Wie die rechte Stimmung geschürt wird – und wie (unter anderem) nicht

Die Brandstifter. Rechte Hetze gegen FlüchtlingeLeggewie bezieht sich u. a. auf Didier Eri­bons Buch (»Rückkehr nach Reims«). Eribon stellt sich die Frage, wie aus kommunistischen Arbeitermilieus Hochburgen des extrem rechten Front National werden konnten. Dabei konzentriert Leggewie sich jedoch vorschnell auf, die »xenophoben Energien im französischen Kommunismus« (Frankfurter Rundschau, 6.1.2017). Über die von Eribon ausdrücklich genannte Verantwortung linksliberaler und bürgerlicher Intellektueller, Regierungspolitiker und Journalisten für gesellschaftliche Verhältnisse, die Zunahme standortnationalistischer Ressentiments begünstigten, spricht Leggewie nicht. Dabei müssten doch auch die von Michel Pinçon und Monique Pinçon-Charlot seit Jahren untersuchten sozioökonomischen Gewaltverhältnisse zwischen Reich und Arm, berücksichtigt werden. Die früheren Direktoren des »Centre national de la recherche scientifique« sprechen in ihrer 2013 veröffentlichten soziologischen »Chronik der sozialen Zerstörung« von der »Gewalt der Reichen«. Die neoliberale Umstrukturierung der letzten Jahrzehnte werfe Menschen buchstäblich auf den Müll, zerstöre sie, schreibe die Entwertung und Verachtung in ihre Körper und Köpfe ein. Derweil wüchsen Resignation und Ressentiment. Fern davon, das Werk eines gesichtslosen Gegners zu sein, habe diese Klassengewalt Akteure, Strategien und Orte – und politisch Verantwortliche in der Regierung. Pinçon und Pinçon-Charlot halten eine Kritik des »Bourgeoisismus« daher für dringend geboten. Es fällt auf, dass diese Kritik vielen linksliberalen und/oder exlinken Intellektuellen schwerer fällt als die Kritik des zweifellos existierenden Nationalismus und Rassismus in Teilen der Arbeiterklasse bzw. des Proletariats. Das lässt sich auch gegenwärtig wieder an der hegemonialen wissenschaftlichen, politischen und medialen Berichterstattung über die Bewegung der »Gelbwesten« in Frankreich beobachten…“ – aus dem Beitrag „Von oben arrangiert“ von Michael Klundt am 08. Januar 2019 in der jungen Welt  externer Link zur Thematik, wer wie zur Stärkung rechter Gesinnungen beiträgt… Siehe dazu auch einen Beitrag mit Argumentationsvorschlägen gegen rechte Hetze:

  • „Eure Parolen sind verkehrt!“ aus Gegenstandpunkt Ausgabe 4/2018 externer Link hält rechten Verdrehungen unter vielem anderen – hier zur frech behaupteten „Bevorzugung von Flüchtlingen“ entgegen: „Für wen tun die Regierenden „nichts“? Ihr meint doch nicht etwa die Klienten der Arbeitsagentur, die vom Amt ja keineswegs in Ruhe gelassen, sondern drangsaliert werden, solange sie keinen finden, der sie einstellt!? Denkt ihr an die Altersarmut oder den Pflegenotstand? Kommen die daher, dass die Regierung keine Renten- und Pflegereform gemacht hat? Kommen überhaupt die empörenden Lebenslagen vieler Menschen, die auch zu Deutschland dazugehören, vom staatlichen Nichtstun? Haben sie keinen positiven Grund in der Ordnung, die die Regierung tatkräftig gestaltet?  Und auf der anderen Seite: was tun die Regierenden „alles“ für die Flüchtlinge? Wollt ihr auch in einem Ankerzentrum Essensgutscheine kriegen? Ist das die Zuwendung, die euch fehlt? Wie kommt ihr darauf, dass die Zuwendungen an die Flüchtlinge und die an euch überhaupt etwas miteinander zu tun haben? Ist das Existenzniveau der hiesigen Armen deswegen so erbärmlich, weil der Staat etwas für die Flüchtlinge tut? War vor der „Flüchtlingswelle“ 2015 ihr Lebensstandard höher? Offenbar verhält es sich umgekehrt: Nicht dass es elende Lebensverhältnisse erst gibt, seit Flüchtlinge aufgenommen werden, sondern dass die elenden Lebensverhältnisse in der deutschen Heimat für euch erst wirklich schlimm sind, seit die Flüchtlinge da sind.  Falls ihr an Geld aus dem staatlichen Haushalt denkt: Wie seid ihr überhaupt darauf gekommen, dass die Mittel, die euch fehlen, sich in dem Etat für die Flüchtlingsverwaltung befinden und nicht in anderen, viel größeren Haushaltsposten, die auch nicht für Zuwendungen an euch verwendet werden? Habt ihr all die Zwecke und Notwendigkeiten, um die die Politik sich so kümmert, daraufhin überprüft, inwiefern sie euch nützen? An den Flüchtlingen – und erst an ihnen – seht ihr den todsicheren Beweis, dass es dieser Regierung um etwas anderes geht als um ein gutes Leben für ihre Eingeborenen; aber dass überhaupt die Verwaltung eines sozialen Staats etwas sein könnte, für dessen Erfolg ein Lebensniveau wie das, über das ihr Klage führt, gar nicht zu niedrig ist, haltet ihr für ausgeschlossen?  Oder geht es euch gar nicht um irgendetwas Materielles? Geht euer Anliegen ganz darin auf, dass es den Flüchtlingen schlechter geht, auch wenn ihr gar keinen Nutzen davon habt?…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=142464
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