[„Unworts des Jahres“ 2018] Aufbauschen und provozieren: Wer die Rechte wie (nicht nur) sprachlich fördert

Kampagne „Pro Menschenrechte. Contra Vorurteile und Rassismus“Alexander Dobrindt hat gewonnen. Der Chef der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag kann sich ein Ei darauf braten, Schöpfer des „Unworts des Jahres“ 2018 zu sein. Das wird alljährlich von einem Verein namens Gesellschaft für Deutsche Sprache gekürt. Das Unwort dieses Mal: Anti-Abschiebe-Industrie. Dobrindt hatte es im Mai letzten Jahres in einem Interview benutzt, um all den gefühlsduseligen „Gutmenschen“ (Unwort 2015) mal kräftig eins mitzugeben und damit für die bevorstehende Landtagswahl vielleicht noch ein paar AfD-Stimmen abzugreifen. Genützt hat es bekanntlich nix, die CSU verlor dann zehn Prozentpunkte der Stimmen. Aber einen Versuch war es wert; und Dobrindt, der geübte Eskalierer, hatte es wenigstens versucht. Er nahm die Auszeichnung am Dienstag mit kühler Gelassenheit zur Kenntnis. Und setzte gleich noch einen drauf. Beim Weißwurstfrühstück, dem traditionellen Pressegespräch in den Sitzungswochen des Bundestags, sagte der Landesgruppenvorsitzende vor JournalistInnen, ihm sei es mit der Formulierung um nichts anderes als „die Beschreibung eines Sachverhalts“ gegangen. Er sei ja in dieser Angelegenheit bereits angezeigt worden…“ – aus dem Beitrag „Dobrindt des Jahres“ von Anja Maier am 15. Januar 2019 in der taz externer Link, worin noch ergänzt wird, dass auch dieser wenig feine Herr für seine Hetztirade von dem Gericht, das die Anzeige verhandelte, einen Freibrief für weitere Ausfälle bekam. Siehe dazu einen Kommentar und zu einem weiteren unrühmlichen Blatt der Förderung des Rechtsradikalismus einen Beitrag über den Medienhype um „Amberg“:

  • „Das Unwort des Jahres zeigt, wie weit der Rechtsruck schon fortgeschritten ist“ von Felix Huesmann am 15. Januar 2019 bei watson externer Link kommentiert diesen Preis einleitend so: „“Anti-Abschiebe-Industrie“ ist das Unwort des Jahres. Bereits zum fünften Mal in Folge steht das Negativ-Wort exemplarisch für den Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft.  Auffällig: In den vergangenen vier Jahren wurden die Begriffe „alternative Fakten“, „Volksverräter“, „Gutmensch“ und „Lügenpresse“ zum Unwort gekürt. Nun also „Anti-Abschiebe-Industrie.“ Aussagen, auf die man vor einigen Jahren nur am rechten Rand gestoßen ist, werden heute von Regierungspolitikern hinausposaunt. Konservative biedern sich bei den Rechtspopulisten an und am Ende gewinnt vor allem die AfD…
  • „Was von der „Hetzjagd“ von Amberg übrig bleibt“ von Timo Stein am 14. Januar 2019 ebenfalls bei watson externer Link zum Medienbeitrag bei der Herstellung rechtsradikaler Meinungsführerschaft: „Wie sich überregionale Medien anschließend auf Amberg stürzten, haben die Kollegen von „Übermedien“ nachrecherchiert: Dass eine Meldung, die im Normalfall eine lokale ist, zum nationalen Aufreger werden konnte. Denn: Normal war in Amberg danach nichts mehr. (…) Die ersten Übergriffe sollen sich um 18.45 Uhr ereignet haben, weitere um 20.45 Uhr. Dazwischen soll es ruhig geblieben sein. Die zuständige Staatsanwaltschaft Amberg bestätigt das gegenüber watson: „Es handelte sich nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht (wie teilweise wohl berichtet) um eine über drei Stunden andauernde Tat…“ – wenn schon Staatsanwälte gegenüber dem Medienschwall sachlich richtig stellen müssen…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=142797
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