»
USA »
»
»
USA »
» »

Das monatliche Massaker in den USA: Weiße Männer schießen schnell

Waffenkunde an den Schulen MinnesotaDas Stichwort heißt: Profiling. Das – zusammen mit seinem hässlichen Zwilling namens Rasterfahndung – nicht nur in schlechten Krimis Urstände feiert, sondern leider auch in der Realität zwischen Berlin und Los Angeles. Und aus seiner inneren Logik heraus stets rassistisch sein muss, unveränderlich – in jedem Kiez, in der Southern Bronx oder den Banlieues, am Strand von Malaga oder den Stadtwäldern Rios. Seltsam aber, dass in Folge der zahlreichen Massaker der letzten Wochen und Monate ausgerechnet in den USA eben dieses Täterprofil keine Anwendung findet – und auch kein Einreiseverbot verhängt wird. Auch rechte Gülleschleudern von Fratzenbüchern bis Fox News machen keine Kampagne gegen das Verstecken der Haare durch einen Hut. Um welches Profil es geht? Um dieses: Weiß, männlich, Mitte 30, Anklage wegen Verprügelns der Ehefrau, trägt Stetson, fährt SUV und hortet ohne Ende Waffen. Womit man mehr als zwei Drittel aller Täter erfasst hätte. Die in eine afroamerikanische Gemeinde feuern – oder auf die Menschen vor einer Moschee. Zu mörderischen weißen Männern – diesmal nur in den USA – und rassistischen Handlungsmustern drei aktuelle Beiträge:

  • „Terroranschlag oder Tragödie? Für Trump eine Frage der Hautfarbe“ von Jakob Reimann am 06. November 2017 in der Freiheitsliebe externer Link zieht konkrete Vergleiche: „Im Mai tat Richard Rojas – high auf PCP-getränktem Gras – dasselbe wie Sayfullo Saipov am vergangenen Dienstag: Er fuhr auf dem Times Square in New York mit seinem Auto Menschen über den Haufen, tötete dabei eine 18-Jährige und verletzte 22 weitere Personen. Die Reaktion von Trump: Nichts. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio: „Keine Anzeichen für einen Terroranschlag.“ Anders als Saipov war Rojas kein muslimischer Einwanderer aus Usbekistan, sondern ein Veteran der US-Navy. Im Juni wurden bei einer Van- und Messerattacke in London sieben Menschen von muslimischen Extremisten getötet und Trump erging sich in Twitter-Attacken gegen Londons – ersten muslimischen – Bürgermeister Sadiq Khan. Als nur Tage später ebenfalls in London ein Nazi mit einem Van vor einer Moschee in eine Gruppe Muslime raste, einen von ihnen tötete und elf weitere verletzte, blieb Trump hingegen stumm. Auch nach einem Bombenanschlag auf eine Moschee in Minnesota im August übte sich Trump in Stillschweigen. Im Zuge einer Demo aus Nazis und Ku-Klux-Klan-Anhängern im August in Charlottesville, Virginia, fuhr einer der Rechtsextremen mit einem Auto in eine Gruppe linker Gegendemonstranten, tötete dabei eine 32-Jährige und verletzte viele weitere Demonstranten schwer. Trump twitterte (!) der Familie der Getöteten zwar sein Beileid („So sad!“), doch eine Verurteilung der Nazi-Ideologie des Täters brachte Trump nicht über die Lippen, oder die Finger. Vielmehr machte er „beide Seiten“ verantwortlich. Und dann kam Las Vegas: Am 1. Oktober nahm Stephen Paddock mithilfe eines Arsenals aus 23 legal erworbenen Maschinengewehren aus seinem Hotelzimmer ein Country-Festival unter Beschuss und tötete dabei 58 Menschen und verletzte 546 weitere. Trump gab sich staatsmännisch und beschwor die Einigkeit des Landes herauf, weigerte sich jedoch, das Wort Terror in den Mund zu nehmen. Für ihn war es bloß eine „Tragödie““.
  • „After Texas Massacre, Drexel Prof. Asks: “What Makes White Men So Prone to This Kind of Behavior?”“ am 06. November 2017 bei Democracy Now! externer Link ist ein Gespräch mit George Ciccariello-Maher. Der Soziologe hatte seinen Lehrauftrag entzogen bekommen. Weil er in einem Artikel die schlichte Tatsache verbreitet hatte, dass eben die meisten Täter bei „Massenerschießungen“ weiße Männer sind – und dementsprechend geht das Gespräch bei DN! Auch gerade um die Frage, warum weiße Männer dem Terror so Nahe stehen. Was in der Regel verboten ist zu fragen, auch nur zu erwähnen: In stundenlangen Fernseh-Sondersendungen wird nichts über die Täter gesagt, wenn sie weiß sind – schon gar nichts typisierendes. Im konkreten Fall kam noch die „Profil-Eigenschaft“ Kriegsveteran hinzu…
  • „The Illusion of Armed Salvation“ von Robert Koehler am 13. November 2017 bei Counterpunch externer Link ist ein Beitrag, der darauf verweist, dass die Problemstellung zwar durchaus den freien Zugang zu Waffen als demokratisches Recht betrifft, aber viel weiter und tiefer geht als diese Problematik, die ja auch den Waffenschmieden (und auch in den USA nicht zuletzt: bundesdeutschen) beträchtliche Profite einbringt. Es geht um allgemeine Krieg, aus denen nicht wenige dazu gedrängt werden ihre privaten zu machen, es geht um eine Gesellschaft der Furcht, die systematisch geschürt wird. Um eine Gesellschaft, die nichts anbietet, um Frustrationen zu bearbeiten – tiefe, schwere Frustrationen, bei denen der allgemeine Kaufrausch nicht mehr lindert. Diese komplexe Situation führe dann eben bei bestimmten Menschen zur Hoffnung auf „bewaffnete Errettung“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=124244
nach oben