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Serbien: Systematische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche an den Landesgrenzen

Dossier

Festung Europa„An den Grenzen Serbiens üben Grenzschutzbehörden von Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) systematisch Gewalt gegen Kinder und junge Erwachsene aus. Dies zeigt der Bericht „Games of Violence“, den Ärzte ohne Grenzen heute veröffentlicht. Er enthält medizinische und psychologische Daten sowie Aussagen von Betroffenen aus dem ersten Halbjahr 2017. 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die in diesem Zeitraum die psychosoziale Hilfe von Ärzte ohne Grenzen in Anspruch genommen haben und von physischer Gewalt berichteten, nannten Grenzschutzbeamte oder Polizisten aus den EU-Staaten Bulgarien, Ungarn und Kroatien als Täter. Fast die Hälfte der Kinder (48 Prozent) gab dabei an, von bulgarischen Grenzschutz- oder Polizeibeamten Gewalt erfahren zu haben. Die mobilen Teams von Ärzte ohne Grenzen in Belgrad haben zudem 62 Fälle vorsätzlicher Gewalt an der Grenze von Serbien zu Ungarn sowie 24 Fälle an der Grenze zu Kroatien dokumentiert. Bei einem Großteil der Fälle ist ein wiederkehrendes Muster von Schlägen, Hundebissen und dem Einsatz von Pfefferspray erkennbar…“ Pressemitteilung von Ärzte ohne Grenzen vom 4. Oktober 2017 externer Link mit Download des englischen Berichts „Games of Voilence“. Siehe dazu:

  • Erschütternder Bericht von Save the Children: Kinder auf Balkanroute stetiger Gewalt ausgesetzt New
    Schläge, sexueller Missbrauch und Ausbeutung: Geflüchtete Kinder auf der Balkanroute sind laut einem Bericht von Save the Children erschreckend häufig mit Gewalt durch Erwachsene konfrontiert. Verantwortlich seien die EU und die Balkanländer durch ihre Abschreckungs- und Abschottungspolitik gegenüber Geflüchteten. (…) In dem Bericht „Wherever we go, someone does us harm“ („Wo wir auch hingehen, tut uns jemand Gewalt an“) zeige sich ein enormes Ausmaß von Gewalt und ein eklatanter Mangel an Schutzvorkehrungen für minderjährige Geflüchtete in Europa, betonte „Save the Children“. Meist handele es sich bei den Tätern um Erwachsene in Machtpositionen, wie etwa Grenzpolizisten und Schleuser. Kinder würden außerdem teils in gefängnisähnlichen Unterkünften untergebracht und nicht über ihre Rechte aufgeklärt. Maßgebliche Ursache sei die von der EU und den Ländern der Region verfolgte Abschreckungs- und Abschottungspolitik gegenüber Geflüchteten, kritisierte die Organisation. „Weil sich Europa auf die Abschreckung von Ankommenden konzentriert, sind Kinder schockierender Gewalt durch Polizei und Grenzschutz ausgesetzt – Gewalt, die ungestraft bleibt“, sagte Ylva Sperling, Direktorin von „Save the Children Europe“. Vor allem unbegleitete Minderjährige seien besonders gefährdet, erklärte die Kinderrechtsorganisation. Viele von ihnen müssen auf ihrer Reise im Freien übernachten oder mit fremden Erwachsenen in heruntergekommenen Gebäuden hausen – unter der ständigen Gefahr, geschlagen oder sexuell misshandelt zu werden. Hilflos und ohne jede Möglichkeit, die schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten, kompensierten viele Kinder und Jugendliche ihren Stress mit Alkohol und Drogen. Es gebe auch erschreckend viele Fälle von Selbstverletzungen bis hin zu versuchten Selbsttötungen…“ Beitrag vom 13.09.2022 beim Migazin externer Link – siehe

  • Serbischer Innenminister: „Serbien ist kein Parkplatz für Abschaum aus Asien“ 
    Eine rassistische Aussage sowie verstörende Bilder der serbischen Polizeieinsätze gegen Migranten am Grenzgebiet zu Ungarn lösen Kritik aus. „Die Bilder der serbischen Polizeieinsätze vom 14. Juli im Grenzgebiet zu Ungarn wecken Erinnerungen an schreckliche Zeiten und Geschehnisse“, heißt es in einer Stellungnahme der Wiener NGO „SOS Balkanroute“ zu verstörenden Fotos, die das serbische Innenministerium aussandte. „Hunderte Männer mussten – wie auf den Fotos zu sehen ist – auf Befehl die Arme über den Kopf halten, gebeugt gehen und schlussendlich vor dem serbischen Innenminister Aleksandar Vulin, der den Einsatz in einer schwarzen Uniform begleitete, auch noch knien“, werden die verstörenden Szenen an der Grenze zwischen Serbien und Ungarn beschrieben. Bei einer breit angelegten Polizeiaktion waren am Freitagvormittag in der serbischen Stadt Subotica 40 Migranten festgenommen. Zahlreiche Waffen sollen beschlagnahmt worden sein. Eine Angabe der serbischen Behörden, die „SOS Balkanroute“ anzweifelt: „Und auch die dürftige Presseaussendung des serbischen Innenministeriums zeigt angesichts der Fotos einen klaren Widerspruch auf: Die Rede ist von sieben beschlagnahmten Waffen und von einem ‚Schlag gegen die Schlepper-Kriminalität‘. Doch die beschlagnahmten Waffen wurden nirgendwo gezeigt noch abgebildet, im Gegensatz zu den Demütigungs-Aktionen durch die Polizei. Und die Zahl der Menschen auf den Fotos ist deutlich höher als die Anzahl der beschlagnahmten Waffen. So viel zu Logik und Zahlen …“ (…) „Serbien ist kein Parkplatz für Abschaum aus Asien“. Diese höchst umstrittene Aussage tätigte anlässlich der Polizeiaktion Innenminister Aleksandar Vulin vor versammelten Medienleuten. Serbien werde nicht zulassen, dass seine Lebensweise durch Kriminelle gefährdet werde, die mit dem Leid und der Armut von Menschen Geschäfte machten, ließ er wissen. „Mit solchen rassistischen Aussagen rechtfertigt also Innenminister Vulin das skandalöse Vorgehen seiner Einheiten…“ Meldung vom 16.07.2022 bei kurier.at externer Link, siehe dazu:

    • Thread von Kid Pex (SOS Balkanroute) vom 16. Juli 2022 externer Link: „Demütigung von Geflüchteten in Serbien: Gewalt, die von Österreich unterstützt wird! Die Bilder der serbischen Polizeieinsätze vom 14.7 im Grenzgebiet zu Ungarn wecken Erinnerungen an schreckliche Zeiten und Geschehnisse. Man fragt sich nur: Wo bleibt der Aufschrei!? Hunderte Geflüchtete mussten – wie auf den Fotos zu sehen ist – auf Befehl die Arme über den Kopf halten, gebeugt gehen und schlussendlich vor dem serbischen Innenminister Aleksandar Vulin, der den Einsatz in einer schwarzen Uniform begleitete, auch noch knien. Wessen Geistes Kind dieses Vorgehen mit Geflüchteten ist, zeigen nicht nur die Bilder, sondern auch die Aussage des serbischen Innenministers danach: „Serbien ist kein Parkplatz für Abschaum aus Asien“. Hier sieht man ihn, wie er vor dieser Kulisse auch noch Interviews gibt. Dabei ist Polizeichef Aleksandar Vulin, der erst Anfang Juni von seinem Amtskollegen Stefan Karner in Wien empfangen wurde, am Balkan als extremer Nationalist, Verfechter eines „Groß-Serbien“ und auch für das notorische Leugnen des Völkermords in Srebrenica 1995 bekannt…“ und weitere Meldungen dazu auf deren Twitter-Kanal externer Link
  • Serbien schiebt Asylbewerber ab – in die EU 
    Das serbische Verfassungsgericht bestätigt: Sicherheitskräfte des EU-Kandidatenstaats haben Migranten widerrechtlich ins EU-Land Bulgarien abgeschoben. Das Urteil liegt der DW vor. Entdeckt wurden die Menschen von bulgarischen Polizisten an einem eiskalten Samstagmorgen unweit der Grenze zu Serbien. Die 25 Afghanen, darunter sieben kleine Kinder, hatten die ganze Nacht im Wald verbracht. Laut Dienstvermerk der Beamten wurden die Migranten zunächst vernommen. Das war am 4. Februar 2017. Jetzt, knapp vier Jahre später, steht fest: Serbische Ordnungskräfte haben die Asylbewerber gesetzwidrig aus Serbien vertrieben, statt sie mit entsprechenden Papieren auszustatten und in einem Flüchtlingsheim unterzubringen. Das bestätigt das serbische Verfassungsgericht in einem bahnbrechenden Urteil, das der DW exklusiv vorliegt. Seit Jahren beklagen Menschenrechtsaktivisten brutales Verhalten von Grenzern, Polizisten und Militärs gegenüber Migranten auf der Balkanroute; und seit Jahren dementieren alle offiziellen Stellen in den Westbalkanstaaten, dass sogenannte Pushbacks, also nach internationalem Recht illegale Abschiebungen, stattfinden. Bis heute finden sich europaweit kaum Urteile, die mit dem aktuellen Richterspruch aus Belgrad vergleichbar sind…“ Beitrag von Nemanja Rujević vom 22.01.2021 bei der Deutschen Welle externer Link
  • Siehe zur Balkanroute auch unser Dossier: Die Migrations-Karawane auf dem Balkan: Niemand droht mit der Armee. Die Polizei ist schon da…
  • Siehe auch
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=122330
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