Digitalisierung: Wer nicht vernetzt ist, fliegt

Arbeitnehmerdatenschutz. Illustration von Tetiana Sarazhynska für das LabourNet Germany - wir danken!Durch neue Kommunikationstechniken fallen in Firmen immer mehr Daten über Beschäftigte an. Arbeitnehmervertreter müssen einem möglichen Missbrauch entgegentreten. Bei wem laufen die Fäden zusammen? Wer ist ein gefragter Ansprechpartner und Ratgeber? Wer steht eher am Rande und bekommt selten Antworten auf seine Mails oder Beiträge im firmeninternen Social Network? In kleinen Betrieben weiß das jeder. In Großunternehmen hat das Management aber keinen Einblick in die sozialen Detailstrukturen. Doch das ist vielleicht nur noch eine Frage der Zeit. Denn schon heute wird der „soziale Graph“ unentwegt gefüttert. Mit jeder E-Mail, mit jedem Chat, mit jedem Tweet und jedem Like wird der Graph um eine Beziehung zwischen Kollegen ergänzt. (…) In einem fiktiven, aber unter rein technischen Gesichtspunkten realistischen Szenario, stellen sie die Möglichkeit in den Raum, dass Arbeitgeber, die Entlassungen planen, sich an den Ergebnissen solcher Analysen orientieren: Wer nicht hinreichend vernetzt ist, riskiert berufliche Nachteile oder sogar eine Kündigung…“ Beitrag aus Böckler Impuls Ausgabe 03/2018 externer Link, dieser Beitrag basiert auf der Untersuchung von Heinz-Peter Höller und Peter Wedde „Die Vermessung der Belegschaft – Mining the Enterprise Social Graph“, Mitbestimmungsreport Nr. 10 vom Januar 2018 externer Link (38 Seiten). Siehe dazu:

  • Die Vermessung der Mitarbeiter New
    Eine Analyse-Firma hat sich Zugang zu den Daten von Millionen Facebooknutzern verschafft. Am Arbeitsplatz hinterlassen Beschäftigte noch sensiblere Spuren. Was ließe sich damit anfangen? (…) Wo Menschen am Computer zusammenarbeiten, hinterlassen sie Spuren: Wer schreibt wem, wann kommt die Antwort? Wer arbeitet gemeinsam an Dokumenten und in welcher Reihenfolge? Welche Mitarbeiter haben übereinstimmende Termine, viele Kontakte und die größte Zustimmung zu Beiträgen im Forum? Microsoft, der größte Softwarehersteller der Welt, liest all das mit. Aus den Betrieben, in denen das Paket Office 365 aus Online-Dienst, Webprogrammen und Bürosoftware genutzt wird, saugt es sämtliche Beziehungsdaten ab. Dass sie anonymisiert sind, wiegt viele in falscher Sicherheit.  Peter Wedde und der Informatiker Heinz-Peter Höller haben für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung eine Studie erstellt, die zeigt, wie Daten künftig darüber bestimmen könnten, wer in einem Unternehmen Karriere macht und wer rausfliegt – schon deshalb, weil er sich mit den falschen Kollegen austauscht. Noch setzt der Datenschutz diesem Szenario zwar Grenzen, doch nicht zuletzt der Datenskandal bei Facebook ist Anlass genug, es einmal durchzuspielen. Denn selbst wenn Microsoft kein Geld mit seinen Kundengeheimnissen verdienen wollte: Betriebswirte und Personalentwickler hätten ein mächtiges Interesse daran, sogar wenn die Daten völlig anonymisiert sind…“ Artikel von Larissa Holzki vom 21. April 2018 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • Social Networks: Wie Chefs die Belegschaft ausspähen können
    „… Noch sind solche Szenarien Zukunftsmusik. Damit es nicht soweit kommt, sind neben der Politik die Betriebsräte gefordert. Sie müssen den Arbeitgebern genau auf die Finger schauen, wenn es um das Sammeln und Auswerten von Daten mit „sozialen Graphen“ geht, so die Hans-Böckler-Stiftung. Rechtlich seien solchen Formen der Vorratsdatenspeicherung zwar relativ enge Grenzen gezogen – doch das geltende Recht müsse auch effektiv durchgesetzt werden.“ DGB-Beitrag zur Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung vom 6. April 2018 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=130384
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