Hochschulpolitik: Lidls verlängerte Werkbank

Mit Geheimverträgen kapert die Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz die größte Hochschule Baden-Württembergs. Kein vermeidbarer Unfall, sondern Folge der Hochschulpolitik von Ministerin Theresia Bauer. Theresia Bauer wollte von nichts gewusst haben. Als der Senat der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), mit über dreißigtausend Studenten die größte Bildungsinstitution im Land, letzten Sommer dagegen aufbegehrte, dass Präsident Reinhold Geilsdörfer das föderale Hochschulmodell auf Betreiben der mit Lidl verbundenen Dieter-Schwarz-Stiftung am Unternehmenssitz Heilbronn konzentriert, stärkte ihm die Wissenschaftsministerin ostentativ den Rücken. (…) Von einem Klima der Angst und einer Zweiklassengesellschaft an der DHBW war zu dieser Zeit längst die Rede – hier Heilbronn, dort die zusehends geschröpften übrigen Akademien. (…) Klar war schon damals, dass Präsident Geilsdörfer im Februar 2016 nahtlos in die Geschäftsführung der Schwarz-Stiftung wechseln würde. Die vom Lidl-Chef Dieter Schwarz gegründete Stiftung tritt an der DHBW als generöser Mäzen auf und hat dem stetig expandierenden Campus Heilbronn Tausende Quadratmeter Land und ein Ensemble moderner Seminargebäude spendiert. (…) Mit ihrer verfehlten Expansionspolitik hat sich die Ministerin sehenden Auges so stark in die Abhängigkeit der Stiftung begeben, dass sie heute keine selbstbewusste Verhandlungsposition mehr einnehmen kann. Sie braucht schlicht das Geld der Stiftung…“ Artikel von Thomas Thiel vom 09.08.2016 bei der FAZ online externer Link. Neu dazu:

  • Lidl lässt springen: Dieter-Schwarz-Stiftung zahlt Münchner Uni 20 Professuren. Auf Inhalte soll das keinen Einfluss haben New
    Lidl lohnt sich. Allen voran für Firmengründer Dieter Schwarz, der mit seinem Discounter-Imperium zum Multimilliardär und reichsten Deutschen aufgestiegen ist. Von Nutzen ist Lidl auch für die Technische Universität München (TUM). Kurz vor Weihnachten war publik geworden, dass die Dieter-Schwarz-Stiftung der Hochschule 20 Lehrstühle »schenken« werde. Ja, so nobel ist der gute Herr Schwarz. 1999 hatte er sich aus der Konzernleitung zurückgezogen und seine Anteile steuermindernd auf seine Stiftung übertragen. Mit dem Geld, das dem Fiskus dabei durch die Lappen ging, »fördert« er seither eifrig Bildung, Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur. Denn »dort, wo Gesellschaft und Wirtschaft Anforderungen stellen, die staatliche Organe oder Anbieter nicht oder nicht ausreichend erfüllen können, beginnt das Wirken der Stiftung«. (…) Schwarz’ »Spendierlaune« freut derweil nicht jeden. Elke Hahn von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bayern findet die Dimension und die Einseitigkeit des Vorgangs »verdächtig« und sprach in der Presse von »Einkaufen in die Universität«. Auch sei die BWL »nicht gerade die kritischste aller Wissenschaften«. Laut Verena Osgyan von der Grünen-Fraktion im Münchner Landtag drohe eine »erhebliche Unwucht im wissenschaftlichen Gefüge«. Es könne nicht angehen, »dass sich wirtschaftsnahe Stiftungen Privatprofessoren an öffentlichen Hochschulen halten«. Für die CSU-Staatsregierung geht das schon. Das Wissenschaftsministerium pries den Deal als »Ausweis von Leistungsfähigkeit«, der »höchste Anerkennung« verdiene. Die Lehr- und Forschungsinhalte verblieben aber beim künftigen Lehrstuhlinhaber – ja freilich!“ Beitrag von Ralf Wurzbacher bei der jungen Welt vom 22. Januar 2018 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=102554
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