Bundespräsident: „Wir wollen keine Hungerleider“ – aber vielleicht wollen Unternehmen Flüchtlinge, die „hart im Nehmen“ geworden sind?

Tradition: "Ausländer" auf dem deutschen ArbeitsmarktAuf den ersten Blick hat Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier etwas Selbstverständliches gesagt, als er sich in einem Interview mit der jordanischen Zeitung «Al Ghad» zur Flüchtlingspolitik seines Landes äußerte. «Politisch Verfolgte geniessen Asylrecht oder Schutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention», sagte der 62-Jährige in dem Gespräch, das er im Rahmen seiner gegenwärtigen Nahostreise führte und das vom Bundespräsidialamt auch auf Deutsch verbreitet wurde.  Bürgerkriegsflüchtlinge könnten ebenfalls Schutz erhalten, fuhr Steinmeier fort. Dann folgte eine Präzisierung: «Die Suche nach einem wirtschaftlich besseren Leben, die individuell immer berechtigt sein kann, begründet aber nicht das gleiche Recht auf Aufnahme in Deutschland. Vor allem um den politisch Verfolgten auch in Zukunft gerecht werden zu können, müssen wir diese Unterscheidung wieder ernst nehmen.» Das Adverb «wieder» ist entscheidend“ – aus dem Beitrag „Bundespräsident Steinmeier will bei Flüchtlingen differenzieren“ von Marc Felix Serrao am 29. Januar 2018 in der NZZ externer Link aus Anlass von Steinmeiers Jordanien-Besuch. Und: Nein, das Adverb „wieder“ ist kein bisschen entscheidend, sondern die vom Bundespräsidenten viel eindeutiger, als es der Artikel nahelegen möchte, vorgetragene Ablehnung der Menschen, die ein besseres Leben suchen. Was dem Amt wichtig genug für eine Übersetzung war… Wem welche Flüchtlinge willkommen sind, geht aus einem anderen Beitrag hervor:

  • „Soft Skill Zynismus von Julia Pustet am 25. Januar 2018 in der jungle world externer Link ist ein Beitrag über eine (auch ihrer Ansicht nach vermutlich gut gemeinte) Kampagne für Jobs für Flüchtlinge, die dennoch eindeutig werden muss: „In Zeiten sich stetig verschärfender Prekarität scheint es nicht mehr skurril, den potentiellen Gewinnern von Realityshows statt Traumhochzeiten, Ehemänner und Lieblingsoutfits nun Aufenthaltstitel in Aussicht zu stellen, oder eben Hilfsarbeiterjobs: Wer es geschafft hat, die durch die deutsche Regierung maßgeblich installierten und gewarteten Hürden an Europas Außengrenzen zu überwinden, wer Grenzzäune, libysche Küstenpatrouillen, überfüllte Boote, Flüchtlingslager und physische wie psychische Gewalt überlebt hat und auch die Lageso-Station erfolgreich durchlaufen konnte, kommt in die letzte Runde: die deutsche Bürokratie, die einen großen Teil der verbliebenen Bewerber nach einem unmenschlichen System aussiebt, zwischen lebensbedrohlicher und nicht lebensbedrohlicher, aber nicht zum Flüchtlingsstatus qualifizierender Not unterscheidet, während Geflüchtete in Käffern untergebracht sind, wo der Volkssegen im Allgemeinen noch nicht schief hängt und alles, was man nicht versteht, um den Dorfbrunnen gejagt wird. Diejenigen, die die Torturen der Flucht, des institutionellen wie gesellschaftlichen Rassismus irgendwie überlebt haben, haben dann, nach Auffassung der Marketinggenies von Social Bee, ihre soft skills genügend unter Beweis gestellt, um sich für irgendwas um die 9 Euro die Stunde von deutschen Firmen ausbeuten zu lassen. Das nennt sich dann Integration“.
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