BMW-Motorradwerk Berlin: Logistik-Werkvertrag ohne Tarifbindung

Aus zuverlässiger Quelle hat LabourNet Germany aus dem BMW-Motorradwerk einen Bericht erhalten mit Zitaten aus einem Interview mit dem 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Verwaltungsstelle Berlin, Klaus Abel, vom 24. September 2015, und über den Sachverhalt Logistik-Werkvertrag auf der Betriebsversammlung im BMW-Motorradwerk Berlin am 23. September 2015. Siehe die Zitate und den Sachverhalt

BMW-Motorradwerk Berlin: Logistik-Werkvertrag ohne Tarifbindung

Während die IG Metall bundesweit in vielen großen Zeitungen (z. B. am 21. September 2015 in der „Berliner Zeitung“) halbseitige Anzeigen schaltet, „Den Missbrauch von Werkverträgen stoppen – jetzt handeln“, unterschrieben u. a. auch von Manfred Schoch, dem Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats der BMW AG, und in einer Kampagne zum 7. Oktober als „Tag gegen prekäre Arbeit“ bundesweit zu Aktionen aufruft, sagt der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, Verwaltungsstelle Berlin, am 24. September in „Abendschau“ und „Aktuell“ des regionalen Fernsehsenders „rbb“ die nachstehenden Sätze, nachdem auf der Betriebsversammlung im Berliner BMW-Motorradwerk am Vortage, am 23. September, zur Sprache gekommen war, dass die Firma „Logwin“ – die zur „Delton AG“ gehört (und diese gehört zu 100 % dem BMW-Großaktionär und stellvertretenden Vorsitzenden des BMW-Aufsichtsrats, Stefan Quand) – für den Logistik-Bereich im Berliner BMW-Werk Staplerfahrer und Lagerarbeiter sucht, obwohl die Firma „Logwin“ keinen Tarifvertrag mit der IG Metall abgeschlossen hat.

IG Metall-Aktionstag gegen missbräuchlichen Einsatz von Werkverträgen
Zu den Aussagen des 1. Bevollmächtigten der IG Metall Klaus Abel

  • rbb Abendschau, 24. September 2015, 19:30
    „… konkret haben wir bei BMW erreicht, dass der Vorstand sich verpflichtet hat, nur Logistikunternehmen im Betrieb zu beschäftigen, die auch mit uns einen Tarifvertrag haben.“
  • rbb Aktuell, 24. September 2015, 21:45
    „BMW richtet ein neues Logistikzentrum ein. Über 100 Millionen werden investiert. Das ist gut. Was schlecht ist, bisher haben die Beschäftigten von BMW die Logistik gemacht. Jetzt soll es fremdvergeben werden. … Was wir erreichen konnten ist, dass der BMW Vorstand zugesagt hat, die Logistikunternehmen müssen einen Tarifvertrag mit uns machen als IG Metall, so dass wir tarifliche Regelungen treffen können und Lohndumping verhindern können.
    Bei BMW, wie gesagt, gibt es die Zusicherung des Vorstands, Logistiker kriegen nur dann die Aufträge, wenn sie mit uns Tarifverträge haben.“

Diese Aussagen können so nicht stehen gelassen werden. Hr. Abel war zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt, dass dieser Verpflichtung im Berliner BMW Werk nicht nachgekommen wird.
Das wurde auf der Betriebsversammlung im BMW Werk Berlin am 23. September 2015, im Beisein von Hr. Abel bereits bewiesen.

Es wurde belegt, dass die Firma LOGWIN „im Rahmen eines Neugeschäftes für einen namhaften Motorradhersteller … in Berlin Spandau“ Staplerfahrer und Lagerarbeiter sucht.

Es wurde weiter belegt, dass die Firma LOGWIN keine tarifvertragliche Regelung mit der IG Metall hat.

Und es wurde aufgeklärt, dass hier anscheinend weggesehen wird, weil die Firma LOGWIN zur Delton AG gehört. Und die Delton AG gehört zu 100 Prozent dem BMW Großaktionär und stellv. Vorsitzenden des BMW-Aufsichtsrats Stefan Quandt.

All diese Belege wurden weder kommentiert noch dementiert.

Nicht von dem anwesenden Mitglied des Vorstands Hr. Schaller, Leiter BMW Motorrad.
Nicht vom Werksleiter Berlin Hr. Sielemann, der „weiß wie die Wand“ wurde.
Auch nicht vom Betriebsrat.

Und ebenfalls nicht vom 1. Bevollmächtigten der IG Metall Klaus Abel.

Im Übrigen handelt es sich bei den beabsichtigten tariflichen Regelungen auch nicht um den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. Anders als beim Equal-Pay für die Zeitarbeiter, muss das nicht der Tarif sein, nach dem BMW selbst zahlt. Die Unternehmen müssen sich nur selbst mit der IG Metall auf einen Firmentarif einigen.

Es geht hier einzig um Haustarifverträge, nicht um den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. Und die IG Metall wird sich hier – nach ihrer eigenen Aussage – flexibel zeigen und für jede Firma ein adäquates Tarifmodell finden.

Siehe zum Hintergrund: Schluss mit Mehrklassengesellschaft im Betrieb. Bundesweiter Aktionstag gegen Werkverträge am 24. September 2015

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=86984
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