[Besetzt] Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz als Symbol der Stadtentwicklung – Künstlerischer Überfluss statt künstlicher Verknappung

Besetzt: Die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Seit mehr als einem Dreivierteljahr hat ein harter Kern von etwa 40 Personen mit einem Mantel von bis zu 110 Menschen aktiv an dieser Operation mitgewirkt. Ein Atelier diente dabei als Einsatzzentrale. Größere Versammlungen wurden von unterschiedlichen Institutionen wohlwollend beherbergt. Unser Kunstkollektiv und die Operation Staub zu Glitzer verabschieden sich an Tag x. Staub zu Glitzer ist Geschichte. Ab sofort wird sich im Rahmen dieser mimetischen Inszenierung ein neues Kollektiv konstituieren. Wir laden hiermit herzlich ein zur Partizipation. (…) Wir wollen mit unserer transmedialen Theaterinszenierung ein Zeichen setzen gegen die aktuelle Kultur- und Stadtentwicklungspolitik. Neben der extremen und unverfrorenen Verdrängung der Wohnbevölkerung findet eine ebenso starke Verdrängung kultureller Einrichtungen wie Clubs, Ateliergemeinschaften oder Theaterbühnen statt zugunsten einer an Massentourismus und Profit orientierten Kulturlandschaft. Unser lebendes Kunstwerk steht für eine andere, mögliche Zukunft. Wir stellen uns der heutigen Entwicklung entschlossen entgegen. Sie ist kein Naturgesetz und entspringt einer von uns Menschen gesetzten Ordnung, die nur solange gilt, solange wir sie als solche tragen oder hinnehmen. (…) Ganze Bevölkerungsgruppen werden faktisch zwangsumgesiedelt. Menschen müssen wegen steigender Mieten ihren Wohnort verlassen und werden damit größten persönlichen Unsicherheiten und Ängsten ausgeliefert. Unser Kunstwerk möchte diesen Prozess der gesellschaftlichen Entfremdung, Ausgrenzung und Kommerzialisierung unterbrechen und zu einer theatralen Denkpause einladen. Eine Denkpause, in der wir uns mit unserer gemeinsamen Zukunft beschäftigen…“ Aus dem Konzeptpapier zur transmedialen Theaterinszenierung B 61-12 auf der Aktionsseite externer Link, dort weitere Hintergründe und aktuelle Informationen. Siehe neu:

  • Volksbühnen-BesetzerInnen machen weiter New
    Wenige Tage nach der Räumung des Theaterhauses kündigt das KünstlerInnenkollektiv VB 61-12 weitere Aktionen an…“ Artikel von Marie Frank vom 05.10.2017 beim ND online

  • Besetzung statt Arbeiter*innenselbstkontrolle – was ging schief an der Volksbühne? 
    Die Einsetzung von Chris Dercon als Intendant der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz ist eine klare Absage des Senats an freie und kritische Kunst und steht für profitorientiertes Theater. Warum war die Besetzung dann nicht erfolgreich? (…) Die Besetzung ging insgesamt fast eine Woche – es gab viel Zuspruch, viel Kritik am fehlenden Kulturprogramm und Ärger bei Chris Dercon. Doch die Menschen, die die Volksbühne tagtäglich zu dem machen, was sie ist, waren von der Besetzung alles andere begeistert: Unmut der Arbeiter*innen kursierte seit Beginn, am Mittwoch äußerten sie sich klar: „Beendet die Besetzung. Wir wollen wieder arbeiten!“ Viele Arbeiter*innen haben Kritik an Dercon und der Kürzungspolitik für Kulturinstitutionen. Dennoch war diese Besetzung nicht ihre. (…) Die Menschen, die im Theater arbeiten, haben kein Problem mit Partys bis zum Morgengrauen. Sie haben aber ein Problem, wenn Leute ihre Thematik verhandeln, ohne sie miteinzubeziehen. Auch das Publikum ist ein wichtiger Teil der Volksbühne, aber an der Situation dort können nur die Arbeiter*innen was ändern…“ Artikel von Tabea Winter vom 30. Sep 2017 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • Nichts darf man selber machen… – Ein stadtpolitisches Statement zur Räumung der #Volksbühne 
    Die Volksbühne war in den letzten Monaten Gegenstand und Thema einer gesellschaftlichen Debatte über die Kulturpolitik in Berlin. Dann wurde sie Ort und Arena dieser Auseinandersetzungen. Die interventionistische Inszenierung erzwang eine Positionierung der Beteiligten und die am Donnerstag erfolgte Räumung legte die Interessen und Kräfteverhältnisse der Berliner Kultur- und Stadtpolitik offen. Es ging und geht nicht nur um Fragen der Programmgestaltung und des Personals, sondern vor allem darum, für und mit wem Theater in Berlin gemacht werden soll. Eine jahrelange Debatte darüber, was Kunst sein sollte, wie Kultur unsere Stadt verändert und wie die oft prekäre Kulturarbeit in Berlin angemessen bezahlt werden könnte, musste mit der Besetzung der Volksbühne endlich auch öffentlich verhandelt werden. Die Forderung nach einer kollektiven Intendanz verstehen wir als das Begehren nach einer möglichst breiten und vielfältigen Mitgestaltung an all den Fragen, die das Theater und die Kulturpolitik betreffen. Anlass und Verlauf des Protestes und auch die Reaktionen von Medien und Politik stehen exemplarisch für die Unfähigkeit der Berliner Politik mit Widersprüchen in der Stadt umzugehen. Als mieten- und stadtpolitische Initiativen kennen wir ähnliche Situationen…“ Ein gemeinsames Statement vom 29. September 2017 externer Link einer offenen Zusammenarbeit von Kotti & Co, Bizim Kiez – Unser Kiez, Prinzessinnengärten, Berliner Mietenvolksentscheid, Kopenhagener 46, Gleim52, Initiativkreis Stadtforum von Unten und Wir bleiben alle! dokumentiert bei Wir bleiben alle!
  • Die Berliner Volksbühne wurde nach knapp einer Woche geräumt 
    Am Mittwochabend hatte sich die Situation noch einmal zugespitzt. Eigentlich wollte das Besetzerkollektiv über ein Kompromissangebot des Intendanten Chris Dercon und des Kultursenators Klaus Lederer diskutieren und abstimmen. Am Donnerstagvormittag wurde die Räumung der Volksbühne durch die Polizei gestartet, da schließlich doch Strafanzeige gestellt wurde. Einige Aktivisten verließen das Gebäude freiwillig, fünf von ihnen mussten getragen werden. Die Ereignisse zum Nachlesen…“ Bericht vom 28.09.2017 im Tagesspiegel-Blog externer Link zur besetzten Volksbühne von Hannes Soltau, André Görke, Ruth Ciesinger, Madlen Haarbach und Stefan Wild
  • Räumung der Volksbühne: Ein einmaliges Experiment
    Es war das Theater-Event des Jahres: die Besetzung der Volksbühne. Schade, dass sich die Berliner Politik keine Mühe machte, es zu verstehen.
    Nur mal angenommen, Berlin hätte einen Regierenden Bürgermeister, der sich für die Hauptstadt in seiner ganzen Breite interessieren würde. Nur mal angenommen, die Volksbühne in Berlin hätte einen Intendanten, der ein Gespür dafür hätte, was Theater alles sein kann. Dann, ja dann hätten alle in der rot-rot-grün regierten Stadt den roten Teppich vor dem Theater am Rosa-Luxemburg-Platz ausgerollt, um die Besetzer freudig zu begrüßen. Stattdessen stand dort am Donnerstag die Polizei vor der Tür. Was für eine Farce. Und was für ein Verlust für Berlin. Denn das, was die Besetzer in wenigen Tagen auf die Beine gestellt haben, war ohne Zweifel das Theater­event des Jahres. Gemessen an den klassischen Maßstäben des Feuilletons war der kulturelle Output gering. Doch der Hauptact war das Plenum, bei dem täglich Hunderte mit aller Leidenschaft um die Zukunft dieses Theater gerungen haben. Und um die der Stadt
    …“ Kommentar von Gereon Asmuth vom 28. 9. 2017 bei der taz online externer Link
  • Laut @vb_6112 laden die AktivistInnen heute ab 15 Uhr zu Picknick auf der Wiese vor der Volksbuehne ein… siehe für aktuelle Entwicklungen und Bewertungen deren Twitter-Kanal
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=121883
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