Auf dem Planeten des Prekariats: Düstere Arbeitswelten in der Science Fiction

St. PrekariusWenn der Krieg gegen die berufstätige Mittelschicht geschlagen ist und der Rust Belt den Durchmesser des Äquators hat, ist das Ende der Geschichte erreicht  (…)Prognosen im eigentlichen Sinne sind das nicht, dafür ist der Futurismus zuständig. Das Wesen der Science Fiction ist es vielmehr, Bilder und Metaphern für die Themen zu finden, die uns zur Zeit beschäftigen. Nimmt man aktuelle SF-Werke als Seismometer, dann ist dies vor allem die tief sitzende Angst vor einer sozioökonomischen Entwicklung, die auf schlechte Zeiten noch schlechtere folgen lassen könnte. (…) Die Überlebensstrategien im Prekariat der Zukunft ergeben düstere bis tragikomische Bilder: Der Israeli Lavie Tidhar lässt in seinem Episodenroman Central Station die Cyborg-Soldaten eines vergessenen Krieges am Fuße des Weltraumfahrstuhls um neue Ersatzteile betteln. Und US-Autor Will McIntosh findet in Wie die Welt endet das vielleicht eindringlichste Bild: Am Rande von Highways fangen Jugendliche mit kleinen Windrädern den Fahrtwind ein, den ihnen die Limousinen der Oberschicht ins Gesicht blasen. Den gewonnenen Strom verkaufen sie an die Inhaber kleiner Läden, den letzten verbliebenen Rest der Mittelschicht. (…) In Matrix dienen die Menschen den Maschinen als lebende Batterien – tiefer kann man nicht mehr sinken, sollte man meinen. Doch auch wenn es zynisch klingt: Als Batterien erfüllen sie immerhin noch einen Zweck. In neueren Werken wird die Angst vor der Versklavung vom noch schrecklicheren Gefühl abgelöst, ganz einfach zur Seite geschoben und vergessen zu werden…“ Artikel von Jürgen Doppler vom 29. April 2018 bei Der Standard online externer Link

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