Demokratie?

Beitrag von Karl-Heinz Thier vom 6.2.2015

Die Athener haben es ein wenig übertrieben dargestellt: So richtig eine Demokratie war das nicht. Die Wohlhabenden haben sich darauf geeinigt: Es ist doch besser, wir billigen uns die gleichen Rechte zu, als wenn wir uns bekämpfen. Übrig geblieben ist ein Heer von SklavInnen – mit Rechten nach ihrem wirtschaftlichen Wert.

Und heute? Sind wir weiter – weil die komplizierte Produktionsform einer Industriegesellschaft es nicht verträgt, dass die SklavInnen rebellieren. Also gibt man ihnen das Gefühl mitzubestimmen. Sie dürfen aus einer handverlesenen Zahl von möglichen Herrschern wählen, wen sie haben wollen. Das ist aber keine wirkliche Demokratie, sagen die Menschen z.B. in Hongkong. Die Menschen in Europa sind da viel weiter. Wirklich? Auch dort dürfen die Menschen nur aus einer bestimmten Gruppe ihre Herrscher auswählen. In einer Zeit, in der die Menschheit vor ökologischen, finanziellen und sozialen Katastrophen steht, kommen ihre KandidatInnen aus derselben Gruppe: verängstigter und karrieregeiler Mittelstand, der sagt: Die Situation ist gefährlich, aber es geht gerade noch so; nur keine grundlegenden Änderungen! Ob links oder rechts, Menschen mit anderen Vorstellungen haben keine Chance, zum Herrscher oder zur Herrscherin gewählt zu werden. Beispiel Griechenland: Ob sozialdemokratische Partei oder konservative Partei, es war kein großer Unterschied zwischen Regierung und Opposition: Man machte Gesetze, die Dummen hielten sich daran, die anderen waren auf ihren wirtschaftlichen Vorteil bedacht, Korruption und Profitgier bestimmten den Lauf der Dinge. Es war halt erst eine kapitalismuskonforme Demokratie in Griechenland. Und in ganz Europa.

Mensch muss nur einmal den Herrschenden zuhören, die für Demokratie und Toleranz eintreten. Die Wirtschaft und ihr Mittelstandsklientel rufen nach Partizipation, weil sonst Produktion und Innovation ins Stocken geraten. Flüchtlinge sind in Deutschland willkommen, weil dort Fachkräfte fehlen. Aber wehe, es kommen Menschen!

Können wir uns also darauf einigen: Wir sind auf dem Weg zu einer Demokratie. Aber es wird noch ein langer Weg sein.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=75211
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