Sei ganz du selbst und immer für uns da. Neue Bilder vom arbeitenden Menschen

Quelle: Artikel von Katja Kullmann in ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis vom 21.12.2012 externer Link

Die Elbe hat ein südliches und ein nördliches Ufer. Auf beiden Seiten des Flusses wird Geld verdient, wird geschafft und geschuftet. Am Südufer tobt die alte Arbeit – am Nordufer die neue. Unten, am Südufer, poltert, quietscht und rumpelt es. Tonnenschwere Container werden dort herumgeschoben, Tag und Nacht. »Wie riesig, rau und roh!«, staunen Hamburg-TouristInnen, wenn sie in zierlichen Barkassen an Tankern entlang schaukeln, die wie schwimmende Hochhäuser wirken. Jede Hafenrundfahrt führt Kräne und Docks vor wie Sensationen. Menschen sind in jener Gegend kaum zu sehen. Sie müssen irgendwo im Metall stecken, wo sie Hebel bewegen, Schrauben festzurren oder andere altmodische, grobe Dinge tun. Hell, sauber und ruhig geht es am nördlichen Elbufer zu. Hier hat die Hafencity sich aufgebaut, hier steht seit 2009 das Unilever-Haus – »das beste Bürohaus der Welt«, wie eine internationale Architektenjury befand. Im Vergleich zu den stumpf lackierten Docks funkelt es wie ein Fake-Diamant: Glasfronten, Lichtspiele. Es könnte auch ein Casino in Las Vegas sein oder eine Shopping Mall in Shanghai. Schon wenn man das Gebäude von Weitem sieht, versteht man: Hier wird mit sauberen Händen agiert, auf blank polierten Fußböden. Die Menschen, die hier ein- und ausgehen, sprechen bestimmt fließend Englisch. Sie werden weiße Zähne haben, gute Manieren, klare Lebensziele und auch sonst kaum Sorgen. Manchmal kann man beobachten, wie sie aus dem Glitzerklotz heraustreten und ihn umtraben – joggende Angestellte. »Es gehört einfach zum Arbeiten dazu, diese Entspannung zwischendurch«, sagt ein Unilever-Manager. »Arbeiten, Pause, Arbeiten, Pause: Das ist das, was den Kopf wieder freimacht, das ist das, was dazu führt, dass man eine vernünftige Performance bringt.«…

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