Flüchtlinge, Kriminalität und Propaganda: Studie widerlegt Hetze – schafft sie es?

Gutachten Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland“ am 03. Januar 2018 beim BMFSFJDie Erfassung der Herkunft von Tatverdächtigen zeigt, dass Strafverfolgungsbehörden dieses Merkmal für relevant halten und eine gewisse Andersartigkeit nichtdeutscher Straftäter zumindest vermuten. Sozioökonomische Aspekte werden jedoch nicht erhoben. Eine Differenzierung von Tatverdächtigen aufgrund von Bildung, Einkommen und Arbeitssituation findet nicht statt. Migranten und vor allem Flüchtlinge leiden aber häufiger unter Armut sowie Arbeitslosigkeit und leben im Gegensatz zu Deutschen ohne Einwanderungsgeschichte vermehrt in prekären Milieus. Studien deuten darauf hin, dass soziale Randständigkeit Gewaltkriminalität befördert. Über die möglichen Ursachen von Gewalt sagt die Polizeiliche Kriminalstatistik jedoch nichts aus“ – aus dem Beitrag „Was misst die Kriminalstatistik?“ von Jörg Wimalasena am 03. Januar 2018 in der taz externer Link, worin die Pfeiffer Studie vorgestellt wird, in der ja ein „vorsichtiger Umgang“ etwa den Medien anempfohlen wird, beginnend mit dem Verhältnis von Anzeigen und Urteilen. Die Modernisierung der reaktionären Mobilisierung, die mit solchen polizeilichen Statistiken seit langem betrieben wird, ist auch eindeutig: Früher waren es „die Ausländer“, heute „nur noch“ die Flüchtlinge… Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge und den Link zur Studie:

  • „Flüchtlingsgewalt – ein kompliziertes Bild“ am 04. Januar 2018 in neues deutschland externer Link, worin zur Studie hervor gehoben wird: „Mangelnde Zukunftsperspektiven erhöhen offenbar die Gewaltbereitschaft unter Flüchtlingen. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung von Forschern um den Kriminologen Christian Pfeiffer hervor. Demnach hat in Niedersachsen der Zuzug von Flüchtlingen zu einem Anstieg der Gewalttaten geführt.  Das Gutachten liefert aber differenzierte Erklärungen: So zeigten die Tätermuster, dass insbesondere diejenigen ohne Bleibeperspektive besonders häufig in der Liste Verdächtiger auftauchten. Zudem sind junge Männer der Studie zufolge besonders häufig straffällig. Die Forscher leiten daraus Forderungen für die Rückkehrpolitik ab – und sprechen sich für den Familiennachzug auch zur Prävention von Straftaten aus“.
  • „Argument für Familiennachzug“ von Anna Lehmann am 04. Januar 2018 in der taz externer Link ist ein Kommentar zu den Ergebnissen der Studie, in dem unter anderem geschrieben ist: „Dabei lohnt sich die vertiefte Lektüre der aktuellen Studie, welche auf der jüngsten BKA-Kriminalitätsstatistik basiert. Flüchtlinge aus Nordafrika sind überproportional häufig tatverdächtig, gerade bei Gewalt und Sexualdelikten. Als Hauptursache für dieses Phänomen nennen die Autoren der Studie nun aber nicht in erster Linie die Machokultur der Herkunftsländer. Denn wie ließe sich auch erklären, dass die tunesische Gesellschaft so viel patriarchaler geprägt sein soll als die afghanische? Ausschlaggebend seien vielmehr das Anzeigeverhalten – Straftaten von Ausländern werden viel häufiger angezeigt – und der Aufenthaltsstatus der Tatverdächtigen. Wer eine sichere Bleibeperspektive hat, und das ist bei Menschen aus Syrien, Afghanistan und Irak viel häufiger der Fall, verhält sich angepasster und friedlicher. Ein weiterer Faktor: Die Mehrheit der Flüchtlinge sind junge Männer, die ohne Frauen, Mütter und Schwestern in Deutschland leben. Der Kriminologe Christian Pfeiffer sieht die Studie denn auch als kriminologische Begründung für die Forderung nach Familiennachzug. Weltfremde Spinnerei? Eher gesunder Menschenverstand“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=126154
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