Die Renaissance des Offizier-Kaders: (Bislang) 13% erklärte Rechte

zapfnix2015: 60 Jahre Bundeswehr - Kein Grund zu feiernEin hochrangiger Offizier der Bundeswehr hatte bereits vor 14 Jahren Kontakt zum wohl bedeutendsten Think-Tank der extremen Rechten in Deutschland. Anfang 2003 ist der damalige Oberst Erich Vad als Referent beim „Institut für Staatspolitik“ aufgetreten, das über gute Beziehungen sowohl zu Absolventen der Münchner Bundeswehr-Universität als auch zur extrem rechten Modeströmung der „Identitären“ verfügt. Vad prangerte im Jahr 2003 in der Zeitschrift des Instituts „die Handlungsunfähigkeit einer nachbürgerlichen politischen Klasse“ in der Bundesrepublik an, „deren Weltbild sich primär aus reeducation, aus den erstarrten Ritualen der Vergangenheitsbewältigung und Achtundsechziger-Mythologie speist“. Während Vad einige Jahre später zum obersten Militärberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel aufstieg, bemühte sich das „Institut für Staatspolitik“ um die Intensivierung seiner Beziehungen zu Studierenden der Münchner Bundeswehr-Universität; laut einer Untersuchung stehen 13 Prozent der Bundeswehr-Studenten der „Neuen Rechten“ nahe. Zu den Soldaten, die bei dem Institut tätig wurden, zählte ein Oberleutnant, der sich heute auf Demonstrationen der „Identitären“ an der Seite von Neonazis zeigt und zuletzt beim Panzergrenadierbataillon in Oberviechtach Dienst tat. Das Bataillon stellt den größten Teil des deutschen Einsatzkontingents im litauischen Rukla“ – aus dem Beitrag „Rechte Offiziere“ am 22. Mai 2017 bei German Foreign Policy externer Link, worin auch die Kontinuität zur berüchtigten „Konservativen Revolution“ der Weimarer Republik aufgezeigt wird, die als eine der Quellen des Nationalsozialismus gelte. Zum Militärberater Merkels gibt es darin auch noch Einiges zu lesen… Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge:

  • „Zu lange unumstritten“ von Tobias Schulze am 21. Mai 2017 bei der taz externer Link behandelt die aktuelle Frage der Kasernen-Namen: „Geschichtsunterricht in der Kaserne von Rotenburg an der Wümme: Der Standortälteste, der Kommandant und die Vertrauensleute der Soldaten sitzen zusammen und lauschen einem Referat. Ein Oberstleutnant der Reserve erzählt aus dem Leben von Helmut Lent, einem Elitepiloten der Wehrmacht und Träger des Ritterkreuzes, der im Zweiten Weltkrieg 110 feindliche Flugzeuge abschoss – bis er im Herbst 1944 bei einem Flug nach Paderborn eine Stromleitung streifte, abstürzte und starb. Diese Geschichtsstunde fand am letzten Freitag im April statt. Anschließend stimmten die Vertrauensleute über den Wehrmachtspiloten ab – und kamen zu einer eindeutigen Entscheidung: Die Soldaten halten am Namensgeber ihres Militärstützpunktes fest. Das Areal in der Kleinstadt bei Bremen soll auch in Zukunft Lent-Kaserne heißen“.
  • „Keine normale Armee“ am 21. Mai 2017 bei der taz externer Link ist ein Interview von Tobias Schulze mit dem Abgeordneten Jan Korte über die Umbenennung, worin dieser vertritt: „Die Lüge von der sauberen Wehrmacht wurde in den 1950er Jahren eingepflanzt und hielt sich dann über Jahrzehnte. Das erklärt, warum noch heute einige Leute glauben, es könne auch nur ansatzweise einen positiven Bezug auf die Wehrmacht geben. Und darüber müsste in der Politik, in der Gesellschaft und in der Bundeswehr diskutiert werden“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=116554
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