[16. September 2018] Antifa mobilisiert zur Gegendemonstration nach Köthen: Und was nach Chemnitz alltäglich passiert, wenn keiner mobilisieren kann

[16. September 2018] Antifa mobilisiert zur Gegendemonstration nach KöthenFür den kommenden Sonntag, den 16. September 2018, rufen erneut rechtsextreme Gruppierungen zu Aufmärschen in Köthen (Anhalt) auf. In den letzten Tagen war dort wie auch in Chemnitz zu sehen, wie sich die extreme Rechte in der Bundesrepublik weiter gemeinsam aufstellt und ihre Angriffe koordiniert. Mit der AfD hat sie ihre Vertretung in den Parlamenten, auf der Straße marschiert die Partei gemeinsam mit Neonazis, Hooligans, verschwörungsideologisch geprägten Rechten und bürgerlichen Rassistinnen und Rassisten. Reden von einem angeblichen “Rassenkrieg”, davon dass Linke und Journalistinnen und Journalisten “brennen” werden, und die unzähligen Bezüge zum Nationalsozialismus – auch ganz offen mit der Parole “Nationaler Sozialismus jetzt!” – waren in Köthen zu hören. Dass sich an den Aufmärschen auch Bürgerinnen und Bürger beteiligt haben, die sich selbst nicht der rechtsextremen Szene zugehörig fühlen, macht die Aufmärsche nicht weniger gefährlich, im Gegenteil. Dass Teile der bürgerlichen Gesellschaft vor Ort Hand in Hand mit Faschistinnen und Faschisten auf die Straße gehen, verleiht diesen Macht, Einfluss und Rückhalt für ihre Gewalt. Dabei ging es der extremen Rechten noch nie und auch in Köthen nicht um die Trauer über einen jung zu Tode gekommenen Menschen. Sie benutzt einen Todesfall, um Teile der Bevölkerung pauschal als angebliche Tätergruppe anzugreifen, gegen sie zu hetzen und damit ihre rassistischen Ziele zu verfolgen…“ – so beginnt der Aufruf „Der extremen Rechten entgegentreten!“ (Facebook) von Halle gegen Rechts, Dessau Nazifrei externer Link (und zahlreichen anderen Gruppierungen) für die Gegendemonstration am 16. September 2018 um 15 Uhr (Auftaktkundgebung). Siehe dazu auch einen Beitrag zur Explosion rassistischer Alltagsgewalt quer durch die BRD in den Tagen „nach Chemnitz“:

  • „Wie rassistische Gewalt nach Chemnitz zunimmt“ von Stefan Simon und Maria Christoph am 11. September 2018 bei Vice externer Link ist eine – unvollständige – Zusammenstellung von Nazi-Attacken nach Chemnitz, die bestenfalls in der jeweiligen Lokalpresse erscheinen (manchmal auch dort, wo es Opfer-Beratungsstellen gibt). Darin wird unter anderem berichtet: „In der Nacht zum 28. August, nur wenige Stunden nach dem zweiten Aufmarsch von Rechtsextremen in Chemnitz, wirft ein 27-Jähriger Pflastersteine durch mehrere Fenster einer Containeranlage für Asylbewerber in Peiting, Oberbayern. Im Anschluss prügelt er sich mit einem Bewohner. Einen Tag später, schlagen drei Männer einen 20-jährigen Syrer in Wismar, Mecklenburg-Vorpommern, mit Schlagringen ins Gesicht, sie schlagen auf seinen Oberkörper ein und beleidigen ihn rassistisch. Am selben Tag greifen vier Männer im thüringischen Sondershausen einen 33-jährigen Eritreer an und verletzen ihn schwer. Laut Polizei sind alle vier dem rechten Spektrum zuzuordnen. Am 30. August findet ein Asylsuchender aus Eritrea drei Einschusslöcher in den Fenstern seiner Wohnung in einer Gemeinschaftsunterkunft in Dresden-Gorbitz.In Rostock-Marienehe greift ein 45-jähriger Mann am 3. September an der S-Bahnstation drei Studierende aus Aserbaidschan mit einem Knüppel an, brüllt rassistische Parolen und verletzt einen Studenten. Am selben Tag grölen zwei maskierte Männer rassistische Parolen in einer knapp 350 Kilometer entfernten Kleinstadt bei Leipzig. Sie versuchen in die Wohnung eines pakistanischen Menschenrechtsaktivisten einzubrechen, ziehen dann zum Kleingarten der Familie weiter und schlagen dort auf deren Pkw ein. Wenige Tage später, am 6. September, schubst ein Deutscher in Sebnitz, Sachsen, einen 20-jährigen Syrer, schreit ihm von hinten rassistische Parolen nach, zieht ihm dann eine Eisenkette durch das Gesicht und prügelt auf ihn ein…“
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