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Wer von Waffen in den USA redet, muss zuerst von der Polizei reden: Auf telefonieren im Garten der Großeltern kann die Todesstrafe stehen – abhängig von der Hautfarbe

Rechts: Stephon Clarke, 22 von der Polizei in Sacramento erschossen, weil er ein Handy benutzteIm kalifornischen Sacramento haben mehrere hundert Menschen an der Beisetzung eines Afro-Amerikaners teilgenommen, der – obwohl unbewaffnet – von Polizisten getötet wurde. Bei der Trauerfeier sprach nach Berichten örtlicher Medien auch der schwarze Bürgerrechtler Sharpton. Dieser prangerte Polizeigewalt an. Im Zentrum der US-Stadt kam es zudem zu Straßenblockaden.  Mitte des Monats hatten Beamte in Sacramento 20 Schüsse auf den jungen Mann abgegeben. Sie hatten das Mobiltelefon in seiner Hand für eine Waffe gehalten. Der 22-Jährige stand im Verdacht, Autoscheiben eingeschlagen zu haben“ – aus der Meldung „Wut über Erschießung von Schwarzem“ am 30. März 2018 im Deutschlandfunk externer Link, in der die ganze Verteidigungslinie der Todesschützen wieder gegeben ist: Obwohl auch das neuste I-Phone nicht ganz aussieht, wie ein Revolver und das Gesetz, wonach auf Autoscheiben einschlagen die Todesstrafe steht, erst noch verabschiedet werden muss. Was in der Meldung nicht vorkommt: Stephon Clark hieß das eiskalt hingerichtete Opfer am 18. März. Und in den darauf folgenden 14 Tagen, bis einschließlich 1. April starben weitere 56 Menschen in den USA durch Polizeikugeln. Wovon über 40 welche Hautfarbe hatten? Eben. Insgesamt im ersten Quartal 2018 exakt 319 Todesopfer von Polizeieinsätzen, wie das Infoportal „Killed by Police“ gezählt hat… Zum alltäglichen System Ferguson in den USA siehe zwei weitere aktuelle Beiträge – inklusive der Meldung, dass ein Polizeiauto eine Teilnehmerin des Gedenkzuges verletzte… sowie einen Beitrag zur generellen Polizeigewalt – und einen zur Medienwirklichkeit der USA in Bezug auf die Gewaltproblematik:

  • „Enough is Enough: Police Violence Plagues America“ von John W. Whitehead am 29. März 2018 bei Counterpunch externer Link ist ein Grundsatzartikel über die Rolle der Gewalt in der US-Gesellschaft, der unter anderem berichtet, dass nicht nur quer durchs Land die Polizei mit Militärausrüstung aufgerüstet wird, womit die SWAT Sondereinsatzkommandos jährlich 80.000 Einsätze durchführen, über 250 an jedem einzelnen Tag. Sondern auch, dass die viel beachtete Trumpsche Lösung für Gewalt an den Schulen („Lehrer bewaffnen“) bei anderen staatlichen Einrichtungen längst alltäglich ist: IRS Agenten etwa sind bewaffnet. Der Internal Revenue Service wäre auf Deutsch übersetzt: Das Finanzamt…
  • „Parkland-Überlebender erreicht Werbeboykott von Fox News“ am 31. März 2018 bei Spiegel Online externer Link steht hier als ein Beispiel dafür, wie die Dreckschleudern der Reaktion (nicht nur) in den USA in der „Gewaltfrage“ arbeiten. Darin heißt es : „Ein Tweet und seine Folgen: Laura Ingraham, Moderatorin einer konservativen Nachrichtensendung, hatte sich auf Twitter über die Schulnoten des Parkland-Überlebenden David Hogg lustig gemacht. Daraufhin rief der 17-jährige Schüler und Aktivist Sponsoren von Ingrahams Show zum Boykott auf. Elf Firmen zogen ihre Werbespots für die Sendezeit von „The Ingraham Angle“ zurück“.  Nun weiß hier niemand, was David Hogg so denkt – die Überlegung aber, den Verleumdern ans Eingemachte zu gehen, ans Geld nämlich, war auf jeden Fall richtig. Und neben Werbe-Kündigungen musste Frau Ingraham auch eine Woche Urlaub einlegen. Wird aber, aus welchen Gründen auch immer, weiterhin als Journalistin bezeichnet.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=130036
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