer weniger Unternehmen zahlen nach Tarif
    Die Zahl der Tariflöhne, die oberhalb des von der Großen Koalition angestrebten Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde liegen, nimmt zu. Diese frohe Botschaft verkündet die gewerkschaftsnahe Hans Böckler-Stiftung. Doch was zunächst so klingt, als sei das Projekt Mindestlohn mittlerweile überflüssig, trügt…“ Artikel von Silvio Duwe in telepolis vom 06.02.2014 externer Link
    Aus dem Text: „… Über die Gesamtsituation der arbeitenden Menschen sagt die Statistik jedoch wenig aus. Denn die Zahl der Beschäftigten, die überhaupt nach einem Tarifvertrag bezahlt werden, nimmt seit Jahren immer mehr ab. So wurden 1998 in Westdeutschland noch 76 Prozent aller Beschäftigten nach Tarif bezahlt. 2012 waren es nur noch 60 Prozent. In Ostdeutschland, wo die Tariflöhne ohnehin deutlich niedriger liegen, waren es sogar nur 48 Prozent. 1998 lag der Wert dort immerhin noch bei 63 Prozent. Tariflöhne oberhalb von 8,50 Euro allein sind somit noch kein Anzeichen dafür, dass die Mehrheit der Beschäftigten auch tatsächlich ein Einkommen zumindest auf dem Niveau des angestrebten Mindestlohnes bezieht. Zudem könnte sich der von der Böckler-Stiftung aufgezeigte Trend dieses Jahr möglicherweise umkehren. Immerhin haben die Unternehmen noch elf Monate Zeit, mit niedrigen Tarifabschlüssen dem drohenden Mindestlohn noch bis 2017 zu umgehen. So lange will es die Regierung den Unternehmen erlauben, den Mindestlohn zu unterschreiten – wenn das in einem Tarifvertrag so festgelegt wird.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=52637
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