Zur Geschichte der Reichspogromnacht am 9. November 1938

Betrag von Volker Bahl

Jetzt – 75 Jahre nach der – bösartig so bezeichneten – „Reichskristallnacht“ ist das Buch auch auf deutsch erschienen, das der Journalist Konrad Heiden schon 1939 auf englisch, französisch und schwedisch herausgebracht hat, und das sehr klar und „hellsichtig“ schon diese „Nacht“ als die beginnende und auch klar geplante Eskalationsstufe zum allgemeinen Morden an den Juden „einstufte“: Konrad Heiden, „Eine Nacht im November“ (http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=pb&dig=2013%2F11%2F09%2Fa0059&cHash=31c5b5403d021dbee4a1860debdef236 externer Link)

Angesichts dieser eigentlich schon bald erkennbaren Entwicklung zeigt es die totale Abschottung und Manipulation der öffentlichen Meinung, wenn ein durchaus politischer Kopf wie der Kabarettist Dieter Hildebrandt noch heute erklärt, dass er dieses Zustandekommen dieser Pogrom-Nacht in seiner Heimatstadt Bunzlau nicht versteht: „Es war einfach passiert“ (http://www.sueddeutsche.de/politik/dieter-hildebrandt-ueber-die-pogromnacht-es-war-einfach-passiert-1.1812855 externer Link)

Dabei stellte sich bei genauerem Hinsehen schon damals klar heraus, dass das Pogrom vom 9. November 1938 ein weiterer Kulminationspunkt einer kontinuierlichen Entrechtung und Demütigung der Juden in Nazi-Deutschland war – und „nur“ eine Etappe auf dem Weg zur Vernichtung der europäischen Juden – und Hitler hat „sämtliche Maßnahmen zum Pogrom gebilligt, einige aus dem Hintergrund auch selbst angeordnet. Ein starker Impuls ging zwar sicher von Goebbels aus, aber Hitler hat ihn ermächtigt zuzuschlagen.“

Jedoch: Hitler und Goebbels schwiegen privat und öffentlich – nicht zuletzt um sich eines „spontanen Volkszorns“ zu versichern. (http://www.fr-online.de/kultur/pogromnacht-1938-als-die-synagogen-brannten,1472786,24983200.html externer Link)

Und so wurden diese Pogrome „eine Kombination aus zentral gesteuerter Gewalt und der kathartischen Freisetzung antisemitischer Leidenschaften“

Und über das Weitere, das jetzt an zukünftiger Eskalation bevorstand, zitiert Konrad Heiden schon damals einfach Hitlers „Mein Kampf“, wo auf der Seite 772 der Rat gegeben wurde, die zu tötende Menschenmenge „unter Giftgas zu halten“.

Heiden weiter: „Von hohen Führern des Regimes wird heute die Wendung „Auf den Knopf drücken“ gebraucht, wobei sich der Zuhörer nie recht klar war,ob sie das Gesagte ganz ernst nehmen sollen; erläuternd – immer noch unter der Maske der Scherzhaftigkeit – gesagt: alle Juden werde man in einem großen Raum versammeln und dann durch Knopfdruck das Gas auslösen.“ So schrieb,wie gesagt, Konrad Heiden 1939!

Zwei Jahre nach Erscheinen von Konrad Heidens „zeitgenössischem Bericht“ wurde die industrielle Vernichtung der Juden Europas befohlen.

P.S.: Wie dichtete Paul Celan darauf: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Tod_ist_ein_Meister_aus_Deutschland externer Link und http://www.celan-projekt.de/todesfuge-deutsch.html externer Link)

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=48045
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