Kritik an [Abschreckungs]Aufklärungskampagne: Sieben Lügen, an die kein Flüchtling glaubt

Dossier

Shame on you, Europe! Sea-Eye und Seefuchs: Protest im Mittelmeer„Das Auswärtige Amt hat mit einer Netzkampagne Aufsehen erregt, in dem es mit Gerüchten aufräumt, dass etwa jeder Flüchtling ein Haus bekommt, wenn er die deutsche Grenze überschreitet. Wir haben mit Flüchtlingen gesprochen und gefragt, wie groß die Enttäuschung war. (…) Das Problem: Offenbar gibt es kaum Flüchtlinge, die diesen Unsinn wirklich geglaubt haben, als sie nach Deutschland kamen. Der Flüchtlingsrat vermutet, dass die Kampagne in Wahrheit einen ganz anderen Adressaten hat. (…) Geschäftsführer Seán McGinley hält die Aufklärungskampagne für puren Aktionismus. „Wir sind hier über die Jahre nicht einem Flüchtling begegnet, der auch nur ein einziges dieser sieben Gerüchte geglaubt hätte“, sagt er. Alleine zu denken, dass Flüchtlinge solche Vorstellungen hätten, zeige, dass die Behörde „in einem Paralleluniversum“ lebe. Der einzige Zweck der Webseite sei, der heimischen Bevölkerung das Gefühl zu vermitteln, dass Fluchtursachen vor Ort bekämpft würden. „Wahrscheinlich wäre es am sinnvollsten gewesen, die Gerüchte auf Bayrisch zu übersetzen“, sagt McGinley.Beitrag von Sascha Maier vom 25. Oktober 2017 bei Stuttgarter Anzeige online externer Link. Siehe zur Informationskampagne #RumoursaboutGermany:

  • So will das Auswärtige Amt Menschen von der Flucht nach Deutschland abbringen New
    „Nichts als die Wahrheit: Die Webseite „Rumours about Germany“ soll Migranten aufklären und die Gerüchte der Schlepper richtigstellen. Das sagt die Bundesregierung und betont, dass es nicht um Abschreckung gehe. Interne Konzepte zeigen jedoch, dass die Kampagne sehr wohl das Ziel verfolgt, Menschen von der Flucht abzubringen oder zur Rückreise zu bewegen – auch mit Hilfe von Influencern. Übersichtlich und professionell sieht sie aus, die Seite „Rumours about Germany“. Das Layout in bunten Kästen gleicht dem von Buzzfeed oder Vice, Artikel und Videos sind für das Mobiltelefon optimiert. (…) Interne Dokumente aus dem Auswärtigen Amt, die wir nach dem Informationsfreiheitsgesetz erhalten haben, zeigen allerdings, dass das Ziel der Kampagne sehr wohl darin besteht, potentielle Migrant*innen von der Flucht nach Deutschland abzuhalten – und jene, die bereits hier leben, zur Rückkehr in ihre Heimatländer zu bewegen. Ziele der strategischen Kommunikation im Bereich Migration und Flucht sind demnach, die „Bleibebereitschaft in Herkunfts- und Aufenthaltsstaaten“, die „Rückkehrbereitschaft in Transit“ und die „Rückkehrbereitschaft aus Deutschland (zu) erhöhen“. So steht es in einem ursprünglich als Verschlusssache eingestuften Konzept der Abteilung für strategische Kommunikation. (…) Vor allem beantwortet Rumours about Germany aber Fragen. Werden Grenzkontrolleure dich finden? Ja. Werden deine Verwandten Lösegeld bezahlen müssen, um dich zu befreien? Ja. Wirst du mit deinem Englisch zurechtkommen in Deutschland? Nein. Wirst du nach zwei Stunden aus einem Gummiboot gerettet werden? Nein. Sind das sachliche Informationen? (…) Ähnlich verhält es sich bei der Frage „Wird dir die deutsche Regierung Geld geben?“. Diese Frage wird erst mal verneint, dabei haben Geflüchtete, denen Asyl gewährt wird, Anspruch auf Sozialleistungen wie Kindergeld und Miete. Selbst in den Erstunterkünften, in denen Asylbewerber*innen zunächst landen, wird nicht bloß Zahnpasta und Essen verteilt, sondern häufig auch Geld für das Nötigste. Dieses Wissen unterschlage Rumours about Germany, kritisieren die Politikerinnen. (…) Einen Anlass, die irreführenden Antworten zu korrigieren oder ausgewogener zu gestalten, sieht die Regierung nicht, auch das steht in der Antwort auf die Kleine Anfrage externer Link. Einzig der Name sorgte im Innenministerium für Irritation…“ Beitrag von Chris Köver vom 2. August 2018 bei Netzpolitik externer Link
  • Werben gegen Deutschland: Wie Flüchtlinge mit falschen und irreführenden Infos abgeschreckt werden 
    „… Auf der Internetseite „Rumours about Germany“ werden Flüchtlinge mit falschen und irreführenden Informationen davon abgehalten, sich auf den Weg Richtung Deutschland zu machen. Unter dem Titel „Rumours about Germany“ informiert das Auswärtige Amt seit Oktober 2017 über die Möglichkeiten, in Deutschland Schutz zu erhalten. Auf Englisch, Französisch und Arabisch finden sich dort „vertrauenswürdige Fakten“ in kurzen Texten, handlich sortiert nach drei Kategorien: „Sicher, dass Sie aufbrechen möchten?“ – „Sie sind schon unterwegs?“ – „Sie müssen zurückkehren?“ Die so organisierten Kurzinformationen sind größtenteils als Fragen formuliert, unterschrieben mit „richtig oder falsch?“ und Antwort erscheinen nach Anklicken. Dieses Format der Ratemöglichkeit entbehrt nicht eines gewissen Zynismus. (…) Doch worum geht es eigentlich? Laut Selbstbeschreibung der Webseite ist der Zweck, dass „potentielle und gegenwärtige Migranten […] sich nicht auf die falschen Informationen und Gerüchte, die Schleuser verbreiten, verlassen müssen“. Das Ziel der Webseite sei nicht abzuhalten, sondern zu informieren. „Die Entscheidung, sich auf die gefährliche Reise nach Europa zu machen, ist eine so wichtige, dass sie sich auf Tatsachen, nicht Gerüchte stützen sollte.“ Dann sind akkurate Informationen über anerkannte Fluchtgründe aber zentral, ebenso wie über die Straflosigkeit der irregulären Einreise. Eine ausgewogene Information würde Migranten und Asylsuchende nicht nur über Gefahren und mögliche Widrigkeiten, sondern auch über ihre Rechte aufklären. Doch solche Fakten kommen in der Aufklärungskampagne des Auswärtigen Amts praktisch nicht vor…“ Beitrag von Nerges Azizi und Dana Schmalz vom 22. Januar 2018 bei Migazin externer Link
  • Bundesregierung klärt „Lügen“ für Flüchtlinge auf, die kaum jemand kennt 
    Habt ihr schon gehört, dass die Bundesregierung nun „aufklären“ will und Behauptungen, die Flüchtlinge aus aller Welt angeblich über Deutschland hören, als Lügen entlarven möchte? Menschen sollen zB „Deutschland schenkt jedem Flüchting ein Haus“ hören und deshalb nach fliehen. Nur: Woher stammen diese Behauptungen eigentlich? Wer bringt diese Lügen in die Welt und wo? Das Auswärtige Amt, das für die Gegenpropaganda verantwortlich ist, weiß es nicht. Man habe diese Gerüchte irgendwo gehört oder so. Auch die Antworten variieren. Manchmal heißt es „Unsinn!“ und manchmal „Völliger Unsinn!“ – was ist der Unterschied? Auch das wird nicht beantwortet. Halten wir fest: Die Bundesregierung „enttarnt“ Lügen an Flüchtlinge, an die kein Flüchtling glaubt und kaum einer je gehört hat… Absurd!“ Info von Tilo Jung zum Ausschnitt aus der BPK vom 27. Oktober 2017 bei youtube externer Link
  • Fakten statt falscher Versprechen
    Die Fragen sind einfach und greifen unter Migranten und potentiellen Flüchtlingen weit verbreitete Gerüchte wie dieses auf: „Wirst du in Deutschland Willkommensgeld erhalten?“ – „Nein“, lautet die klare Antwort auf einer neuen Informations-Website des Auswärtigen Amts für Migranten: „Trotz anderslautender Gerüchte, die Menschenhändler verbreiten, bezahlt Deutschland kein Willkommensgeld.“…“ Darstellung und Begründung beim Auswärtigen Amt externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=123331
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