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Coca Cola: Topfavorit auf Weltmeistertitel. In Gewerkschaftsfeindlichkeit

Dossier

Coca Cola: Out of OrderViel Geld zur Imageverbesserung hat Coca Cola 2018 wieder ausgegeben, als einer der Hauptsponsoren der FIFA-WM (getreu dem Motto „Sport ist gesund“, dann brauchen es Getränke nicht auch noch zu sein): Wasserklau in Indien, überteuertes Trinkwasser in Flaschen – der Ruf kann in der Tat dringend eine Aufpolierung gebrauchen, seit langem, immer wieder und überall. Jetzt ist die Internationale Föderation der Nahrungsmittelgewerkschaften regelrecht gezwungen, eine globale Kampagne zu organisieren, denn das Unternehmen versucht gleich in fünf Ländern zur selben Zeit, gewerkschaftlichen Bestrebungen der Belegschaften mit Repression und Einschüchterung zu begegnen. Beschäftigte in den USA, Irland, auf Haiti und den Philippinen, sowie in Indonesien sehen sich diesem Angriff auf ihre einfachsten demokratischen Rechte ausgesetzt. Siehe dazu den Aufruf zu Solidaritätsaktionen 2018 sowie Hintergrundinfos zu einzelnen der Werke in mehreren der  verschiedenen betroffenen Länder:

  • Prügel und Entlassungen: AktivistInnen berichten bei einer Diskussion in Frankfurt über die Verletzung von Menschenrechten bei Coca-Cola und weltweiten Partnerfirmen New
    „… Manchmal scheint das Publikum den Atem anzuhalten, so still ist es im Saal. Gebannt hören die Menschen die Berichte von Gewerkschaftern, die in Südostasien um die Rechte von Beschäftigten des Weltkonzerns Coca-Cola kämpfen. In Bangladesch wird der Gewerkschaftsvorsitzende von einem Schlägertrupp aus einem Bus geholt und verprügelt. In Indonesien entlässt das Unternehmen unabhängige Gewerkschafter, auf den Philippinen nimmt die Polizei Streikposten fest und wirft sie ins Gefängnis. Drei Stunden lang bilanzieren Aktivist:innen im Haus am Dom in Frankfurt am Main den „Fall Coca-Cola“ unter dem Titel „Zero Rights? Menschenrechtsverletzungen und transnationale Unternehmen“. Am Ende ist klar, so Susanne Uhl, Leiterin des Hauptstadtbüros der Gewerkschaft NGG: Es werden „grundlegende Menschenrechte nicht eingehalten“. Lange haben der DGB, die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die Rosa-Luxemburg-Gesellschaft die ungewöhnliche Konferenz vorbereitet. Der Soziologe Klaus Dörre von der Universität Jena nimmt Zusammenkünfte wie diese als „Zeichen der Hoffnung, dass der Funke des Internationalismus noch immer vorhanden ist, an dem sich große Bewegungen für eine Demokratisierung der Arbeitswelt entzünden können.“ Dörre bilanziert die Macht internationaler Konzerne. Nur 147 von ihnen kontrollierten 40 Prozent der globalen Unternehmensnetzwerke. Coca-Cola ergreife die Chance, Extraprofite zu generieren, „indem sie ungestraft Menschenrechte verletzen (…) und Gewerkschafter einschüchtern“. Häufig schmälere die Konkurrenz unter Gewerkschaften deren Durchsetzungsfähigkeit. Gegen die Macht von Konzernen wie Coca-Cola fordert der Wissenschaftler einen „neuen Internationalismus“, dessen Mitglieder sich einig sein müssten. Während sich die Gewerkschafter aus Südostasien per Videokonferenz zuschalten, berichten Betriebsräte aus Europa auf dem Podium über die Lage in ihren Coca-Cola-Filialen. (…) Die Gewerkschafter aus Südostasien, die Leib und Leben riskieren, senden eindrückliche Appelle nach Frankfurt. „Wir brauchen mehr Unterstützung und Solidarität von der internationalen Ebene, mehr Druck auf die Reputation von Coca-Cola“, sagt Dwy Harioto aus Indonesien unter Applaus. Und auch Fred Maranon von den Philippinen verlangt „Netzwerke, die unseren Kampf unterstützen“. (…) Freddy Adjan, Vize-Chef der NGG, ordnet in seinem Schlusswort den Abend ernüchternd ein: „Wir hätten die gleiche Veranstaltung auch über Nestlé und Unilever machen können.“ Bericht von Claus-Jürgen Göpfert vom 22. Juni 2022 bei der Frankfurter Rundschau online externer Link, siehe auch:

    • Internationalismus organisieren. Konferenz von Coca-Cola-Beschäftigten: Solidarität gegen menschenverachtende Praktiken
      Jedes internationale Unternehmen macht in einem Land nur so viel, wie es machen muss und »kein Jota mehr«. Ein Internationalismus der Arbeiter ist daher nötig. Die Konferenz von Coca-Cola-Beschäftigten am Dienstag abend in Frankfurt am Main sei ein Beispiel für Solidarität unter Lohnabhängigen weltweit, fasste der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG), Freddy Adjan, in seinem Schlusswort zusammen. Beschäftigte und Gewerkschafter aus Indonesien, Spanien, Frankreich, Pakistan, Irland, Bangladesch, Rumänien, Deutschland und den Philippinen verständigten sich in diesem Rahmen über die Praktiken des Konzerns. (…)
      Wie die Situation bei Coca-Cola Bottlers Incorporated (CCBI) auf den Philippinen ist, beschrieb der Vorsitzende der Gewerkschaft FCCU, Fred Marañon. Alle fünf Jahre gebe es einen Wechsel im Management. Damit einher gehe eine Änderung der Arbeitspraxis und -bedingungen sowie enorme Entlassungswellen. Darüber hinaus würden die Gewerkschafter von der Regierungsagentur schikaniert, die das Duterte-Regime zur Bekämpfung der kommunistischen Opposition eingerichtet hat.
      Gegenwärtig streiten die etwa 18 Gewerkschaften, die es bei CCBI auf den Philippinen gibt, für die Wiedereinstellung von entlassenen Kollegen. Marañon selbst wurde im Mai 2020 gefeuert, weil er sich für den Gesundheitsschutz der Arbeiter im Betrieb einsetzte. Es habe keine Richtlinien gegeben, wie die Arbeit unter Covidbedingungen zu bewerkstelligen sei, während es landesweit Lockdowns und Quarantäneanordnungen gegeben habe. Die Gewerkschaften diskutierten die Situation mit den Kollegen. Als die Arbeiter nicht zur Arbeit erschienen, habe das Management der Gewerkschaft Sabotage vorgeworfen. Infolge eines großen Protestes in San Fernando wurden Gewerkschaftsmitglieder und -führer für einen Tag inhaftiert. Weitere Straßenproteste wurden durch die Pandemierestriktionen der Regierung verunmöglicht. Die internationale Solidarität und der konstante Kontakt zu den Schwesterverbänden weltweit, seien sehr wichtig, um den Druck auf Coca-Cola und die Regierung zu erhöhen, sagte Marañon…“ Artikel von Susanne Knütter in der jungen Welt vom 23.06.2022 externer Link
  • Siehe zu Philippinen vom Juni 2020: Nach Indonesien jetzt auch auf den Philippinen: Coca Cola will Corona-Notstand für Offensive gegen Gewerkschaftsrechte nutzen!
  • Siehe zu Indonesien vom Juni 2020: Coca Cola in Indonesien weiter auf Diktatoren-Kurs: Ihr unterschreibt jetzt den Verzichtsvertrag – den ihr noch nicht einmal kennt…
  • Siehe zu Haiti, Indonesien, Philippinen, USA: vom November 2019: Immer wieder: Die einfachsten Rechte von GewerkschafterInnen werden bei Coca Cola missachtet – diesmal in gleich vier Ländern – Musterbrief für Soli und Protest
  • Siehe zu Deutschland vom April 2019: »Gestern Berlin, heute Brüssel, morgen Atlanta«: Beschäftigte des Getränkekonzerns Coca-Cola protestieren gegen den Arbeitsplatzabbau
  • Siehe zu Indonesien vom November 2018: Coca Cola Indonesien: Entlassungsterror gegen Gewerkschafter, die gegen das „Programm zum freiwilligen Ausscheiden“ mobilisieren
  • „Coca-Cola verstösst reihenweise gegen die Menschenrechte – in Haiti, Indonesien, Irland, den Philippinen und den Vereinigten Staaten“ ist, seit dem 13. Juni 2018 externer Link die zusammengefasste Solidaritätskampagne der IUF mit den verschiedenen Coca Cola-Belegschaften im Kampf um ihre gewerkschaftlichen Rechte. Darin heißt es: „Die Menschenrechtsverletzungen häufen sich bei der Coca-Cola Company. Damit wird Coca-Cola zu einem Serientäter, was die Missachtung der Menschenrechte der Beschäftigten und Massnahmen zur Abstellung von Missbräuchen angeht. Das Recht aller Arbeitnehmer/innen, eine Gewerkschaft zu bilden, ihr beizutreten und sich von ihr bei Kollektivverhandlungen vertreten zu lassen, ist ein international anerkanntes grundlegendes Menschenrecht. In Indonesien setzt der Coca-Cola-Abfüller Amatil seine lang andauernden Attacken auf die Rechte unabhängiger demokratischer Gewerkschaften fort. In Haiti verweigert sein Abfüller La Brasserie de la Couronne den Beschäftigten nach wie vor systematisch das Recht, eine Gewerkschaft zu bilden und sich von ihr vertreten zu lassen. In den Philippinen verstösst der Coca-Cola-Grossabfüller FEMSA mit der brutalen Vernichtung von Arbeitsplätzen gegen grundlegende Rechte. Massenentlassungen mit knapper Erklärung oder Rechtfertigung sind Hand in Hand gegangen mit der Weigerung, mit dem Bund der Coca-Cola-Gewerkschaften (FCCU), der die Mehrheit der Coca-Cola-Beschäftigten in diesem Land vertritt, sinnvolle Kollektivverhandlungen aufzunehmen. In den USA engagierte die Coca-Cola Bottling Company of Northern New England ein teures Beratungsunternehmen, das öffentlich erklärt hat: „Wir vertraten das Management auf Mitarbeiterversammlungen mit dem Ziel, eine bestimmte Gruppe von Beschäftigten der Coca-Cola Bottling Company of Northern New England in Greenfield, Massachusetts, dazu zu überreden, keiner Gewerkschaft beizutreten“. Die IUL hat die Coca-Cola Company zwar wiederholt auf diese anhaltenden Rechteverletzungen hingewiesen, der Konzern hat aber nichts Konkretes unternommen, um die Missbräuche abzustellen. Dadurch, dass Coca-Cola seiner menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht systematisch nicht nachkommt, macht es sich mitschuldig an diesen Missbräuchen und wird damit selbst zu einem Rechteverletzer. Die Missbräuche beschränken sich nicht auf das Abfüllsystem. In Irland hatte die Coca-Cola Company zuvor die unmittelbar in ihrem Besitz befindliche, stark gewerkschaftlich organisierte Konzentratfabrik (wo nach einem „Geheimrezept“ der Syrup hergestellt wird) in Drogheda geschlossen, und sie hat kürzlich die Schliessung eines zweiten gewerkschaftlich organisierten Betriebs in Athy angekündigt, während sie sich weigert, mit der Gewerkschaft der verbleibenden Konzentratfabrik in Ballina zu verhandeln, wo ein Grossteil der Produktionsarbeiter/innen von der der IUL angeschlossenen SIPTU vertreten werden möchte…“ Die Protesterklärung, die darin verlinkt ist, haben bisher mehr als 10.000 Menschen unterzeichnet.
  • Rote Karte für Coca-Cola. Europäischer Aktionstag bei Coca-Cola am 5. Mai 2014„Unabhängige Gewerkschaften wehren sich gegen das Null-Rechte-Regime bei Coca-Cola Amatil Indonesien“ am 20. Oktober 2017 bei der IUF externer Link war der Beginn der Proteste gegen die antigewerkschaftliche Repression des Abfüll-Unternehmens, worin es unter anderem hieß: „Fast zwanzig Jahre nachdem Indonesien sich von einer repressiven Militärdiktatur befreite, warten die Beschäftigten der indonesischen Betriebe des in Australien ansässigen Abfüllers Amatil (CCA) der Coca-Cola Company immer noch auf demokratische Rechte am Arbeitsplatz. Beschäftigte von Coca-Cola Amatil Indonesien organisieren sich, um unabhängige Gewerkschaften zu bilden. Das Unternehmen hat darauf mit systematischen Attacken auf ihre Mitglieder und gewählten Führer reagiert. CCA hat auf die Bildung unabhängiger Gewerkschaften an zwei Standorten des Unternehmens mit der Kündigung, Zwangsversetzung und Suspendierung der Gewerkschaftsführer Atra Narwanto und Lutfi Ariyanto reagiert, um sie an der Wahrnehmung ihrer Aufgaben als Gewerkschaftspräsidenten zu hindern. Mitglieder der neuen, unabhängigen Gewerkschaften werden systematisch schikaniert. Und als 150 Beschäftigte der Fabrik in Surabaya eine Petition unterzeichneten, in der sie ihr mangelndes Vertrauen in die Arbeitnehmerorganisation aus der Suharto-Ära zum Ausdruck brachten, die CCA unbedingt durchsetzen will, wurden sie vom Management gedrängt, ihre Unterschriften zurückzuziehen. Bei der Unterdrückung der Menschenrechte macht CCA gemeinsame Sache mit der SPSI-RTMM (Nationale Gewerkschaft der Tabak-, Lebensmittel- und Getränkebeschäftigten von Indonesien), eine Organisation, die von dem Mechanismus der Suharto-Militärdiktatur abstammt, der geschaffen wurde, um die Arbeitnehmer an der Organisierung zur Verteidigung ihrer Menschenrechte zu hindern. In Indonesien hält Coca-Cola Amatil an Kollektivvereinbarungen aus der Suharto-Ära fest, bei denen es sich in Wirklichkeit um Disziplinarordnungen handelt, um die Arbeiterschaft zu kontrollieren und zu steuern…

Siehe im LabourNet u.a. auch (zuvor):

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=134999
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