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Bulgarien

Jock Palfreeman: Antifaschistischer Gefangener nach 11 Jahren aus bulgarischem Gefängnis auf Bewährung entlassen – Staatsanwaltschaft will das rückgängig machen

Dossier

201801_bulgariensoli„… Der antifaschistische Gefangene Jock Palfreeman wurde von einer Jury aus drei Richter*innen am Berufungsgericht von Sofia in Bulgarien auf Bewährung entlassen. Er hat dort die letzten 11 Jahre im Gefängnis verbracht, da er einen jungen Roma verteidigt hatte, der von Faschisten angegriffen wurde. Jock war seit Dezember 2007 inhaftiert. Er wurde 2009 zu 20 Jahren Haft wegen Mordes verurteilt, weil er Andrei Monov, einen militanten Neonazi und Sohn eines bekannten bulgarischen Politikers, getötet hatte. Er war bei einem Zusammenstoß mit Jock ums Leben gekommen, der einen Roma vor der Gruppe rechtsextremer Hooligans beschützte, welcher der junge Nazi angehörte. Die Details der bedingten Entlassung sind noch nicht bekannt. Jock half beim Aufbau der Bulgarian Prisoners’ Rehabilitation Association, der ersten Gewerkschaft für Gefangene in Bulgarien. Anfang dieses Jahres trat Jock für 33 Tage in den Hungerstreik, um gegen die unfaire Behandlung zu protestieren, die er für seine Rolle in der Bulgarian Prisoners’ Rehabilitation Association erfahren hatte. Der Hungerstreik war eine Reaktion auf die Repression gegen Jock, da er die Korruption im Gefängnissystem des Landes und den Missbrauch von Gefangenen aufgedeckt hatte. Am 20. September 2019 wurde Jock aus dem Gefängnis von Sofia entlassen und direkt in das Sofia Busmantsi Immigration Detencion Centre transportiert. Medienberichten zufolge hat er keinen gültigen Pass mehr und wird solange in Abschiebehaft festgehalten, bis ihm ein neuer ausgestellt wurde. Es ist nicht klar, wann dies sein wird und ob er in Bulgarien bleiben oder das Land verlassen wird. Jock teilte im Rahmen seiner Berufungsverhandlung mit, er werde seine Tätigkeit als Teil der Bulgarian Prisoners’ Rehabilitation Association fortsetzen, egal ob er freigelassen wird oder nicht. Der einzige Unterschied sei also, auf welcher Seite des Zauns er dann stehen wird…“ – aus der Meldung „Jock Palfreeman nach 11 Jahren im bulgarischen Gefängnis auf Bewährung entlassen“ am 22. September 2019 bei ANARCHIST BLACK CROSS WIEN externer Link, worin auch noch von der Reaktion der Staatsanwaltschaft berichtet wird. Siehe dazu auch den Hinweis auf unseren ersten Beitrag zu dieser Haftgeschichte und der Organisation der Gefangenenbewegung und neu dazu:

  • Der Gründer der bulgarischen Gefangenengewerkschaft braucht unsere Solidarität! New
    Eine Meldung der Roten Hilfe vom 04. Oktober 2019 externer Link mit dem Aufruf zu solidarischem Handeln: „Nachdem der australische Antifaschist und Mitbegründer der ersten bulgarischen Gefangenengewerkschaft BPRA elf von 20 Jahren wegen eines abgekarteten Mordprozesses abgesessen hatte, kam endlich die Nachricht über seine vorzeitige Haftentlassung. Grund dafür dürfte vor allem Berichterstattung und Solidarität aus dem Ausland sein – nicht zu letzt in der Rote Hilfe Zeitung – sowie besorgte Briefe und Protestnoten an bulgarische Behörden. Doch jetzt machen Rechtsextreme gegen seine Entlassung mobil. kommenden Montag ist Verhandlung vor dem Berufungsgericht! Es ist jetzt wichtig, Druck auf die bulgarischen Behörden aufzubauen – etwa mit Anrufen und Emails an die Bulgarische Botschaft in Berlin“:

    Siehe dazu den Originalartikel der RH, aus dem dieser Aufruf ein Auszug ist und auch zwei weitere aktuelle Meldungen – darunter eine über einen Verbotsantrag gegen das bulgarische Helsinki-Komitee, wegen der Unterstützung für Jock:

    • „Bulgarien: Jock Palfreeman kommt frei! Oder nicht? „ am 04. Oktober 2019 bei der Roten Hilfe externer Link zur konkreten Entwicklung unter anderem: „… Währenddessen belegen neu aufgetauchte Aufnahmen der Tatnacht 2007 offenbar Jocks Aussagen, dass er von einer Gruppe von Angreifern schwer attackiert wurde. Jock wurde als Mörder verurteilt, obwohl er offensichtlich in Selbstvertreidung handelte. Überraschenderweise kam am 19. September 2019 Bewegung in den Fall. Jock Palfreemans Antrag auf vorzeitige Haftentlassung kam plötzlich durch – nachdem der australische Antifaschist und Mitbegründer der ersten bulgarischen Gefangenengewerkschaft BPRA elf von 20 Jahren wegen eines abgekarteten Mordprozesses abgesessen hatte…“
    • „Bulgarien: Jock Palfreeman kommt frei! Oder doch nicht?“ am 02. Oktober 2019 bei Perspektive Online externer Link fasste die Entwicklung so zusammen: „Überraschenderweise hat ein Gericht am 19. September 2019 Jock Palfreemans Antrag auf vorzeitige Haftentlassung zugestimmt – nachdem der australische Antifaschist und Mitbegründer der ersten bulgarischen Gefangenengewerkschaft „BPRA“ (Bulgarian Prisoners Association) elf von 20 Jahren wegen eines abgekarteten Mordprozesses abgesessen hat. Doch Freude über diese glückliche Wendung ist noch verfrüht. Da er keine gültigen Papiere besaß, kam Jock in das Busmantsi-Abschiebegefängnis, um auf einen Reisepass zu warten, der ihm aus Athen geschickt werden sollte. Australien unterhält in Bulgarien keine Botschaft; Vorgänge auf dem Balkan scheinen die Regierung in Canberra ebenso wenig zu interessieren wie das Wohlergehen eines linksradikalen Antifaschisten und Staatsbürgers, der zu Unrecht in die Mühlen der Justiz geraten ist. Währenddessen nutzten Faschisten der Partei „Ataka“ Jocks bevorstehende Freilassung, um massive Straßen-Proteste und mediale Hetze zu organisieren…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=155116
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