Neue Besetzungen in Berlin: Wohnraum für Wohnungslose

besetzen statt räumenHeute (Samstag, 6. Oktober) wurde im Rahmen der Kampagne #besetzen das Haus in der Berlichingenstraße 12 in Moabit besetzt, um das Haus den vielen Wohnungs- und Obdachlosen in dieser Stadt zur Verfügung zu stellen. Charlie Winter von #besetzen sagt dazu: „Wir wollen nicht weiter zusehen, wie Menschen auf der Straße oder in Unterkünften in furchtbaren Verhältnissen leben müssen, während weiterhin Häuser leer stehen.“ Die Berlichingenstraße 12 steht seit September 2017 leer. Der Eigentümer hatte zuvor den 33 wohnungslosen Männer, die zum Teil schon viele Jahre in dem Haus lebten, gekündigt und diese nach viel Widerstand durch die Bewohner und einem langwierigen Rechtsstreit räumen lassen. Die Begründung: Statt wohnungslosen Menschen sollten Geflüchtete einziehen, weil für diese mehr als doppelt so viel Miete vom Bezirk verlangt werden kann. Lisa Sommer von #besetzen kommentiert: „Hier wurde die Not von Geflüchteten gegen die Not von Obdachlosen ausgespielt. Umso absurder ist nun die Tatsache, dass das Haus jetzt seit über einem Jahr bezugsfertig leer steht und reines Spekulationsobjekt zu sein scheint.“ Die Unterbringung von Menschen, die in dieser Gesellschaft ausgegrenzt und diskriminiert werden, in modularen Unterkünften für Geflüchtete (MUFs), Hostels oder Sammelunterkünften befördert ihre soziale Isolation. Im Gegensatz dazu wollen die Besetzer*innen, dass unterschiedliche soziale Gruppen in das Haus einziehen und nach ihren eigenen Vorstellungen leben können. „Wir wollen ein Projekt schaffen, in dem Wohnungssuchende zusammen leben können. Dazu haben wir ein Konzept erarbeitet, das frei von den Zwängen und Kontrollen der etablierten Unterkünfte, in Selbstverwaltung und umsonst funktioniert”, erklärt Luca Liebig…“ aus der Pressemitteilung „Neue Hausbesetzung in Moabit schafft Wohnraum für Wohnungslose“ vom 06. Oktober 2018 bei #besetzen externer Link zu einer der beiden neuen Hausbesetzungen in Berlin an diesem Wochenende. Siehe dazu auch eine Mitteilung zur zweiten Besetzung in Berlin:

  • „Besetzte Berlichingen12: Erklärung der Besetzer*innen“ ebenfalls am 06. Oktober 2018 bei #besetzen externer Link begründet die Aktion wie folgt: „In dieser Gesellschaft ist Wohnraum eine Ware. Das bedeutet, dass Wohnraum gebaut und vermietet wird, um damit Rendite zu erwirtschaften. Daher stehen trotz akuter Wohnungsnot weiterhin Häuser leer, in Erwartung weiterer Spekulationsgewinne durch Wertsteigerungen. Es werden Luxusapartments gebaut, die sich die Masse der Wohnungssuchenden und wohnungs- oder obdachlose Menschen nicht leisten können, geschweige denn, dass sie im harten Konkurrenzkampf um Wohnraum eine Chance auf eine Wohnungszusage hätten. Die Stadt wird mit Shoppingcentern und Hotels zugeklatscht statt Wohnraum für alle zu schaffen. Schließlich ist der Profit und nicht die Bedürfnisse der Menschen maßgeblich für die kapitalistische Stadtplanung. Und der rot-rot-grüne Senat? Er baut modulare Unterkünfte (sog. MUFs) und Container für arme Menschen. Das Recht auf eine eigene Wohnung wird durch die schlichte Unterbringung ersetzt.In Strategiekonferenzen sucht er nach Vorschlägen für eine bessere Verwaltung der Obdach- und Wohnungslosigkeit, um deren Abschaffung geht es ihm nicht. Gleichzeitig lässt der Staat weiterhin zwangsräumen, die landeseigenen Wohnungsbauunternehmen ihre Mieten erhöhen und Sozialwohnungen aus den Sozialbindungen fallen. So treibt auch diese Koalition immer mehr Menschen aus ihren Wohnungen auf die Straße. Die Cops und das Ordnungsamt schließlich räumen regelmäßig auf Befehl der Politik die Lager der obdachlosen Menschen wie im Tiergarten oder in der Hasenheide. Zeltstädte und andere Notbehausungen sollen aus dem Blickfeld verschwinden. Sie passen nicht in ein Stadtimage, das Investor*innen und Tourist*innen ein schickes und hippes Berlin frei von Armut verkaufen will. Dem politischen Ruf nach Sauberkeit und Ordnung folgend, sollen Plätze und Parks von der öffentlich sichtbaren Armut bereinigt werden…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=138352
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