Ein Ort für Suizide. Nach Selbstmorden von Flüchtlingen im thüringischen Apolda geraten die Behörden in die Kritik

Faraidun Salam Aziz, gestorben am 1. Mai 2018 in Apolda im Lager in der Lessingstraße„»Hier ist es wie in einem großen Grab.« So war der Aufruf zu einem Treffen aus traurigem Anlass überschrieben. Flüchtlinge aus dem thüringischen Apolda und der Umgebung hatten für Ende Juli zu einer Zusammenkunft vor dem Bahnhof Apolda geladen. In diesem Jahr waren binnen weniger Tage drei Flüchtlinge gestorben, die im Einzugsbereich des Landratsamts Apolda gelebt hatten. Zudem kritisierten die Organisatoren Schikanen durch die Behörden der thüringischen Gemeinde. Am 1. Mai war Faraidun Salam Aziz nach einem Sturz aus dem vierten Stock der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in der Lessingstraße in Apolda gestorben. Auf Nachfrage der Frankfurter Rundschau bestätigte das Ausländeramt den Suizid, wollte aber keine weiteren Auskünfte geben. Die Initiative Break Deportation, die sich für Flüchtlinge einsetzt, schrieb auf ihrer Website, Aziz sei vor zehn Jahren aus den kurdischen Gebieten im Irak geflohen und habe seit acht Jahren in verschiedenen Unterkünften in Apolda gelebt. Der zum Zeitpunkt seines Todes 38 Jahre alte Mann habe an Depressionen gelitten, die sich durch den Umgang der Behörden mit ihm verstärkt hätten. Diese hätten ihm eine Residenzpflicht auferlegt, so dass er sich strafbar gemacht hätte, wenn er Apolda ohne Erlaubnis verlassen hätte. Weiter schrieb Break Deportation, Aziz habe es als zusätzliche Schikane empfunden, dass ihm die Behörden die ihm zustehenden finanziellen Leistungen nicht monatlich, sondern wöchentlich ausgezahlt hätten. Aziz sei vielen Flüchtlingen in Apolda bekannt gewesen, da er Asylsuchende häufig als ­Berater und Übersetzer bei Behördengängen begleitet habe. Der Suizid des Manns war der dritte Todesfall unter Flüchtlingen in der Gegend innerhalb kurzer Zeit...“ Artikel vom 20. August 2018 von und bei Peter Nowak externer Link, siehe dazu:

  • Flüchtlingslager: Bericht eines anonymen Zeugen über die Todesnacht von Faraidun Salam Aziz am 1. Mai 2018 im Lager in Apolda New
    Der Zeuge war am 1. Mai 2018 in Apolda im Lager in der Lessingstraße und wach. Er hat mitbekommen, dass Faraidun Salam Aziz ca. zwischen 2 und 4 Uhr eine Diskussion mit Securities hatte. Faraidun sprach mit jemand am Telefon. Die Security diskutierte mit ihm, dass er zu laut sei und er sagte, dass ist normal so und er spricht immer so. Er wollte nicht leiser reden.Zwei Securities nahmen ihn daraufhin fest, brachten ihn auf sein Zimmer und schlossen das Zimmer von außen ab – und Faraidun somit darin ein. Faraidun hat die Beamten ca. 10 mal aufgefordert die Tür zu öffnen. Diese reagierten aber nicht und schlossen die Tür nicht auf.Später hat Faraidun dann das Fenster in seinem Zimmer im 4. Stock geöffnet und sich heraus gelehnt. Kurz darauf ist er aus dem Fenster gestürzt. Faraiduns Kopf war durch den Aufprall am Boden zertrümmert. Erst nachdem Faraidun aus dem 4. Stock gefallen war, haben die Securities die Polizei und den Rettungswagen gerufen. Einen Tag nach dem Vorfall kamen 4 Securties zu dem Zeugen ins Zimmer, versuchten in zu beeinflussen und schüchterten ihn ein, damit er nichts bei der Polizei aussagen soll. Er hat mitbekommen, dass die Security das auch bei Anderen gemacht hat, die den Vorfall gesehen haben. Die Polizei kam bis heute nicht ins Lager um ZeugInnenaussagen aufzunehmen.“ Bericht dokumentiert am 6. September 2018 bei Break Deportation externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=137098
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