Liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Montag, 11. August 2003:
I. Diskussion: Wirtschaftspolitik und Gewerkschaften / Arbeitsmigration
`Out of Control´. 6. Antirassistisches Grenzcamp 31.07. - 10.08. 2003 in Köln
- Samstag, 9.8.03, stürmte die Polizei das 6. Antirassistische Grenzcamp.
"350 CamperInnen wurden vorübergehend festgenommen und "erkennungsdienstlich"
behandelt. Die Rechtsanwältin Annie Pues: " Die Rechtfertigung der
Polizei für die Einkesselung und Stürmung des gesamten Camps war,
potentielle Störer von der gestrigen Nazi-Demo fern zu halten. Die Polizei
behauptet, die CamperInnen hätten gegen das Versammlungsgesetz verstoßen.
Diese Situation ist jedoch von der Polizei selbst geschaffen worden, als sie
die Versammlung, gemeint ist das Grenzcamp, für aufgelöst erklärte."..."
Link
zur Presseerklärung zur Stürmung des 6. Antirassistischen Grenzcampsvom
10.8.03
- In Leipzig, Hamburg und Dresden gab es Soli-Demos fürs Grenzcamp. Und:
"In Solidarität mit den CamperInnen, als Protest gegen den brutalen Polizeieinsatz
und die Kriminalisierung von AntirassistInnen und als Zeichen, dass wir es
uns nicht nehmen lassen gegen das rassistische Grenzregime zu protestieren,
werden wir das antirassistische Grenzcamp heute Abend in Berlin fortsetzen!
Treffpunkt: 19 Uhr, Alexanderplatz am Brunnen der Völkerfreundschaft".
Link zur
detaillierteren Information. Das Grenzcamp geht übrigens auch in
NRW weiter: "auf einem überregionalen treffen am sonntag im bahnhof
langendreer wurde besprochen, wie auf die räumung des grenzcamps in köln
reagiert werden soll und wie antirassistische themen dabei mit vermittelt
werden können. es gibt die idee ab donnerstag dieser woche nrw-weit eine
camptour unter dem motto grenzcamps überall! zu machen. jeden tag (über
mehrere tage hinweg) soll es in wechselnden städten möglichst zentral
ein camp (also symbolisch zelte aufbauen, vokü, musik etc.) geben, auf
dem auch ein film vom grenzcamp in köln gezeigt wird. zur vorbereitung
der aktion wird es am dienstag, um 19.30 im druckluft in oberhausen ein weiteres
treffen geben. es ist wichtig, dass leute aus möglichst vielen städten
kommen, da die aktion erst richtig erfolgreich wird, wenn tatsächlich
jeden tag in einer anderen stadt was läuft."
- "Stress". Link
zum Videobericht von Kanal B vom 9.8.03
- Es geht nicht um die Schwarzarbeit.Oder doch? Ein Streitgespräch beim
Grenzcamp in Köln: Über die Forderung »Offene Grenzen für alle«
und Arbeitsmigration, über Sklavenhalter, Dumpinglöhne und die Rolle
der Gewerkschaften. "... Die zentrale Forderung der Teilnehmer beim »Grenzcamp«
in Köln war die Öffnung aller Grenzen. Diese Forderung verteidigen
auch Birgit Beese und Gerda Heck vom Arbeitskreis »Arbeit und Migration«.
Aber was für konkrete Konsequenzen hätte eine solche Politik? Wilhelm
Schmitz vertritt als Geschäftsführer der Industriegewerkschaft BAU
im Bezirk Köln-Bonn eine Position, die sich stärker an der Realität
orientiert. Die Verteidigung der Tarifpolitik fordere auch zum sozialen Schutz
der ausländischen Kollegen eine Kontrolle der Migration..." Link
zum Streitgespräch, moderiert von Jedrik Scholz, in der Wochenendbeilage
von junge Welt vom 09.08.2003
- 14. Internationale Organisation für Migration (IOM) öffentlich
gebrandmarkt. Kundgebung + Demo am Bonner IOM-Büro. "An der Bonner Niederlassung
der Internationalen Organisation für Migration (IOM) versammelten sich
heute gegen Mittag etwa 300 Menschen. Sie hielten eine Kundgebung ab und zogen
anschließend als Demonstrationszug durch die Stadt. (...) "Die
IOM", so Dr. Franck Düvell, "muss als Abschiebeunternehmen
angesehen werden." Düvell ist einer von mehreren zur Veranstaltung
angereisten Experten, seines Zeichens Migrationssoziologe und Dozent am Zentrum
für europäische Studien in Bremen sowie an der University of Exeter.
(... ) Weiterhin wies er darauf hin, dass aus den Berichten von "amnesty
international" und "Human Rights Watch" hervorgehe, dass die
IOM die Genfer Flüchtlingskonvention und zahlreiche Artikel der Menschenrechtskonvention
missachte...." Link
zum Demobericht von Winnie Medina, Camp Pressegruppe [2003-08-08]
Siehe dazu auch:
II. Diskussion: (Lohn)Arbeit und Erwerbslosigkeit / Aktionen
und Proteste
- Arbeitsmarktpolitische Aktionen des 6. Antirassistischen Grenzcamps
- Ackern für Deutschland Antirassistisches Grenzcamp protestiert
mit. "TeilnehmerInnen des 6. Antirassistischen Grenzcamps besuchten heute
morgen [8.8.03] die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in
Bonn. Bei der ZAV, die unter anderem für das Anwerben von SaisonarbeiterInnen
für die Landwirtschaft zuständig ist, luden die AktivistInnen
Gemüse ab. Damit markierten sie die ZAV als Serviceagentur für
Niedrigstlöhne und Ausbeutungsverhältnisse. "Fünf
Euro brutto die Stunde, davon noch Abzüge für Unterkunft und
Essen sowie eigene Zahlung der An- und Abreise... Wer würde für
diesen Hungerlohn 12 Stunden und mehr pro Tag schuften? Von den Fällen
von Lohnbetrug und unbezahlten Überstunden abgesehen, bei denen sich
die ZAV einen Dreck drum schert, dass hier Vertragsbedingungen verletzt
werden, und munter weitervermittelt..." so der Kommentar von Olivier
Chabrol, einem beteiligten Aktivisten...." Link
zur Camp-Pressemeldung vom 8.8.2003
- "Wir fordern mit Wonne, Hartz in die Tonne!" Job-Center des Arbeitsamtes
Köln besetzt. "60 Personen haben heute morgen um 11 Uhr für
kurze Zeit das Job-Center des Arbeitsamtes Köln, Luxemburger Straße,
besetzt. Das Kölner Job-Center ist das bundesweite Pilotprojekt für
die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Mit der Aktion wurde
sich gegen den Sozialabbau und die Diskriminierung gewendet, die mit dieser
Zusammenlegung verbunden sind. Das Job-Center steht für die zwangsweise
Zuteilung von Jobs an Arbeitslose, in denen sie runterqualifiziert werden
und dann auch viel weniger Geld bekommen. Es vermittelt Arbeitslose als
"PraktikantInnen" und damit ohne Bezahlung an Zeitarbeitsfirmen. Die politische
Vorgabe lautet, ständig steigenden Druck auf Arbeitslose und Beschäftigte
auszuüben. Arbeitslose sollen sich für immer unattraktiver werdende
Jobs in immer ungeregelteren Arbeitsverhältnissen bereit halten...."
Link
zur Camp-Pressemeldung vom 8.8.2003
- Aktionskonferenz kritischer Gewerkschafter: Widerstand auch ohne Spitzenfunktionäre?
Link
zum Interview von Daniel Behruzi mit Stephan Kimmerle in junge Welt vom 11.08.2003.
Stephan Kimmerle gehört zum Vorbereitungskreis für die von Gewerkschaftslinken
und Anti-Hartz-Bündnissen initiierte Aktionskonferenz, die am 16. August
in Frankfurt/Main stattfinden wird
- Übersicht
über regionale Anti-Hartz-&-Co-Bündnisse
- NRW: Bündnis "Soziale Bewegung NRW" startet
mit vielen Initiativen und Gewerkschaften. Landesweite Aktionskonferenz
für soziale Gerechtigkeit im Herbst. Gründungsbericht
vom 8.8.2003. "Gegen die große Koalition der Sozialräuber!"
Für den 6. September 2003 ruft das Anti-Hartz-Bündnis NRW zu
einer landesweiten Demonstration in Düsseldorf auf!
- Bielefeld: Soziale Zukunft in Bielefeld. "Am vergangenen Montag
konstituierte sich ein »Soziales Forum Bielefeld«. Es will sich zukünftig
vehement und von links in den Sozialabbau einmischen. Das besondere: Offen,
flexibel und breit soll es sein...." Link
zum Bericht von Manfred Horn vom 30.07.2003
- Düsseldorf: Presseerklärung
vom Anti-Hartz-Bündnis Düsseldorf zum 13.August vom 8.8.2003
(pdf-Datei). Aus dem Text: "13. August 1961: Der Bau der Mauer trennt
Ost- und Westberlin. 13. August 2003: Eine neue Mauer soll beschlossen
werden, die das Land in arm und reich, in oben und unten trennt! (...)
Gegen Hartz-Pläne & Co., gegen die Agenda 2010, gegen die Gesundheits"reform"!
Am 13. August 2003 sollen im Bundeskabinett die Hartz-Gesetze (3 und 4)
verabschiedet werden. (...) Am 11. September sollen die Gesetzespläne
vom Bundestag beschlossen werden! Alle gerecht denkenden Menschen, Gewerkschaften,
Sozialverbände, Kirchen sind aufgerufen zum Protest gegen die geplanten
Gesetzesänderungen und zur Unterstützung unserer Forderungen!..."
III. Diskussion: (Lohn)Arbeit und Erwerbslosigkeit / "realpolitische" Modelle
der Sozial- und "Beschäftigungs"politik / Arbeitsamt
und Arbeitszwang
- Clement plant harte Strafen für Arbeitsverweigerer. "Wirtschaftsminister
Wolfgang Clement will Arbeitslose bestrafen, wenn sie die Annahme eines Jobs
verweigern. Bei wiederholter Ablehnung sollen sie statt Geld nur noch "Sachleistungen"
- etwa in Form von Lebensmittelgutscheinen - erhalten. Langzeitarbeitslose
sollen nach den Reformentwürfen künftig eine pauschalierte Grundsicherung
von 345 Euro monatlich im Westen und 331 Euro im Osten erhalten. Arbeitsverweigerer,
die einen angebotenen Job ablehnen, müssen für drei Monate mit einer
Leistungs-Kürzung von 30 Prozent rechnen. Das sind rund 100 Euro, wie
aus dem überarbeiteten Gesetzentwurf Clements zur Zusammenlegung von
Arbeitslosen- und Sozialhilfe hervorgeht. Am kommenden Mittwoch sollen die
Gesetzentwürfe ins Bundeskabinett, Mitte kommenden Jahres das neue Leistungsrecht
gelten..." Link
zum Artikel in ftd.de vom 8.8.2003
- So soll die Job-Vermittlung optimiert werden. Nachhilfe für den Arbeitswillen
/ Betreuer entlasten / Betroffene stärker fördern / Verweigerer
bestrafen. Link
zum Artikel von Helmut Maier-Mannhart in Süddeutsche Zeitung vom 11.08.2003
- Zwangsarbeit zumutbar. Einige hartnäckige Legenden und die tatsächliche
Brutalität der »Reform« von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. "In der Debatte
über die geplante Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe
tritt neben den von der Regierung, von Unternehmern, CDU/CSU und FDP
propagierten sozialen Gemeinheiten auch eine erstaunliche Unkenntnis
über das schon lange geltende Arbeitslosenrecht zutage in den
Medien, aber auch in der Bevölkerung..." Link
zum Artikel von Hans Peter in junge Welt vom 09.08.2003
IV. Diskussion: (Lohn)Arbeit und Erwerbslosigkeit / "realpolitische" Modelle
der Sozial- und "Beschäftigungs"politik / PSA
und andere Sklavenhändler
Zitat der Woche:
"DGB-Tarifverträge setzen neue Standards in der Zeitarbeit
(...) Bisher wurde mit dem Begriff "Zeitarbeit" häufig Lohndumping verbunden.
Damit ist es nun vorbei. Die Tarifverträge sorgen für eine neue Qualität
in der Zeitarbeitsbranche. (...) Reinhard Dombre, Verhandlungsführer der
DGB-Gewerkschaften sagt: "Durch diesen Abschluss wird die Zeitarbeits-Branche
zu einem ganz normalen Wirtschaftszweig"."
So die Überschrift einer Meldung des DGB (ohne Datum). Weiter im Text:
"Der Bundesverband Zeitarbeit e. V. (BZA) und die Tarifgemeinschaft Zeitarbeit
des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hatten sich am 11. Juni nach fünf
Verhandlungsrunden auf einen Tarifvertrag geeinigt, der den Beschäftigten
spürbare Verbesserungen bringt. Auch mit dem Interessenverband Deutscher
Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) wurden erfolgreich Tarifverträge verhandelt.
Die Tarifverträge treten zum 1. Januar 2004 in Kraft, können aber
von den Zeitarbeitsfirmen und den Personal Service Agenturen (PSA) schon vorher
angewandt werden...." Link
zur Sonderseite beim DGB mit allen Tarifverträgen
und
- Clement lockert Auskunftspflicht für Zeitarbeitsunternehmen. "Das
Wirtschaftsministerium hat die rechtlichen Bedingungen für die Zeitarbeitsbranche
gelockert. Entleihende Betriebe müssen ihren Zeit- und Leiharbeitnehmern
künftig keine Auskunft mehr über die Arbeitsbedingungen - etwa die
Entlohnung - der Stammbelegschaft geben, wenn es einen Tarifvertrag für
die Zeitarbeiter gibt. Das geht aus dem Entwurf für das dritte Gesetz
für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz-III-Gesetz) hervor.
Es soll am 13. August das Kabinett passieren und 2004 in Kraft treten. Nach
bisherigem Recht sind entleihende Unternehmen verpflichtet, Beschäftigten,
die nur für ein paar Wochen bei ihnen angestellt sind, genaue Auskunft
über Verdienste, Arbeitszeiten und sonstige Vertragsbedingungen der Stammbelegschaft
zu geben. Die Auskunftspflicht wird vielfach als Einstellungshemmnis beklagt.
80 Prozent der kleineren Unternehmen hätten die Auskunftsverpflichtung
in Umfragen als Ursache dafür genannt, dass sie keine Zeitarbeitnehmer
mehr einstellen wollten, teilte der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen
(IGZ) mit...." Link
zum Artikel von Birgit Marschall in FTD vom 5.8.2003
- Firmen kritisieren Zeitarbeit für Arbeitslose. Die den Arbeitsämtern
angegliederten Zeitarbeitsagenturen für Arbeitslose (PSA) geraten immer
mehr in die Kritik. Ihnen wird unter anderem Lohndumping vorgeworfen. "Die
Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände hat für Dienstag führende
Vertreter von Zeitarbeitsunternehmen eingeladen, um Forderungen wie die Abschaffung
der gerade erst eingerichteten PSAen zu besprechen. Ihnen wird vorgeworfen,
die Arbeitsamtzuschüsse in Höhe von durchschnittlich 1000 Euro pro
Arbeitslosen für Lohndumping zu missbrauchen. Teilweise würden sie
Entleihfirmen nur Stundenlöhne von knapp 4 Euro berechnen...." Link
zum Artikel von Maike Rademaker und Meike Schreiber in FTD vom 11.8.2003
- "Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter rührt Euch!" Vorstellung
der Zeitarbeitstreffen des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt München
V. Branchen: Sonstige Industrie / Knastarbeit
Strafvollzug und Arbeitszwang. Artikel
von Thomas Meyer-Falk
"Im Folgenden soll die Notwendigkeit einer (inter-)nationalen Kampagne gegen
die heute existierende Zwangarbeit in Gefängnissen erläutert werden.
In einer Einführung (A) wird der juristische Hintergrund der Arbeitspflicht
in Gefängnissen dargestellt um sodann im Hauptteil (B.), die Notwendigkeit
einer innerhalb wie außerhalb der Gefängnisse zu führenden Kampagne
gegen den Arbeitszwang zu begründen. Am Ende (C.) wird ein kurzer Ausblick
gegeben werden, wie eine internationale Kooperation in diesem Bereich aussehen
könnte...."
VI. Über uns
Reparaturbetrieb? LabourNet Germany will den Gewerkschafte(r)n auf die Sprünge
helfen. Link
zur Kolumne von Mag Wompel in junge Welt vom 09.08.2003
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Der virtuelle Treffpunkt der Gewerkschafts- und Betriebslinken
The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace