Nazi-Propaganda über Lautsprecher: Bei der Deutschen Bahn. Ruft Widerstand hervor – und der wiederum Hasstiraden

Magdeburg, 16. Janaur 2016: Braune Sümpfe trocken legen!„… Folgendes ist geschehen: Am vergangenen Montag saß die Hamburgerin Julietta F. im ICE von München nach Frankfurt. Vor Frankfurt wurde der Zug durch die Entschärfung einer Weltkriegsbombe aufgehalten. Manche nahmen es relaxt, andere waren genervt von der Verspätung – Alltag bei der Deutschen Bahn also. Bis über die Bordlautsprecher diese Durchsage kam: „Liebe Fahrgäste, unser Zug hat wegen der Entschärfung einer Bombe, die die Westalliierten auf die unschuldige Bevölkerung Frankfurts abgeworfen haben, zur Zeit fünfundvierzig Minuten Verspätung.“ Julietta F. war verständlicherweise entsetzt und bat noch im Zug darum, mit demjenigen, der die Durchsage gemacht hat, sprechen zu dürfen. Das wurde ihr verweigert. Also postete sie die Angelegenheit auf die Facebookseite der Deutsche Bahn Personenverkehr und fragte: „Ist es im Sinne der Deutschen Bahn, dass Mitarbeiter politische Statements verbreiten?“ Mit erheblicher Verzögerung reagierte das Social-Media-Team der Bahn und schrieb: „Hallo Julietta, was Sie da erlebt haben tut mir sehr leid. Kulturelle Vielfalt, Offenheit, Toleranz und Respekt sind Grundwerte der Deutschen Bahn. Rassistische oder fremdenfeindliche Äußerungen widersprechen diesen Unternehmenswerten. Soweit ich mitbekommen habe, haben Sie bereits einen Service dazu kontaktiert. In dem Fall wird man dem Ganzen auch intern nachgehen und entsprechend auf den Kollegen zugehen.“ Dennoch sammelten sich unter der Beschwerde binnen weniger Stunden hunderte Beiträge – und zwar nicht etwa in Form von Empörung über den Bahnmitarbeiter, sondern in Form von Unterstützung für die getätigte Durchsage, gemischt mit heftigen Angriffen und Beschimpfungen. Die Bahn griff nahezu nicht moderierend ein und ließ teils auch abscheuliche Beschimpfungen stehen. Wenig später ging es dann im selben Tonfall auch auf der öffentlichen Facebookseite von Julietta F. los…“ – aus dem Beitrag „Rechter Shitstorm nach Nazi-Durchsage im ICE“ von Gerrit Wustmann am 11. Juli 2019 bei telepolis externer Link, worin auch noch die Argumentation der Hetzer dargestellt wird, die natürlich die „unschuldigen Opfer“ anführen (was sie bei Opfern deutschen Terrors zu „übersehen“ pflegen)… Siehe dazu auch einen weiteren Beitrag über Reaktionen und Konsequenzen nach der Kritik an der Nazi-Propaganda:

  • „Nazi-Durchsage im ICE von München nach Frankfurt schockt Reisende“ von Tobias Möllers am 11. Juli 2019 in der FR online externer Link zu – verschiedenen – Reaktionen auf die Kritik: „… Fast so sehr wie die Durchsage an sich, störte die Frau die ausbleibende Reaktion der Mitreisenden, die den Kommentar des Zugführers stillschweigend hinnahmen. F. wandte sich daraufhin an einen Zugbegleiter mit der Frage nach dem Urheber der Durchsage. „Ich wollte einfach mal wissen, was das für ein Typ ist“, erklärte sie dem „Stern“. Der Zugführer sei beschäftigt, wurde die Reisende jedoch kurzerhand abgebügelt. Da F. es darauf nicht beruhen lassen wollte, wandte sie sich über Facebook an die Deutsche Bahn und fragte, ob es im Sinne des Konzerns sei, dass Mitarbeiter politische Statements verbreiten. Die Antwort der Bahn lautete, dass kulturelle Vielfalt, Offenheit, Toleranz und Respekt Grundwerte der Deutschen Bahn seien und dass man sich dafür entschuldige. Gegenüber dem „Stern“ erklärt der Konzern zu der Nazi-Durchsage: „Klar ist (…), dass sie weder unseren Vorgaben entspräche noch die Meinung des Unternehmens Deutsche Bahn repräsentieren würde.“ Als die Ansage bei Facebook dann immer höhere Wellen schlug, kündigte der Konzern Konsequenzen für den Mitarbeiter an. In einer Mitteilung erklärte die Deutsche Bahn: „Im Einvernehmen mit dem Mitarbeiter haben wir geklärt, dass er zukünftig nicht mehr im Kundenkontakt bei der DB arbeitet.“ Bei Facebook allerdings gab es neben den Äußerungen weiterer empörter Bahnkunden auch nicht wenige Reaktionen aus dem rechten Lager, die die Aussage mit dem Nazi-Vokabular – „Westalliierte“ greifen „unschuldige Bevölkerung“ an – verteidigten und stattdessen einen regelrechten Shitstorm gegen Julietta F. lostraten…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=151485
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