Erfolg durch neue Aktionsformen. Der Ökonom und Aktivist Sol Trumbo Vila über die Entwicklung sozialer Bewegungen in Europa

Sol Trumbo Vila (30) hat seine politischen Wurzeln in der spanischen Empörten-Bewegung. Inzwischen arbeitet er in Amsterdam für das Transnational Institut und ist dort für ein Projekt verantwortlich, das den europaweiten Widerstand gegen die Sparpolitik stärken soll. Mit ihm sprach Stephan Lindner über Möglichkeiten für größeren gemeinsamen Protest in Europa…“ Interview aus Neues Deutschland vom 17. Mai 2013, dokumentiert beim Friedensratschlag externer Link

Aus dem Text: „… [Frage] Wie sollte vorgegangen werden?

[Antwort] Ein sehr wichtiger Beitrag der neuen Bewegungen sind die neuen Aktionsformen. Plätze besetzen und offene Versammlungen abhalten, das schafft neue Räume für Diskussion frei von traditionellen Strukturen und Hierarchien. Außerdem können durch neue kreative Aktionsformen wie Umzingeln des Kongresses in Spanien oder Blockupy in Deutschland neue Akteure geschaffen werden. Dabei kommen Individuen und Organisationen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen für einige Schlüsselthemen zusammen, um eine neue Macht aufzubauen, die den gemeinsamen Gegner konfrontiert. Denn wir können nur gewinnen, wenn es gelingt, eine neue Kraft zu schaffen, die tatsächlich eine Auswirkung auf das tägliche Funktionieren unseres gemeinsamen Gegners hat.

[Frage] Aber in den neuen Bewegungen gibt es auch eine Menge Skepsis gegenüber Gewerkschaften und Organisationen der Zivilgesellschaft. Ist die nicht berechtigt?

[Antwort] Natürlich gibt es das, aber neue soziale Bewegungen sollten ihre Kritik aus einer Position der eigenen Stärke äußern. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist Spanien. Als Gewerkschaften nach einer Allianz mit anderen Bewegungen riefen, reservierten sie die Führungsrolle für sich. Die neuen sozialen Bewegungen agierten daraufhin eigenständig und schufen selbst einen neuen Akteur, die Bürgerfluten. Die sind jetzt in der Lage, bei der Mobilisierung mit den Gewerkschaften in einen Wettbewerb zu treten. Gewerkschaften fingen daraufhin an, das neue Machtgleichgewicht anzuerkennen….“

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