Militärwerbung für die Kleinen: Kanonenfutter im Blick. Grundschule Letzlingen veranstaltete erneut ein Zeltlager mit der Bundeswehr

Schule ohne Militär„… Früh wird gedrillt, wer künftig als Soldat in den Krieg ziehen soll: Mit offizieller Erlaubnis wirbt die Bundeswehr rege in den staatlichen Bildungseinrichtungen um Nachwuchs. Die Grundschule im sachsen-anhaltischen Letzlingen hat sich offenbar auf die ideologische Vorbereitung der Jüngsten spezialisiert. Zum neunten Mal in Folge veranstaltete sie zum Ferienauftakt ein mehrtägiges Biwakcamp bei und mit der Bundeswehr. Die von Soldaten betreuten Camper waren gerade einmal zwischen sechs und elf Jahre alt. Dies ist nicht das einzige regelmäßige Event, das die Grundschule in dem knapp 1.500 Einwohner zählenden Ortsteil der Stadt Gardelegen und das Militär verbindet. (…) Ins Leben gerufen hatte es die langjährige Schulleiterin Silvia Lehmann. »Die Kinder fanden es klasse«, lobte sie in der vergangenen Woche gegenüber der Altmark-Zeitung, die für besonders positive Berichterstattung in Sachen Bundeswehr bekannt ist. Lehmanns Engagement für diese und weitere zivil-militärische Aktivitäten mit ihren Schützlingen, wie das jährliche Sportfest (jW berichtete), Vorlesewettbewerbe und Weihnachtsmärkte, basiert auf einem Patenschaftsvertrag mit der 2. Kompanie des Heeres. Letztere sorgt im angrenzenden Gefechtsübungszentrum (GÜZ) Altmark dafür, dass Soldaten den letzten Schliff für Kriegseinsätze im Ausland erhalten. (…) Eva Gerth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW) Sachsen-Anhalt kritisierte im Gespräch mit junge Welt die Haltung der Schule: »So ein Camp hat eindeutig Eventcharakter und verstößt schon damit gegen das Überwältigungsverbot«, sagte sie. Dieses regelt der sogenannte Beutelsbacher Konsens. Danach dürfen Minderjährige nicht mit bestimmten politischen Ansichten überrumpelt oder zielgerichtet indoktriniert werden. Gleiches besagt ein Erlass des Bildungsministeriums des Landes, der 2015 auf Druck der GEW zustande gekommen war. »Wie bei der Behandlung anderer politischer Themen muss auch zu Fragen der Friedens-, Sicherheits- und Rüstungspolitik die Breite verschiedener gesellschaftlicher Positionen im Unterricht abgebildet werden«, heißt es darin etwa. Deshalb sei »auch beim Kontakt der Schulen mit der Bundeswehr die Darstellung konträrer Standpunkte abzusichern«…“ Artikel von Susan Bonath bei der jungen Welt vom 20. Juli 2019 externer Link

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