Grundeinkommen statt Urheberrecht?

Ilja Braun: Grundeinkommen statt Urheberrecht?Was hat die Debatte um das Urheberrecht mit der um das bedingungslose Grundeinkommen zu tun? Die beiden zusammenzudenken, könnte ein Lösungsmodell sein, um angemessene Vergütung und demokratisierte Produktionsbedingungen in der digitalen Welt miteinander zu versöhnen…“ Artikel von Ilja Braun vom 3. März 2014 bei bei iRights externer Link

  • Aus dem Text: „…  Vielmehr geht die Verallgemeinerung der Kreativität weit über den Bereich künstlerischen und publizistischen Schaffens im engen Sinne hinaus. Kreativität ist heute eine Schlüsselkompetenz, die in jedem Bewerbungsgespräch für halbwegs qualifizierte Jobs eine Rolle spielt. Als „Problemlösungskompetenz“ ist sie aus dem Bereich der zweckfreien Kunst ins Wirtschaftsleben diffundiert. Der Übergang vom fordistischen Industriekapitalismus zu einer Gesellschaft, in der Arbeit ein Selbstverwirklichungsprojekt im Dienst der Kapitalakkumulation „innovativer“ Unternehmen ist, ist mittlerweile mehr oder weniger abgeschlossen. (…) Wenn aber Unternehmen ihre Gewinne nicht mehr mit der Aneignung von Arbeit machen, sondern von Copyrights, wenn in einer „Wissensgesellschaft“ die oft freiwillig geleisteten Beiträge unzähliger Individuen zu einer vernetzten kulturellen Gemeinsphäre den Humus bilden, in dem „kreative Unternehmen“ ihre „innovativen Geschäftsmodelle“ entwickeln – was heißt das für die Frage nach einer angemessenen Vergütung kreativer Leistungen? (…) Die Frage wäre aber nun, ob man der Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen neue Schlagkraft verleihen kann, wenn man sie aus dem Wandel der Arbeitsgesellschaft von der fordistischen Industriegesellschaft zur Immaterialgüterökonomie herleitet? Als Forderung nach einer angemessenen Partizipation aller an der „Wissensgesellschaft“ Beteiligten an der auf Basis ihrer immateriellen Beiträge ermöglichten Wertschöpfung? Als Konsequenz aus der „Demokratisierung“ der Kreativität? (…) Die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen mit der Debatte um das Urheberrecht im Digitalzeitalter zusammenzudenken, hieße, die Traditionen der Sozialkritik und der Künstlerkritik am Kapitalismus unter dem Vorzeichen der Immaterialgüterökonomie zu verbinden…“

Ilja Braun ist Literaturübersetzer und Redakteur bei Carta.info. Sein Buch „Grundeinkommen statt Urheberrecht? Zum kreativen Schaffen in der digitalen Welt“ erscheint dieser Tage im Transcript-Verlag  (192 Seiten, kart., ISBN 978-3-8376-2680-3, 21,99 €). Siehe dazu:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=54486
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