Das Kapital walzt durch die Städte. Kämpfe um Wohnraum werden zum Kristallisationspunkt für linke Aktivität in Europa

Als im März dieses Jahres das Volksbegehren gegen Zwangsräumungen angenommen wurde, feierten mehrere tausend Menschen vor dem Parlament in Madrid. Lautstark skandierten sie: »Si se puede« (Ja, wir können es), um deutlich zu machen, dass dies ein zentraler Erfolg im Kampf gegen Zwangsräumungen ist. Mehr als 1,4 Millionen Menschen hatten ein Volksbegehren unterschrieben, das Zwangsräumungen verbieten soll. Zudem sollen denjenigen die Schulden erlassen werden, die ihre Wohnungen schon verloren haben. Initiator dieser Kampagne war ein Bündnis aus Gewerkschaften, der spanischen Linkspartei Izquierda Unida sowie der Plataforma de los Afectadas por la Hipoteca (PAH, Forum der von Hypotheken Betroffenen). Bei mehr als 200 Zwangsräumungen pro Tag war dieser erste Erfolg der gemeinsamen Mobilisierung deshalb besonders wichtig. Er zeigt, wie tief diese in der Zivilgesellschaft verankert ist und dass die »Politik der perspektivlosen Kürzungen« gestört werden kann. Doch nicht nur in Spanien wehren sich die Menschen gegen Zwangsräumungen und die zunehmende Inwertsetzung ihrer Städte und Stadtviertel. Die Rationalisierung und Kapitalisierung der urbanen Räume ist ein weltweit zu beobachtendes Phänomen. Ende der 1970er Jahre begann im Zuge der Deregulierung der Finanzmärkte eine Kommodifizierung der nationalen Wohnungsmärkte und ihre Eingliederung in den globalen Kreditmarkt. Unterstützt wurde diese massive Ausweitung der »marktorientierten Wohnungsbaufinanzierung« (2) einerseits durch den Rückzug des Staates aus dem sozialen Wohnungsbau und andererseits durch die Liberalisierung der Mietgesetzgebung…“ Artikel von Inga Jensen und Felix Syrovatka in ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis vom 14.8.2013 externer Link

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