NSU-Aufklärungsbedarf: Nach wie vor riesig, trotz aller konstruierten Dreierrunden

Gedenken und Widerstand - 5 Jahre nach Bekanntwerden des NSU (Flyer zur Aktionswoche vom Bündnis gegen Rassismus, Oktober 2016)Nach heutigem Kenntnisstand hat der NSU, also der Nationalsozialistische Untergrund, mindestens zehn Menschen ermordet und mindestens drei Sprengstoffanschläge verübt. Der Gerichtsprozess, der in München stattfindet, gegen die fünf Hauptangeklagten, der dauert jetzt schon ein ganze Weile an. Momentan werden die Plädoyers verlesen und deutlich wird bisher beispielsweise, was die juristische Aufarbeitung nicht leisten kann. Kaum sichtbar bleibt beispielsweise das Unterstützungsnetzwerk, das grundlegend zur Ermöglichung der begangenen Straftaten beitrug. Mit dem Fokus auf die Unterstützer*innen des NSU in Sachsen soll eine Broschüre diese Leerstelle schließen.  Dort hat sich das Kulturbüro Sachsen jetzt genau damit auseinandergesetzt und die Broschüre „Unter den Teppich gekehrt. Das Unterstützungsnetzwerk des NSU in Sachsen“ veröffentlicht“ – so der Einleitungstext zum Radiobeitrag „“Unter den Teppich gekehrt“ – Broschüre zum NSU Unterstützungsnetzwerk in Sachsen erschienen“ am 03. November 2017 bei Radio Blau externer Link Audio Datei in Leipzig (im Freie Radios.net). Siehe dazu auch einen älteren Hintergrundbeitrag zum Thema „Netzwerke“:

  • „Die Legende vom „Trio““ von Felix Hansen und Michael Weiss in der Ausgabe 56 von Lotta vom August 2014 externer Link, worin es unter anderem zum Thema Netzwerke heißt: „… Der NSU war eine Organisation, die sich eines Netzwerkes bediente. Die Organisation ist der feste Kreis derer, die sich selbst als eine Gruppe verstanden und in diesem Bewusstsein kleinere oder größere Aufgaben für ein gemeinsames Ziel übernahmen. Bei einem Netzwerk ist diese Eingrenzung nicht möglich. Es ist nicht statisch und zeichnet sich dadurch aus, dass es durch Knotenpunkte – Orte oder Personen, über die Informationen ausgetauscht und Aktivitäten abgestimmt werden – verbunden ist. Typisch daran ist, dass viele Personen, die an einem Knotenpunkt kooperieren, oft wenig Wissen darüber und Einfluss darauf haben, wie die von ihnen eingespeisten Informationen und Aktivitäten „weiterverarbeitet“ werden. Das meint: Wenn sich eine Organisation wie der NSU in einem Netzwerk einrichtet, so könnten Personen „zwei Ecken weiter“ gar kein Wissen über die Existenz und das Wirken der Organisation haben. So lässt sich das „Netzwerk des NSU“ unterschiedlich interpretieren: Zum Einen als Geflecht von Personen unmittelbar um den NSU, bei denen man davon ausgehen muss, dass sie zumindest ein partielles Wissen über die Existenz und das Tun des NSU hatten. Wobei sich hier die Frage stellt, inwiefern Organisation und Netzwerk verschwimmen. Zum anderen als der Personenkreis, der durch sein Handeln an (mitunter weiter entfernten) Knotenpunkten die Struktur des NSU gefördert hat – und ohne dessen Hilfe der NSU nicht hätte existieren können…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=123597
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