Forscherin über 30-Stunden-Woche: „Wir brauchen Zeitkonten“

Die Forderung nach einer 30-Stunden-Woche sei nicht „zielführend“, sagt Forscherin Karin Jurczyk. Sie plädiert für Budgets, „die wir über den Lebenslauf verteilen“. Interview von Eva Völpel in der taz vom 15.02.2013 externer Link

Aus dem Text: „… Wir haben einerseits in immer mehr Feldern der Erwerbsarbeit massive Überforderungssyndrome und Erschöpfungsphänomene – da liegt es für viele Menschen nahe, an Arbeitszeitverkürzung zu denken. Andererseits gibt es eine deutliche Ungleichverteilung der Arbeitszeit zwischen den Geschlechtern und Generationen. Insofern verbirgt sich hinter der Debatte auch die Frage, wie können Frauen und Männer geschlechtergerechter an der Erwerbsarbeit und an der Care-Arbeit, der Betreuung von Angehörigen, teilhaben. (…) Ich finde den Aufruf sehr verkürzt, und das ist mehr als bedauerlich. Wir brauchen unbedingt eine große gesellschaftspolitische Debatte über das Thema. Aber die würde ich am Phänomen der Ungleichverteilung zwischen den Geschlechtern und der Frage der Lebensqualität festmachen. (…) Für mich ist der Ruf nach einer 30-Stunden-Woche nicht zielführend. Das ist eine viel zu starre Schablone. Wir haben doch über das Leben verteilt sehr unterschiedliche Arbeitszeitbedürfnisse, je nachdem, ob die Kinder noch klein sind oder ob wir Angehörige pflegen. Wir bräuchten vielmehr sogenannte Carezeitbudgets, die wir über den Lebenslauf verteilen können...“

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