Seenotrettung im Mittelmeer mit privater Segeljacht: «Ich finde es unerträglich, dass Seenotretter kriminalisiert werden»

Lampedusa: Stoppt das Sterben!Der Schweizer Nikolaus Gutknecht (82) hat sich an einer Seenotrettung im Mittelmeer beteiligt – mit seiner privaten Segeljacht. Der Pfarrerssohn sieht sein Engagement als Beitrag zur Nächstenliebe, die er jedoch nicht als «christlich» bezeichnet. (…) Ich lebe seit dreissig Jahren vor allem auf meinem Segelschiff, das ich damals selbst gezeichnet und gebaut habe. Auf grossen Reisen, zum Beispiel im Süden Haitis, haben wir monatelang die Bevölkerung, so gut wir konnten, medizinisch versorgt. Momentan lebe ich vor allem in Tunesien, nahe der Flüchtlingsrouten. Ich finde es unerträglich, dass die Seenotretter kriminalisiert werden. Da fast alle grossen NGO-Schiffe beschlagnahmt sind, wollen wir versuchen, mit vielen kleinen, privaten Booten, Menschen zu retten. (…) [Was empört Sie an der europäischen Flüchtlingspolitik?] Gutknecht: Als erstes: Europa – und ich zähle die Schweiz dazu – setzt das Ertrinken als Mittel zur Abschreckung ein. Eine Mentalität wie im frühen Mittelalter, Menschlichkeit und Humanität existieren nicht mehr. Und dann: Europa unterstützt die Randländer, vor allem Italien und Griechenland, nicht so, wie es sinnvoll und effizient wäre. Dieses Gefühl «Europa lässt uns hängen» hat dazu geführt, dass Italien heute von Rechtsextremen regiert wird. Ich frage mich auch, warum die EU in Libyen eine Küstenwache aufbaut, zur Verhinderung dieser Fluchtroute – und nicht die kriminellen Schlepperbanden bekämpft…“ Interview von Raphael Rauch vom 27.7.19 bei kath.ch externer Link

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