Betriebsbesichtigung mit der Frankfurter Sonntagszeitung: Moderne Arbeitsplätze – und Arbeiter, wie man sie braucht

Am Ende der Legislaturperiode, kurz vor der Wahl, wirbt die Kanzlerin höchstpersönlich mit den Erfolgen ihrer Regierungstätigkeit: „Es waren vier gute Jahre für Deutschland, … 1,9 Millionen mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse … als 2009, darunter 1,2 Millionen Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse, die Frauenerwerbstätigkeit hat ebenfalls zugenommen. 700 000 mehr Menschen im Alter von 60 bis 65 sind noch in Arbeit.“
Wie solche Arbeitsplätze aussehen, die von der Regierung als Segen für Deutschland gefeiert werden, hat die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vorgeführt. Sie lässt das sonntäglich gestimmte Publikum hautnah teilhaben am Arbeitsalltag der Bandarbeiterin Lissi – keine „prekär“ Beschäftigte, sondern langjährige Stammarbeiterin, Vollzeitkraft und sozialversicherungspflichtig angestellt. Was die Arbeiterin, die von der FAS interviewt wird, über ihr „Beschäftigungsverhältnis“ zu erzählen hat, geben wir auszugsweise wieder
…“ Beitrag aus Gegenstandpunkt 4-13 vom 19. Januar 2014 externer Link

  • Aus dem Text: „… So sieht sie also aus, die hochgelobte sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung: Stundenlanges Aushalten stupider Handgriffe, angepasst an das vorgegebene Maschinentempo, das ganze Leben reduziert auf die trostlosen Alternativen, die der Schichtplan festlegt. Das Interview zeichnet anschaulich das Bild einer Arbeit, die sich niemand freiwillig aussucht. Was allerdings überhaupt nicht vorkommt, ist der Grund, warum solch miese Arbeitsverhältnisse sein müssen – und zwar massenhaft. Nun ist es nicht so, dass das der FAS-Redaktion oder sonst wem in der Nation nicht bekannt wäre: Solche Arbeitsplätze gibt es, weil ein kapitalistisches Unternehmen damit einen Gewinn erzielen will. Darauf kommt es an, das ist das maßgebliche Interesse und der Zweck der ganzen produktiven Tätigkeiten hierzulande, und der ist – nicht nur der FAS-Redaktion – so selbstverständlich, dass darüber kein einziges Wort verloren werden muss bei einem authentischen Ausflug in die Welt der Arbeit. (…) Das gefällt der FAS bei ihrer Besichtigung der Arbeitswelt. Wo die Betroffene mit ihren Dementis ein Zeugnis ihres angestrengten Bekenntnisses ablegt, die eigene Lebenslage schön zu reden, ergreift dieses Blatt die Gelegenheit, gelungene geistige Unterwerfung als vorbildlichen Charakterzug zu würdigen…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=51258
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