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Kalifornien brennt, wie noch nie: Dagegen kämpfen 10.000 Feuerwehrleute, darunter 1.500 Gefängnisinsassen – und die Selbstorganisation der Betroffenen

Kalifornien brennt, wie noch nie: Dagegen kämpfen 10.000 Feuerwehrleute, darunter 1.500 Gefängnisinsassen – und die Selbstorganisation der BetroffenenDie Forstverwaltung ist schuld an dem Desaster der größten Brände in der Geschichte der USA, das weiß er, der Herr Trump. Und natürlich auch, dass es ganz bestimmt gar nie nicht etwas mit Klimawandel zu tun hat, und auch nicht mit den Energie-Unternehmen. Was, wie die Stimmen zeigen, die vor Ort kämpfenden Feuerwehrleute ganz anders sehen. Einschließlich der rund 1.500 Gefangenen, die für 2 Dollar am Tag die gefährlichsten Jobs machen „dürfen“. Währenddessen sagen sich die Betroffenen „was die Mexikaner können, können wir auch“ – und organisieren Hilfe und Unterstützung selbst, ganz so, wie im Nachbarland nach dem Erdbeben im letzten Jahr. (Und wie die Menschen im fernen indischen Bundesstaat Kerala, eine Reaktion, die offenbar weltweit Schule macht). Inzwischen sind 80 tote Menschen gefunden worden und es werden über Eintausend weitere vermisst, die wohl nicht alle ungemeldet bei irgendwem untergekommen sind.  Zur Katastrophe in Kalifornien einige aktuelle Beiträge zu Auswirkungen, Ursachen und Hintergründen:

„Waldbrandkatastrophe in Kalifornien: Bisher 76 Tote und mehr als 1.000 Vermisste“ von Evan Blake am 19. November 2018 bei wsws externer Link ist die aktuellste Zusammenfassung der Entwicklung in Kalifornien, worin unter anderem berichtet wird: „Die anhaltenden Waldbrände in Kalifornien, z.T. die schlimmsten in der Geschichte des Bundesstaats, sind ein schockierendes Zeugnis für die kriminelle Vernachlässigung der Infrastruktur durch Staat und Behörden. Bisher lässt sich das immense Ausmaß der Schäden erst ansatzweise erfassen. Am Samstag erreichte die offizielle Zahl der Todesopfer durch den Waldbrand Camp Fire in Nordkalifornien 76, die Zahl der Vermissten schnellte von 631 auf über 1.000 in die Höhe. Der Waldbrand Woolsey Fire in Südkalifornien begann am 8. November und hat fast 400 Quadratkilometer Fläche verwüstet. Mehr als 295.000 Menschen mussten evakuiert werden, bis Samstagmorgen gab es drei bestätigte Todesopfer. Das Feuer ist mittlerweile zu 69 Prozent eingedämmt. Ebenfalls am 8. November brach im nordkalifornischen Butte County der Waldbrand Camp Fire aus. Er tobt momentan auf einem Gebiet von ca. 590 Quadratkilometern und ist erst etwa zur Hälfte unter Kontrolle. 52.000 Menschen mussten evakuiert werden. Bisher sind 12.263 Gebäude zerstört, darunter 9.844 Einfamilien- und 144 Mehrfamilienhäuser. Weitere 15.500 Gebäude sind nach wie vor durch Camp Fire bedroht. Man rechnet damit, dass der Brand frühestens am 30. November vollständig unter Kontrolle ist. Insgesamt sind etwa 9.400 Feuerwehrleute im Einsatz, etwa 1.500 davon sind Strafgefangene, die nur 1 Dollar Stundenlohn erhalten. Die Städte Paradise und Magalia, die größtenteils von Arbeitern und Rentnern bewohnt werden, sowie mehrere kleinere Orte wurden durch Camp Fire völlig zerstört. Die fast 500-köpfigen Such- und Rettungstrupps in der Gegend finden täglich im Schnitt acht weitere Leichen unter den Trümmern. Am Donnerstag wurde die offizielle Zahl der Vermissten von 300 auf 631 heraufgesetzt, am Freitagabend auf 1.011. Der Polizeichef von Butte County Kory Honea erklärte, die Behörden hätten endlich alle Notrufe und Vermisstenmeldungen verarbeitet, die in der letzten Woche eingegangen waren…

„Dürre, Wärme und starker Wind“ von Kurt stenger am 13. November 2018 in neues deutschland externer Link unter anderem zur „Brandursache Trockenheit“: „Die aktuelle Brandkarte der Brandschutzbehörde Cal Fire wies am Dienstagmittag 15 aktive Feuer im gesamten Bundesstaat aus, zwei weitere waren gerade gelöscht worden. Hunderttausende Menschen mussten sich in Sicherheit zu bringen. Nach offiziellen Angaben sind 57 000 Gebäude vom Feuer bedroht. Und die Wetterlage mit anhaltender Trockenheit, Wärme und kräftigem Wind verheißt nichts Gutes. Kalifornien erlebt das Jahr mit den bislang verheerendsten Waldbränden. Bereits im Juli und August waren Feuer nicht gekannten Ausmaßes registriert worden. Bis dahin waren bereits 3900 Quadratkilometer Fläche in diesem Jahr abgebrannt. Doch schon seit 2012 leidet der mit Abstand bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA unter einer anhaltenden Dürre und großem Wassermangel. In der Trockenheit entstanden immer wieder Waldbrände. 2014 rief Gouverneur Jerry Brown den Dürre-Notstand aus, den er erst im April 2017 nach starken Regenfällen für beendet erklärte. Aktuell ist für drei Regionen der Notstand ausgerufen. Nach den Ereignissen im August wurde ein von der kalifornischen Regierung in Auftrag gegebener Forschungsbericht veröffentlicht, der von einer weiteren Verschärfung der Situation ausgeht. Ursache sei der fortschreitende menschengemachte Klimawandel, der vielen Gegenden anhaltende Dürren und Hitze bescheren werde…

„Inmates Fighting California Wildfires Are More Likely to Get Hurt, Records Show“ von Abby Vesoulis am 17. November 2018 bei Time externer Link ist ein Beitrag über die Rolle der billig eingesetzten Strafgefangenen bei der Bekämpfung der Waldbrände. Da sie natürlich weniger ausgebildet sind, als die Feuerwehrleute und vor allem eher „abseits“ eingesetzt werden, um die weitere Ausbreitung zu verhindern ist die Zahl der bei diesen Einsätzen verletzten Gefangenen im verhältnis vier Mal so hoch, wie bei professionellen Feuerwehrmännern.

„California Wildfires: A Working Class Issue“ am 12. November 2018 beim Oakland Socialist externer Link ist ein Beitrag, der vertritt, aus verschiedenen Gründen sei auch diese Katastrophe eine Angelegenheit der Arbeiterinnen und Arbeiter: Sowohl, was die faktisch übergroße Mehrheit der Betroffenen angehe, als auch, weil sich das immer gleiche Szenario bei der ganzen Reihe sogenannter Naturkatastrophen stets wiederhole, dass nach den Schlagzeilen die diversen politischen Kräfte solche Ereignisse nutzten, ihre jeweilige politische Agenda weiter zu verfolgen – in der Regel auf Kosten der Betroffenen, wie sich immer wieder sowohl bei den kalifornischen Waldbränden, als auch bei den Wirbelstürmen auf der „anderen Seite“ der USA gezeigt habe.

„Protest this horrible disaster – make PG&E pay!“ am 16. November 2018 ebenfalls beim Oakland Socialist externer Link ist ein Beitrag, der sich der Rolle des Energieversorgungs-Unternehemens PG&E widmet, dessen Stromleitungen zunehmend in den Verdacht geraten, einer der Hauptverursacher der verschiedenen Brände zu sein. Der Beitrag zeichnet dann die Auseinandersetzung nach, die verschiedenste Gruppierungen gegen die Weigerung des Unternehmens geführt haben und führen, die Leitungen unterirdisch zu verlegen, obwohl Gelder dafür bereitgestellt worden seien.

„Donate to Support North Valley Mutual Aid, Doing Direct Support and Organizing For Communities Devastated by the Wildfires“ am 17. November 2018 bei den Antifascist News externer Link ist ein Spendenaufruf zur Unterstützung der sich ausbreitenden Selbsthilfe-Bewegung vor allem der Betroffenen von den Feuern in Nordkalifornien, wo sich diese Form der Selbstorganisation am stärksten ausgebreitet hat.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=140215
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