In Gedenken an Ramazan Avcı – vor 30 Jahren von Nazis totgeprügelt

Ramazan Avci, am 21. Dezember1985 in Hamburg von Neo-Nazis erschlagenVor 30 Jahren traten Nazis in Hamburg am S-Bahnhof Landwehr den aus der Türkei Eingewanderten Ramazan Avcı tot. Eine Initiative widmet sich dem Gedenken. Beitrag „Das bisschen Totschlag“ von Gaston Kirsche in der Jungle World vom 17. Dezember 2015 externer Link. Dazu neu:

  • Rede von Gülüstan Avcı, der Witwe von Ramazan Avcı, auf der Gedenkveranstaltung am 21. Dezember 2015 auf dem Ramazan-Avcı-Platz in Hamburg
    Hier die beeindruckende Rede von Gülüstan Avci, der Witwe von Ramazan Avci, die sie heute (21.12.15) auf dem Ramazan-Avci-Platz gehalten hat, an dem vor 30 Jahren ihr Mann von Neo-Nazis erschlagen wurde. Vor drei Jahren wurde eine Gedenktafel eingeweiht und der Platz nach ihm benannt. Zur Gedenkkundgebung waren etwa 150 Menschen gekommen. Vom Bruder von Süleyman Tasköprü, der 2001 von den NSU-Tätern in Hamburg-Altona ermordet wurde, wurde eine Solidaritätserklärung verlesen. Er hatte von seinem Arbeitgeber nicht frei bekommen…„,schreibt uns Dieter Wegner, aktiv beimjour fixe der Gewerkschaftslinken Hamburg, der das Manuskript besorgt und abgetippt hat – wir danken und dokumentieren die Rede von Gülüstan Avci externer Link. Dort heißt es unter anderem:

    • … Jahrelang traute ich mich nicht hierherzukommen oder auch nur vorbeizufahren. Denn „Landwehr“ erinnerte mich an den Verlust von Ramazan und erweckte immer wieder von Neuem meine tiefe Trauer und meinen Schmerz und bereitete mir Herzweh. Doch seit Ende 2012 trägt dieser Platz offiziell den Namen „Ramazan Avci“ und ich suche diesen Platz, den ich jahrzehntelang gemieden habe, nun regelmäßig mit meinem Sohn auf. Neben dem Gedenkstein lege ich Rosen ab und spreche zu Ramazan. Rosen mochte er am liebsten. Ich erzähle ihm dann, was sein Sohn und ich alles machen und wie es uns so geht. Ich bin ganz sicher, daß er mich hört und sieht. Ich spüre sein Lächeln. Dieser Platz hat für uns eine ganz neue Bedeutung. Es ist der Ort für unsere Trauer und auch zugleich ein Symbol gegen den Rassismus, der die Gesellschaft bedroht. Jeder, der hier vorbeikommt und die Gedenksteininschrift liest, wird sich, auch wenn es nur für Sekunden ist, die Gefahren des Rassismus ins Gedächtnis rufen…
  • „Er hatte keine Chance zu überleben“
    In spätestens einer Stunde bin ich zurück“, sagt Ramazan Avci zu seiner hochschwangeren Verlobten Gülistan. Er winkt ihr von draußen zum Abschied noch mal zu. Ramazan hat heute Geburtstag, er ist 26 Jahre alt geworden. Mit seinem Bruder und einem Freund zieht er abends noch los, um ein Auto zu verkaufen. Von dem Geld will er ein Bettchen für das Baby besorgen. Doch die Geburt seines Sohnes erlebt Ramazan Avci nicht mehr. An diesem Sonnabend, dem 21. Dezember 1985, werden er und seine Begleiter in Hamburg-Hohenfelde von rechten Skinheads brutal überfallen…Bericht zum Nazi-Übergriff vor 30 Jahren von Oliver Diedrich beim ndr online vom 21. Dezember 2015 externer Link
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