Liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Montag, 7. Juli 2003:
Die Debatte um die (Selbst?)Demontage der IGM beschäftigt nicht nur (frohlockend)
die Medien - sie geht, was in erster Linie politische Inhalte und erst in zweiter
Linie Personen anbelangt, alle GewerkschafterInnen an. Und was Personen angeht:
den Gewerkschaftstag kann sich die IG Metall sparen, denn Handelsblatt hat eine
Umfrage zu Rücktritt und Kandidatur gestartet - so geht es auch?
Für alle gelten sollte auch - zur Aufmunterung - das Zitat der
28. Woche:
"Niedriglohn und Leiharbeit - dafür haben wir keine Zeit"
Entnommen aus dem Flugblatt zur Eröffnung von PSA vom Rhein-Main Bpndnis
gegen Sozialabbau und Billiglöhne (zu finden unter Diskussion: (Lohn)Arbeit
und Erwerbslosigkeit / Arbeit, Arbeit, Arbeit - "realpolitische" Modelle der
Sozial- und "Beschäftigungs"politik / PSA
und andere Sklavenhändler)
a) Nachtrag der Informationen
- Resolution
der gemeinsamen Tarifkommission für die Metall- und Elektroindustrie
in Sachsen, Brandenburg und Berlin (TG II) vom 29. Juni 2003 (pdf-Datei)
- Richtigstellung: "als im Umfeld von Automobilzulieferern tätiger Unternehmensberater
möchte/muß ich auf folgendes hinweisen: Es hat keinerlei streikbedingte
Produktionsausfälle bei westdeutschen Autoherstellern gegeben. Das ist
den Betriebsratsvorsitzenden sowie den Herren Zwickel und Huber, die den Streikenden
und den Herren Düvel und Peters in den Rücken gefallen sind, auch
sehr genau bekannt. (...) Die Kausalkette Streik bei ZF Brandenburg ->
fehlende Getriebe für die BMW-3er-Reihe -> Kurzarbeit kann es schon
deshalb nicht geben, weil ZF Brandenburg zwar Getriebe für BMW baut,
nicht aber für die 3er-Reihe(!).
Der Streik ist nicht gescheitert. Sein vermeintliches Scheitern wurde vielmehr
von Zwickel/Huber und ihren Verbündeten, allesamt bereits seit längerem
erklärte Gegner "unflexibler Flächentarife" und selbsternannte
Spezialisten für Haustarife, bewußt inszeniert...." Richtigstellung
von Carl von Lüderitz
- Wir velinkten vorletzte Woche folgenden Beitrag: "Freunde, Feinde, Kollegen.
Beim Kolbenringhersteller Federal Mogul ist der Arbeitskampf gescheitert.
Streikende und Streikbrecher nähern sich wieder vorsichtig einander an."
Artikel von Michael Bartsch in der taz vom 25.6.2003. Nach Aussagen von Augenzeugen
ist dieser Bericht ungenau und an einigen Stellen auch falsch. "Wir wissen
aus mehreren einstweiligen Verfügungen, dass von den insgesamt 340 Beschäftigten
exakt 127 Streikbrecher im Betrieb waren, während wir (nach anfänglichen
Schwierigkeiten) das sehr weiträumige Gelände wirksam umstellt hatten.
Diese Streikbrecher sind z.T. durch Löcher im Zaun gekrochen. Einige
wenige sind früh am 1. Streiktag, über das Nachbargelände eines
mit dem Geschäftsführer von Federal-Mogul eng zusammenarbeitenden
Container-Betriebs-Geschäftsführers, in den Betrieb gelangt bis
auch diese Stelle durch beherzte Streikposten verstopft war. Wie gesagt, inklusive
der zahlreichen Hubschraubereinsätze und gerade mithilfe von ihnen, waren
127 streikbrechende Kollegen im Betrieb und mussten dort auch auf Anweisung
des Chefs schlafen. Das war in keinem Fall die Mehrheit der Belegschaft."
- Und damit sie in den Materialsammlungen nicht untergehen: Die
Sammlung unserer Lieblings-Un-Zitate zum Oststreik und Streikbruch
Darin:
- Eine Karikatur aus der Europa-Beilage von Evrensel vom 5.7.03. In dem dazu
gehörigen Artikel wird u.a. darauf aufmerksam gemacht, dass Peters und
Huber im Grunde für das Gleiche stehen. Nur dass der eine "radikaler"
ist als der andere...
- "NEIN zum Streikabbruch! - Mobilisierung der gesamten IG Metall für
den Erfolg!" Entschliessung,
für die Kollegen aus Berlin weitere UnterzeichnerInnen aus allen Gewerkschaften
suchen - aktualisiert um die Liste der UnterstützerInnen Stand
4.7.2003. Aus dem Text: "Wir teilen die Einschätzung nicht, dass die
Kollegen und Kolleginnen, den Kampf nicht führen könnten oder wollten.
Im Gegenteil: entgegen der Hoffnungen der Unternehmerverbände hat sich
der Osten als streik- und kampffähig erwiesen. Auch aus diesem Grund
haben die Unternehmerverbände, Vertreter der Bundes- und Landesregierungen
sowie die Presse mit den abenteuerlichsten Verdrehungen und Lügen gegen
die Streikenden und unsere Gewerkschaft gehetzt...". Neu: " Obwohl der Aufruf
am 29.6. 2003 entstand und somit eine sehr situationsbezogene Teile enthält,
ist er in seinen Grundaussagen weiterhin aktuell. Bitte unterstützt weiter
diesen Aufruf , schickt aber auch Diskussionsbeiträge, wir werden diese
allen UnterzeichnerInnen zusenden, soweit wir sie erreichen können."
- Diskutieren ja, aber die Einheit der Organisation hüten wie unseren
Augapfel! Persönliche
Bemerkungen von Wolfgang Ziller (Schweinfurt) - einem, der insgesamt 3
Wochen bei Urabstimmung und zur Streikunterstützung in Dresden war
- Brief
an Hasso Düvel von Constanze Lindemann (Vorsitzende Fachbereich 8;
Medien, Kunst und Industrie Berlin-Brandenburg) (pdf-Datei). Aus dem Text:
".... Dass ein Betriebsratsvorsitzender von Opel bei laufendem Streik sich
in der Tageschau vor der Kamera ausführlich und massiv gegen einen Streik
seiner ostdeutschen Kollegen aussprechen kann, halte ich für eine gewerkschaftliche
Un-Tat ohne Beispiel. Dass sich andere gewerkschaftliche Betriebsratsvorsitzende
in anderen Medien sozusagen Arm in Arm mit ihren Geschäftsleitungen als
Standortverteidiger hervortun können und den Erfolg von Streikaktionen
beklagen, der, wie man sich erinnert, ja darin bestehen soll, die Produktion
zu treffen, hätte ich bisher gleichfalls nicht für möglich
gehalten. (...) Soll die IG Metall und die Gewerkschaftsbewegung insgesamt
auf Jahre hinaus gespalten und kampfunfähig gemacht werden? (...) Und
kann jetzt jedes gewerkschaftliches Grundbildungsprogramm ersetzt werden durch
Standortlogik, Betriebsegoismus und das Recht des Stärkeren? (...) Wir
in den anderen Gewerkschaften brauchen keine zweite IG BCE, sondern wir brauchen
dringend eine IG Metall, die kämpferisch und mutig auch weiterhin unsere
gemeinsamen Ziele verfolgt."
- Nach der Niederlage im Osten: Die Waffen nicht in den Graben werfen! Link
zum Diskussionsbeitrag auf der Homepage der ver.di-Vertrauensleute im Knappschaftskrankenhaus
Sulzbach
- Umgang mit dem Streikdebakel - Verdammt mieses Spiel! Leserbrief
von Klaus Ehlers, IG Metall -Mitglied. zum Thema Streikedebakel der IG
Metall bzw. Stiel des Führungsstreit in der IGM (pdf-Datei). Aus dem
Text: "... Einen Streik abzubrechen, der gerade Wirkung zeigt, muss man wohl
erst noch verstehen lernen. Zudem ist es schon recht sonderbar und auch nicht
satzungskonform, den Streikabbruch in der Öffentlichkeit von Zwickel
verkünden zu lassen, ohne vorher die zuständigen Gremien einzubeziehen.
Den notwendigen Beschluss hierfür erst im nachhinein einzuholen, entspricht
keinen demokratischen Spielregeln...."
- Resolution
der Funktionärskonferenz der IG Metall Verwaltungsstelle Gera vom
02. Juli 2003 (pdf-Datei)
- IG Metall
Verwaltungsstelle Nordhessen: Resolution der Delegiertenversammlung und Funktionärskonferenz
vom 03. Juli 2003 (pdf-Datei) Aus dem Text: "... Die besondere Solidarität
aller Metallerinnen und Metaller muss in diesen Tagen den vom Streikabbruch
betroffenen Kolleginnen und Kollegen in den ostdeutschen Betrieben gehören.
In ihrem Interesse muss es in der Diskussion um die sachliche Bewältigung
der aus dem Streikabbruch resultierenden Folgen, und nicht um gegenseitige
Schuldzuweisungen gehen...."
- Stellungnahme und Information zum Abbruch des Arbeitskampfes in Sachsen,
Brandenburg und Berlin (Ost). Offener
Brief der IG Metall Mittelhessen an alle IG Metall Mitglieder im Bereich
ihrer Verwaltungsstelle (pdf-Datei). Aus dem Text: "... Die Vorgehensweise
derer in den eigenen Reihen jedoch ist schamlos, unsolidarisch und schadet
der IG Metall nachhaltig. Eine komplexe Situation, die das Scheitern eines
Arbeitskampfes auslöst, kann allein durch das Verhalten von zwei oder
drei Personen nicht geschaffen werden. Eine solche Situation entsteht durch
das Zusammenkommen von verschiedenen Entwicklungen...."
- Erklärung
der außerordentlichen Delegiertenversammlung und Funktionärskonferenz
der IG Metall Verwaltungsstelle Zwickau am 03.Juli 2003 (pdf-Datei). "Die
Metallerinnen und Metaller der Delegiertenversammlung sowie die anwesenden
Funktionäre aus den Betrieben der Verwaltungsstelle sind wütend
und empört durch die von einzelnen sogenannten Spitzenfunktionären
in der Öffentlichkeit geführten Diskussion nach dem Scheitern der
Verhandlungen um die Arbeitszeitverkürzung zur 35-Stunden-Woche...."
Es ist noch eine Fülle von Stellungsnahmen - sobald die Freigaben zur
Veröffentlichung vorliegen - zu erwarten, aber auch hoffentlich Protesten
und Diskussionsbeiträgen zur politischen Entwicklung der IG Metall... Ich
bitte um Verständnis, wenn momentan die anderen Problemfelder zurückgestellt
werden müssen!
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Der virtuelle Treffpunkt der Gewerkschafts- und Betriebslinken
The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace