Der „fremdenfeindliche“, „psychisch kranke“ Einzeltäter von Bottrop: Was es noch schlimmer macht…

PRO ASYL: Rassismus verursacht tödliche VerhaltensweisenIn einem Land, in dem rassistischer Terror von allen zuständigen Behörden und Einrichtungen nahezu rituell als das Werk von Einzeltätern dargestellt wird (was, wie die diversen NSU-Untersuchungsverhinderungsausschüsse zeigen, auch mehrere sein können)  scheint es diesmal tatsächlich einen gegeben zu haben: Einen, der sich entschloss, in faschistischem Sinne mörderisch zu handeln. Dahin gestellt, ob das so stimmt oder sich noch anderes ergeben wird: Es würde die „Sache“ ja nicht besser machen, im Gegenteil. Weil es Indiz dafür sein kann, dass Menschen, die sich in einem entsprechenden Umfeld bewegen, in der heutigen Situation den Hass aufbringen, eigenständig zu handeln. Und als psychisch gestörte Einzeltäter dargestellt werden. Was dem herrschenden gesellschaftlichen Klima ein abscheuliches Zeugnis ausstellt. Insofern können die zahlreichen Mordversuche in der Sylvesternacht in Bottrop ein Fanal dafür sein, dass der Naziterror endgültig im Alltag der BRD „angekommen“ ist. Was umso mehr den Widerstand erfordert. Siehe zu den Mordversuchen in Bottrop vier aktuelle Beiträge:

  • „Amokfahrer näherte sich langsam und gab dann Gas“ von Lars Wienand am 02. Januar 2019 bei T-Online externer Link hebt unter anderem hervor: „Nach der Amokfahrt von Bottrop liefert der Täter selbst den Hinweis, dass es diesmal anders sein könnte. Die Polizei kann ihn nur 18 Minuten nach der Bottroper Amokfahrt in seiner Heimatstadt Essen stoppen. „Bereits bei seiner Festnahme äußerte sich der Fahrer mit fremdenfeindlichen Bemerkungen“, teilt die Polizei mit. Mehrere der Opfer sind Asylbewerber, es sind Personen aus Syrien und Afghanistan darunter. Innenminister Reul zufolge ist der Tatverdächtige Deutscher. Beim Staatsschutz war der 50-Jährige bisher nicht als Neonazi aufgefallen. Untersuchungen dazu laufen, sagte Recklinghausens Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen auf der Pressekonferenz. „Wir sind dabei, seine Wohnung zu durchsuchen.“ Der Mann habe sich in einer ersten Vernehmung geäußert. „Die Einlassungen lassen es vermuten, dass es fremdenfeindliche Hintergründe sind“, sagt die Polizeipräsidentin. Konkreter wird sie nicht. (…) Wie viele Verletzte es letztlich sind, ist noch nicht wirklich klar, sagt Innenminister Reul. Eine Frau schwebte zwischenzeitlich in Lebensgefahr, auch ein Kind ist unter den Verletzten. Möglicherweise haben sich manche Opfer mit leichteren Verletzungen noch nicht gemeldet, sagt Reul. Polizeipräsidentin Zurhausen versichert, dass die Opfer von Opferschutzbeauftragten betreut und nicht allein gelassen werden…“ – die Verharmlosung „fremdenfeindlich“ wird dabei mehrfach benutzt
  • „Mann fährt in Menschenmengen“ von Barbara Dribbusch am 01. Januar 2019 in der taz externer Link hebt unter anderem abschließend hervor: „Anschließend sei der Mann nach Süden in Richtung seiner Heimatstadt Essen geflüchtet, so die Ermittler. Dort habe er erneut versucht, gezielt in eine Menschengruppe zu fahren, die an einer Bushaltestelle stand. Passiert sei aber nichts, so eine Polizeisprecherin. Der Mann probierte noch ein viertes Mal, in eine Personengruppe zu fahren. Eine Person wurde dabei leicht verletzt. Kurze Zeit später nahm die Polizei den Mann fest. Schon bei der Festnahme habe sich der Mann fremdenfeindlich geäußert, sagten die Ermittler. Die Polizeipräsidentin von Recklinghausen, Friederike Zurhausen, sagte, der Mann sei bislang nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Es sei unklar, ob er noch in psychologischer Behandlung sei. (…) Der Bottroper Oberbürgermeister Bernd Tischler (SPD) zeigte sich „entsetzt und tief getroffen“. Er hoffe, dass die Verletzten bald genesen. Auf Twitter empörten sich User, dass der Verweis der Ermittler auf eine „psychische Erkrankung des Mannes“ eine Verharmlosung eines rassistisch motivierten Anschlags sei…
  • „Was über den Täter bekannt ist“ am 01. Januar 2019 bei Spiegel-Online externer Link versucht sich in der verharmlosenden Variante der Einzeltäter-These (und steht dabei wahrlich nicht alleine): „Nach SPIEGEL-Informationen sagte der 50-jährige in seiner Vernehmung bei der Polizei, die vielen Ausländer seien ein Problem für Deutschland, das er lösen wolle. Der Mann ist in der Vergangenheit mindestens einmal in eine geschlossene Einrichtung eingewiesen worden. Er litt nach ersten Erkenntnissen der Ermittler an einer schizophrenen Erkrankung. Unklar ist, ob er derzeit noch in psychologischer Behandlung ist. Den Ermittlern erschien der Mann während der Tat „gut orientiert“. Bislang gibt es den Angaben zufolge keine Hinweise darauf, dass der 50-Jährige in ein größeres Netzwerk eingebunden gewesen sein könnte. Der Mann ist den Angaben zufolge bisher weder der Polizei noch dem Verfassungsschutz als Extremist bekannt gewesen und war den Sicherheitsbehörden vor der Tat auch nicht aufgefallen…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=142131
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