[20. Dezember 2017] Demonstration der Streikenden aus Sierra Leone im bayerischen Lager Deggendorf

Lagerstreik in Deggendorf gegen Abschiebung nach Sierra Leone am 15.12.2017Am Freitag, 15. Dezember 2017 sind 209 Menschen aus Sierra Leone in dem Transitzentrum in Deggendorf in einen ‚Streik der geschlossenen Türen‘ getreten. Aus Protest verweigerten die Kinder und Jugendlichen den Schulbesuch bzw. den Besuch des Deutschkurses, da ihnen der Zugang zu öffentlichen Bildungseinrichtungen verwehrt ist. Die erwachsenen Bewohner*innen verließen die Unterkunft nicht und bestreikten die 80 Cent Jobs. Am Samstag, 16. Dezember 2017 begannen sie zudem zusätzlich mit einem Hungerstreik. Am Mittwoch, den 20. Dezember 2017 wird zur Demonstration durch Deggendorf aufgerufen. An dem Protest sind derzeit 44 Kinder und Jugendliche beteiligt, sowie 40 Frauen (davon 12 Schwangere) und 125 Männer. Auslöser des Protestes war die gewaltsame Abschiebung eines Menschen aus Sierra Leone am Freitagmorgen, die in letzter Minute am Flughafen gestoppt wurde. Die Geflüchteten protestieren zum Einen gegen die Ablehnung ihrer Asylanträge und die Abschiebung nach Italien. In ihrem Statement erklären sie, dass sie „hier in Deutschland Schutz suchen, (…) aber enttäuscht statt beschützt“ wurden. Zum Anderen kritisieren sie die miserablen Umstände in dem Lager. Mit ihrem Protest „soll die ganze Welt erfahren, wie Deutschland die Einwanderer behandelt“. Das Motto der Demonstration lautet: „Sag Nein zu 24 Monaten Transitlager, Nein zu Abschiebungen, Nein zur Folter von Immigrant*innen und Nein zu Rassismus“ – so der Aufruf zur heutigen Demonstration in Deggendorf, wie er per Email am 19. Dezember 2017 verbreitet wurde. Die Demonstration beginnt um 10 Uhr am Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Stadtfeldstraße 11, ist um 13 Uhr in der Stadtmitte und wird um 16 Uhr wieder am BAMF abgeschlossen. Siehe dazu auch einen Beitrag über die bisherige Reaktion der Behörden und den Verweis auf unseren ersten Beitrag zum Streik in Deggendorf:

  • „150 Flüchtlinge im Hungerstreik“ von Patrick Guyton am 18. Dezember 2017 in der taz externer Link, worin es zur nicht sehr überraschenden ersten Reaktion der Behörden auf den Protest heißt: „Die zuständige Regierung des Bezirks Niederbayern weist die Vorwürfe in weiten Teilen zurück. In dem Camp herrsche eine „humanitäre Unterbringung“, schreibt die Pressestelle. Jugendliche und junge Erwachsene erhielten auf dem Gelände Schulunterricht. Es herrsche keine mangelhafte Hygiene, auch gebe es Arztsprechstunden und wenn nötig, werde an Fachärzte überwiesen. Zudem stellt die Bezirksregierung infrage, ob die Menschen tatsächlich nichts mehr essen. Sie würden derzeit nicht mehr in der Kantine an der Gemeinschaftsverpflegung teilnehmen. Aber: „Mit Blick auf die Zimmer muss dies nicht automatisch Hungern bedeuten.“ Nach Auskunft der Flüchtlinge ist der Protest nicht so drastisch, wie es am Sonntag ausgesehen hatte: Alle Protestierenden trinken, Kinder und schwangere Frauen essen zudem auch. In Bayern kommt es immer wieder zu Hungerstreiks von Asylbewerbern, die auf ihre hoffnungslose Lage hinweisen“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=125644
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