[Berufsbildungsbericht 2018] Azubis: Niedrige Vergütungen sorgen für hohe Abbrecher-Quoten

Wer nicht ausbildet wird umgelegtIn Kürze wird der Berufsbildungsbericht 2018 veröffentlicht. Die Süddeutsche Zeitung berichtet vorab: Im Jahr 2016 wurden rund 146.000 Ausbildungsverträge vorzeitig beendet. Besonders hoch sind die Abbrecher-Quoten in Branchen mit niedrigen Ausbildungsvergütungen. „Viele steigen vorher aus, da sie mit der kargen Vergütung nicht über die Runden kommen“, sagt DGB-Vize Elke Hannack. „Dort wo die Vergütung besonders niedrig ist, sind die Abbrecherquoten extrem hoch. Im Friseurhandwerk starten pro Jahr im Schnitt etwas mehr als 10.000 Jugendliche ihre Ausbildung, aber nur gut 5.000 Azubis absolvieren letztlich die Prüfung“, so Hannack. „Damit ist weder Betrieben noch Jugendlichen geholfen. Die im Koalitionsvertrag enthaltene Mindestvergütung für Azubis wäre ein wirksames Instrument gegen Ausbildungsabbrüche. Die Koalition muss sie schnell um setzen.“...“ DGB-Meldung vom 04.04.2018 externer Link – siehe dazu 2 Kommentare:

  • Logische Folge. Ines Wallrodt über hohe Abbrecherquoten in der Ausbildung
    Eigentlich sind es beliebte, wenn nicht gar Traumberufe für Jugendliche: Koch, Friseur, Restaurantfachkraft. Deshalb beginnen sie der kargen Bezahlung zum Trotz eine Ausbildung. Friseure bekommen im ersten Lehrjahr zwischen 210 und 450 Euro pro Monat, die anderen genannten unwesentlich mehr. Wo es einen Tarifvertrag gibt, ist alles etwas besser. Aber wo ist das in der Gastronomie und im Friseurhandwerk schon der Fall? Vielleicht würden Azubis die miserable Bezahlung sogar in Kauf nehmen, wenn der Job ansonsten Spaß macht. Doch der Spaßfaktor in Salons und Restaurants ist ähnlich niedrig wie die Vergütung. (…) am niedrigsten ist die Abbrecherquote in Berufen, wo Vergütung und Ausbildungsbedingungen stimmen. Den brüllenden Chef kann man nicht verbieten, doch der Gesetzgeber kann durchaus etwas beitragen. Die Mindestvergütung für Azubis ist ein Ansatzpunkt, die Stärkung der Tarifbindung ein weiterer. So lange sich hier nichts bewegt, hilft eben nur die Desertion.“ Kommentar von Ines Wallrodt vom 05.04.2018 beim ND online externer Link
  • Trotz mieser Bezahlung und lausiger Arbeitszeiten: Immer mehr Azubis brechen Ausbildung ab
    Was ist nur mit der Jugend von heute los? Trotz mieser Bezahlung und lausiger Arbeitszeiten wird laut dem Entwurf für den Berufsbildungsbericht 2018 mehr als jede vierte berufliche Ausbildung in Deutschland abgebrochen. In bestimmten Branchen liegen die Abbrecherquoten sogar noch deutlich höher. Die Arbeitgeber sind ratlos.„Es ist einfach zum Haareraufen!“, seufzt Hotelchef Peter Hähnlein aus Halberstadt. „Über die Hälfte unserer Koch-Azubis bricht vorzeitig ab. Seit wann reichen schlechte Arbeitsbedingungen und unterirdische Bezahlung in Höhe von 460 Euro monatlich nicht mehr als Motivation?“ Hähnlein ist nicht der einzige Arbeitgeber, der vor einem Rätsel steht: Selbst in so prestigeträchtigen Berufen wie Restaurantfachkraft (1. Lehrjahr: 440 bis 710 Euro), Friseur (210 bis 450 Euro) oder Sicherheitskraft (410 bis 720 Euro) brechen Lehrlinge immer häufiger vorzeitig ab. Knut Bentheim, Chef einer Sicherheitsfirma aus Baden-Baden fehlt dafür jedes Verständnis: „Der Jugend von heute fehlt es offenbar an der Bereitschaft, drei Jahre lang die gleichen Tätigkeiten auszuüben wie ausgelernte Kollegen und sich dafür mit einem Hungerlohn abspeisen zu lassen!“ Mysteriöserweise ist die Abbruchrate ausgerechnet bei jenen Jobs besonders hoch, bei denen nicht nur während der Ausbildung schlecht bezahlt wird, sondern auch nach ihrem erfolgreichen Abschluss…“ Der Postillon am 4. April 2018 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=130160
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