Hamburg: Euromayday verläßt die Stadt?

Einladung zur Diskussion am Freitag, dem 8. Februar 2013, um 20 Uhr im Buttclub in der St. Pauli-Hafenstr. 126 in Hamburg

Euromayday verläßt die Stadt?
Es war einmal. Die plebejischen Männer und Frauen verlassen Rom. Die patrizische Herrschaft reagiert mit Mobilmachung. Am Ende gab es einen neuen Deal. Den plebejischen RebellInnen wurde Vertretung und Teilhabe zu Teil. Nicht die Welt doch mehr als das alte Leben.Das gewisse Etwas existiert ohne Zweifel
Immer noch eine Wundertüte, diese Prekären. Sowohl deklassiert als auch überqualifiziert. Mal ArbeiterIn, mal Intellektuelle. Oft im selbstständigen, noch öfter im angestellten Modus. Gern eingesetzt in Rattenrennen. Mal dämonisiert als schwer erziehbare tumbe Unterklasse namens Prolls. Habituell lieber zu welcher Mittelschicht auch immer gezählt, ohne jemals die Löhne geschweige denn die sozialen Sicherheiten garantiert zu bekommen, die mit diesem Versprechen ‘Mittelschicht’ verbunden sind.
Plebejische Perspektiven nannten wir 2009 eine unserer Veranstaltungen in einem modernen Treppenhaus mit goldenem Salon in der großen Bergstraße. Ängste waren ein großes Thema. Vielleicht ist heute Sorge oder Furcht das bessere Wort. Für Angst hat heute keine/r mehr Zeit. Krisenfest ist nach wie vor das Gebot der Stunde.

Palais d’amour
Europäische Vernetzung ist 2005 der Startschuss und der Nukleus von Euromayday gewesen. Heute gibt es mehr Vernetzung und weniger politisches Projekt denn je. Revolten ja, Wege der Veränderung oder Umgestaltung bleiben ein Fragezeichen.
Fragen stellen war immer ein Motto von Euromayday. Nach 9 Jahren frage ich nach Antworten. So vorläufig sie sein mögen, viele sind ernüchternd. Ob es um die großen und kleinen Fragen rund um (digital) Eigentumsrechte, Migration und Bürgerschaft, Teilhabe oder Kontrolle in den sozialen- und Infrastrukturnetzen geht: Da ist zur Zeit Restaurierung der alten Ordnung und das Getrampel der Dinosaurier angesagt.

Die Stadt ist unsere Fabrik
2011 war unsere Frage: Wie sieht unsere Betriebsversammlung in der Stadt aus? Platz nehmen wollten wir 2012 in der Harkortstraße bei der Neuen Mitte Altonas. Platz nehmen wollten wir auch am Spielbudenplatz um den Abriß der ESSO-Häuser zu vermeiden. Doch was bleibt ist ein Kater. Eigene Ideen zerschellen an Mauern behördlicher Ignoranz und Vereinnahmungsrhetorik. Politische Teilhabe und kommunale Interessen werden verwehrt. Wir wie auch andere Initiativen und BürgerInnen in der Stadt sind nicht aufgestellt, das zu ändern. Wenn wir zum Beispiel über die Höhe unserer Mieten reden: So viel Lohnerhöhung wie nötig übersteigt die Fantasie der meisten.
In der Rhetorik der Fabrik: wir sind ausgesperrt. Der Streik, die Eigeninitiative, die Kündigung läuft ins Leere.

Plebejische Perspektiven auf dem Prüfstand
2012 wollten wir konfliktfähig werden. Das Ergebnis war enttäuschend. Vielleicht eignet sich Euromayday tatsächlich besser als symbolischer und demonstrativer Ort? Doch dann frage ich, ob die sowieso bespielten Plätze und Konfliktorte die richtigen Adressen oder Hausnummern sind?
Haben wir dort unsere Positionen gestärkt? Uns Selbstvertrauen geholt und wohl gefühlt? Haben wir dort etwas gefunden, das wir nicht bereits kannten? Gibt es Orte, an denen wir uns willkommener fühlen als die, an denen wir ignoriert werden oder nur als demütige StadtnomadInnen Platz finden?

Systemwechsel lautet eine Lösung, wenn du dich wieder zu sehr geärgert hast über das laufende Betriebssystem. Make world ist der Befehl der Programmierer. Für die AnwenderInnen stellt sich die Frage: Was tun, wenn kein geeignetes Programm im Handel ist?

Zur Diskussion laden wir ein am Freitag, dem 8. Februar 2013, um 20 Uhr im Buttclub in der St. Pauli-Hafenstr. 126 in Hamburg. (Frank John)

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=25753
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