Wirbel um Marburger Familie: Pilot verhindert Abschiebung einer Hochschwangeren nach Algerien

Bündnis »Widerstand Mai 31 - Solidarität ist kein Verbrechen«„… Abgeschoben werden sollten vier Personen: die 30 Jahre alte A. und der 35-jährige R. aus Algerien sowie ihre beiden Töchter. Seit 2011 leben die Eltern in Deutschland, davon die meiste Zeit in Marburg. Sie sind islamisch getraut. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, entsprechend sind sie ausreisepflichtig. Dennoch ist es keine gewöhnliche Abschiebung, die an diesem Tag in Marburg stattfinden soll. Denn Fatima A. ist zu dem Zeitpunkt im achten Monat schwanger, eine Ärztin hat Radke zufolge eine Risikoschwangerschaft und Reiseunfähigkeit bescheinigt. Die Beamten bringen die Familie dennoch zum Frankfurter Flughafen. Fatima A. klagt über Schmerzen. 15 Minuten lang sitzen Vater, Mutter und Kinder angeschnallt im Flugzeug, berichtet Radke, bis sich der Pilot weigert, die Familie mitzunehmen. Aus seiner Sicht ist die medizinische Versorgung nicht ausreichend gewährleistet. (…) Zwar hat sich die Marburger Stadtverordnetenversammlung am Freitagabend für „nicht zuständig“ erklärt, der Linken-Landeschef und Marburger Landtagsabgeordnete Jan Schalauske hat jedoch auch eine kleine Anfrage dazu an die Landesregierung gestellt. (…) Schalauske spricht von „eklatantem Behördenversagen“, das er nun aufklären will. Für ihn zeige der Fall „einen unmenschlichen, skrupellosen Umgang mit Menschen“, sagt Schalauske. Er sei „fassungslos“, dass nur der Pilot Frau und Kind vor einer lebensbedrohlichen Situation gerettet habe. Und: „Der Fakt, dass der Mann eine schriftliche Zusage für einen Arbeitsplatz bei einer Marburger Firma hat, wurde von zuständigen Stellen einfach unter den Tisch fallen gelassen.“ Tatsächlich, so berichtet es Anna Radke, habe Tarek R. schon seit längerem einen Ausbildungs- und Arbeitsvertrag bei einer Firma in der Nähe von Marburg unterschrieben. Er habe die Stelle aber mangels Bleiberecht nicht antreten können. In Algerien dagegen warte auf ihn das Gefängnis, sagt er…“ Beitrag von Bodo Weissenborn vom 22. Februar 2019 bei der Hessenschau online externer Link, siehe dazu:

  • Pilot wollte Hochschwangere nicht mitnehmen – Marburg kürzt Familie Sozialhilfe nach verhinderter Abschiebung New
    Die Abschiebung einer hochschwangeren Frau und ihrer Familie nach Algerien scheiterte, weil der Pilot sich querstellte. Nun reagiert die Stadt Marburg: Sie kürzt Fatima A. und ihrem Mann die Sozialhilfe drastisch. Die Bestrafung scheint rechtlich fragwürdig. (…) Noch immer steht die Familie unter dem Eindruck der Ereignisse. Immer wieder waren Eltern und Kinder krank, die Vierjährige hat seit den Ereignissen im Januar wieder begonnen, nachts ins Bett zu pinkeln. Und es kam weiterer Ärger.  In einem Bescheid an die Familie hat der Fachdienst Migration und Flüchtlinge der Stadt Marburg angekündigt: Vom Tag der gescheiterten Abschiebung an werden ihr die Sozialleistungen drastisch gekürzt. 40 Prozent weniger als beantragt erhalten demnach die Eltern, es bleiben rund 165 Euro pro Elternteil und Monat. Der Satz für die Kinder bleibt unangetastet. Der Grund für die Kürzung: Fatima A. und Tarek R. hätten sich ihrer „Überstellung nach Algerien widersetzt“. Das Schreiben, das hessenschau.de vorliegt, verweist auf das Asylbewerberleistungsgesetz. (…) Rechtsanwalt Gunter Specht, der die Familie vertritt, sagt dann auch: „Die Familie trifft überhaupt keine Schuld.“ Er hält die Kürzung für unzulässig und will Widerspruch dagegen einlegen. Er sagt aber auch: „Wenn Leute nicht ausreisen, ist dieses Vorgehen Standard.“...“ Artikel von Bodo Weissenborn vom 02.03.19 bei hessenschau.de externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=144850
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