Wie sich rechte Banden ausbreiten: Frankfurter Gedenken an die rassistischen Morde von Mölln unter Polizeischutz – Hetzkampagne gegen neuen Bürgermeister in Hannover

Gedenken Mölln 1992: 23.11.2013 – 21. Jahrestag des rassistischen Brandanschlages von Mölln„… „Ich stehe hier, weil meine Oma Bahide Arslan ihr Leben für meines opferte, weil meine Schwester Yeliz Arslan nicht mehr hier sein kann, weil meine Cousine Ayse Yilmaz nicht mehr sprechen kann“, sagte Ibrahim Arslan vor rund 200 Menschen im vollen Sonnemann-Saal. Ibrahim Arslan überlebte als Kind den rassistischen Brandbombenanschlag auf das Haus der Familie am 23. November 1992 in Mölln. Seit zwölf Jahren engagiert er sich, damit die Geschichten der Opfer nicht vergessen werden, um rechter Gewalt eine andere Erzählung entgegenzusetzen. Bei der Möllner Rede im Exil rief er dazu auf, dass Opfer offen über rechte Gewalt sprechen, in Opferverbänden, bei Veranstaltungen, auf Demonstrationen, in Schulen. „Wir brauchen Solidarität und das Sprechen über Rassismus und Rechtsterrorismus“, sagte er. Dabei sollten die Opfer im Mittelpunkt stehen, nicht die Täter und auch nicht Politiker. „Wir können unsere Namen selbst vorlesen, niemand soll Profit aus unserem Leid ziehen“, sagte er unter schallendem Applaus. Zuvor waren Grußworte von Opfern rechter Gewalt verlesen worden, simultan übersetzt auf Türkisch und Englisch. Die Möllner Rede war vier Jahre lang Teil der Erinnerungskultur der Stadt Mölln. Weil die Familie Arslan die Rednerinnen und Redner nicht mehr selbst aussuchen durfte, findet die Rede seitdem im Exil statt – diesmal in Frankfurt, unter Polizeischutz. Polizei und Staatsschutz hatten die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, nachdem die Gastrednerin Idil Baydar eine Morddrohung erhalten hatte…“ – aus dem Bericht „Frankfurt: Möllner Rede im Exil unter Polizeischutz“ von Florian Leclerc am 17. November 2019 in der FR online externer Link über die Drohungen gegen die Gastrednerin, die nicht zum ersten Mal bedroht wurde. Siehe dazu auch einen weiteren Beitrag zur Morddrohung wegen der Mölln-Rede und einen zur Hasskampagne gegen den neuen OB von Hannover – nicht wegen seiner Politik…

  • „VOR „MÖLLNER REDE“: MORDDROHUNGEN GEGEN KABARETTISTIN İDIL BAYDAR“ am 11. November 2019 externer Link war die Pressemitteilung der Anne Frank-Stiftung zu den Morddrphungen, worin unter anderem hervor gehoben wurde: „… İdil Baydar selbst sieht diese Drohungen in einem Zusammenhang mit den Drohungen gegen Politiker*innen und anderen Personen der Öffentlichkeit, die in den vergangenen Tagen publik geworden sind. „Die rechtsextreme Szene ist stark bewaffnet und von den geistigen Brandstiftern gestärkt. Wer immer noch von Einzeltätern spricht, handelt komplett fahrlässig“, so Baydar. Die Schauspielerin und Kabarettistin, bekannt als ‚Jilet Ayşe‘, spricht in ihrem Bühnenprogramm vor allem über Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Migration. Sie erhielt bereits zu Beginn des Jahres ähnliche Morddrohungen. Sie machte diese öffentlich und thematisierte zugleich ihr mangelndes Vertrauen in die Sicherheitsbehörden. Auch jetzt hat sie nicht den Eindruck adäquat geschützt zu werden: „Ich habe kein Vertrauen mehr in die Behörden und glaube auch nicht an eine tatsächliche Aufklärung der Geschehnisse.“ Mit Bezug auf die Möllner Rede am kommenden Sonntag stellt Baydar jedoch klar: „Für mich ist klar, dass ich die Möllner Rede halten werde. Jetzt erst recht! Wir sind es den Opfern von rechtem Terror schuldig, jetzt nicht klein beizugeben.“...“
  • „Hass von allen Seiten“ von Simone Schnase am 17. November 2019 in der taz online externer Link, eigentlich entgegen der eigenen Überschrift: „… Ebenso kann man ihm nur wünschen, dass auch andere Reaktionen schnell wieder abebben: Denn es hagelt im Internet Hasskommentare von Rassisten, Islamhassern und rechten Hetzern, die sich nicht nur gegen ihn, sondern auch gegen seine Familie richten. Ein Video, das auf Twitter kursiert und feiernde Männer mit wehenden Türkei-Fahnen und bengalischen Fackeln zeigt, wurde von dem AfD-Bundestagsabgeordneten Udo Hammelgarn so kommentiert: „Tolle Sache, und wie schnell die ‚Deutsche Fahne‘ mutiert ist zu einer ‚Roten“ mit Mondstern! #Hannover #Türkei #AfD.“ Dabei hat der Film rein gar nichts mit der OB-Wahl in Hannover zu tun: Es zeigt in Wahrheit Gäste einer türkischen Hochzeit in Dortmund. (…) Bleibt angesichts dessen nur zu hoffen, dass Onay einfach das sein darf, was er ab Freitag ist: Hannovers neuer Oberbürgermeister…“ – völlig richtig, und dann kann der Widerstand gegen seine bestimmt nicht progressive Politik organisiert werden…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=157437
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