»Mali« – nur ein Abenteuer bei Youtube? Bundeswehr beginnt mit neuer Werbekampagne

»Mali« – nur ein Abenteuer bei Youtube? Bundeswehr beginnt mit neuer WerbekampagneNach der Serie »Die Rekruten«, mit der die Bundeswehr viel Beachtung und noch mehr Kritik erzeugte, startete das Verteidigungsministerium am Montag eine neue Web-Videoreihe. »Mali« heißt die Serie. Deren Folgen sind in den kommenden sechs Wochen täglich von Montag bis Donnerstag um 17 Uhr auf dem Youtube-Kanal »Bundeswehr Exclusive« abzurufen. Zusätzlich nutzt man die Internetdienste Instagram, Snapchat und Facebook. Laut Verteidigungsministerium kostet »Mali« samt Werbekampagne 6,5 Millionen Euro. Begleitet werden acht Soldatinnen und Soldaten beim Auslandseinsatz in Westafrika. Man wolle diesen für die Zuschauer »erlebbar« machen, heißt es…“ Artikel von René Heilig vom 16.10.2017 beim ND online externer Link, siehe dazu:

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    Die Bundesregierung macht die kriegerischen Aktivitäten Deutschlands in Mali zum Schwerpunkt ihrer militärpolitischen Propaganda. Erst kürzlich startete auf dem Youtube-Videokanal der deutschen Streitkräfte eine Serie über in dem westafrikanischen Staat stationierte Bundeswehrsoldaten. Fast zeitgleich wurde in den Berliner Räumlichkeiten des Auswärtigen Amts eine Ausstellung über die deutsch-malischen Beziehungen eröffnet. Während die Youtube-Serie auf die Rekrutierung militärischen Nachwuchses abzielt, präsentiert die Exposition Deutschland als „verlässlichen Partner“ beim „Kapazitätsaufbau der malischen Sicherheitskräfte“. Zudem veröffentlicht das Bundesverteidigungsministerium beinahe täglich Propagandameldungen über die Operationen deutscher Truppen in Mali. Analog zur Youtube-Serie erscheinen die eingesetzten Soldaten hierbei als Kämpfer im Dienste der „Friedenssicherung“, die selbstlos „Staub, Dreck und extremer Hitze“ trotzen. Umgekehrt weisen die in diesem Zusammenhang angebotenen „Hintergrundinformationen“ zahlreiche Parallelen zu den Werbetexten der Youtube-Serie auf“ – so die Einleitung des Beitrags „Gleichförmig und multimedial“ am 30. Oktober 2017 bei German Foreign Policy externer Link, worin die Gleichförmigkeit der Methoden und Inhalte in verschiedenen Medien auch auf ihre Tradition seit den 20er Jahren zurück geführt werden. Siehe dazu auch zwei Beiträge zur realen Militärpolitik in der Region:

    • „Die Militarisierung des Sahel (II)“ am 02. November 2017 ebenfalls bei German Foreign Policy externer Link stellt der Propaganda die Realität gegenüber – und dieser Beitrag beginnt so: „Fast fünf Jahre nach dem Beginn der europäischen Militäreinsätze in Mali beurteilen Experten die Lage in dem Land als katastrophal und warnen vor der von Berlin und Paris betriebenen weiteren Militarisierung des Sahel. „Noch nie“ habe es „ein derartiges Niveau an Gewalt“ in Mali gegeben „wie heute“, erklärt ein ehemaliger französischer Diplomat. Militärisch ließen sich die Konflikte in der Region nicht lösen, urteilt die International Crisis Group, ein prowestlicher Think-Tank, am Beispiel einer an Mali grenzenden Provinz in Burkina Faso: Dort sei es zwar gelungen, jihadistische Unruhen vorläufig niederzuschlagen; weil die gesellschaftlichen Ursachen der Radikalisierung aber fortbestünden, könne der Konflikt jederzeit neu aufflammen“.
    • „Skripted Mali“ von Christoph Marischka am 24. Oktober 2017 bei der Informationsstelle Militarisierung externer Link verweist unter anderem auf „Leerstellen“: „Somit handelt die Serie tatsächlich von einem Zeitraum, in dem die Lage in Mali drastisch eskalierte. Am 28. September 2017 veröffentlichte der UN-Generalsekretär seinen jüngsten, vierteljährlichen Bericht zur Lage in Mali. Dieser beginnt mit der Feststellung: „Die politische und Sicherheitslage hat sich seit meinem vorangegangenen Bericht und der Verabschiedung der UN-Resolution 2364 am 29. Juni signifikant verschlechtert.“ Human Rights Watch hatte bereits zuvor darauf hingewiesen, dass es besonders in Zentralmali durch die mit der Bundeswehr verbündete malische Armee zu massiven Übergriffen auf die Zivilbevölkerung käme. „Die schiefe Logik des Folterns, Tötens und Verschwindenlassens von Menschen im Namen der Sicherheit“ werde „Malis beschleunigte Dynamik von Gewalt und Missbrauch“ weiter befeuern, wird darin gewarnt.  Damit decken beide Berichte jene Themen ab, die in der Videoserie absehbar und in der Berichterstattung bereits jetzt ausgespart bleiben. Sie sollen deshalb hier ausführlich zitiert und knapp kommentiert werden“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=122918
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