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US-Gewerkschaften und Demokratie: Teamster lehnen Tarifvertrag bei UPS mit deutlicher Mehrheit ab. Ist der Tarifkommission egal…

Urabstimmung bei UPS Juni 2018Es ist bekannt: Aus Griechenland, jüngst auch aus Mazedonien. Und nun auch bei der Teamster-Gewerkschaft in den USA: „Was kümmert uns euer Votum, ihr Deppen“, es wird durchgezogen. Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten? Die konkrete Variante davon heißt: „Egal, was ihr wählt, wir machen, was wir wollen“. 92.600 Menschen haben sich an der langen Urabstimmung über den Entwurf eines Tarifvertrages beteiligt, rund ein Drittel von allen 270.000 UPS-Beschäftigten in den USA. Das sind nahezu 30.000 mehr, als bei der letzten Urabstimmung 2013 (als der damalige Tarifvertrag mit einer eindeutig geringeren Mehrheit als 2018 angenommen wurde). Das Ergebnis 2018 war eindeutig: 54% „Nein“. Der Unterschied zu damals: Jenes Ergebnis war den Gewerkschaftsvorständen recht – und UPS, beide Male, sowieso. In den sozialen Netzwerken gibt es zahlreiche Berichte über Einschüchterungsversuche: Flugblattverteiler, die zum „Nein“ aufriefen, wurden von Sicherheitsleuten vom Parkplatz befördert, Vorgesetzte gingen mit in die Abstimmungskabine und viele weitere üble Geschichten – mindestens so übel wie die (teure) gemeinsame Werbekampagne von Unternehmen und Gewerkschaft fürs „Ja“. Unter anderem lehnten die allermeisten WählerInnen es ab, eine neue Kategorie von Billigfahrern einzuführen (etwa durch reduzierte Einstiegslöhne für solche neuen Beschäftigten, die teilweise fahren und teilweise anderen Arbeiten nachgehen)  – und einen Mindestlohn (eben: Einstiegslohn) von gerade einmal 13 Dollar/Stunde. Der Leiter der Verhandlungskommission begründete seine Missachtung der Wahlentscheidung mit extrem zweifelhaftem Bezug auf die Satzung – scheint aber nicht damit durchzukommen, der Widerstand gegen sein Diktat ist enorm. Siehe zur Urabstimmung bei UPS und den Folgen drei aktuelle Beiträge und den Hinweis auf unseren letzten Bericht (vor der Urabstimmung):

  • „Hoffa’s Negotiator Threatens to Overrule UPS Contract Vote“ am 06. Oktober 2018 bei UPS Teamsters United externer Link ist die Erklärung der Teamster-Gewerkschaftsopposition bei UPS zum versuchten Diktat des Gewerkschaftsvorstandes und seiner Verhandlungskommission. Darin wird vor allem gegen den Versuch argumentiert, das diktatorische Vorgehen zu verteidigen, indem behauptet wird, es entspreche der Satzung der Gewerkschaft. Dementsprechend wird zum Protest beim Vorstand aufgerufen, mit der Forderung nach Nachverhandlung, etwa weil ein Mindestlohn von 13 Dollar völlig unannehmbar sei.
  • „UPS Contracts Rejected, Union and Company to Return to the Table“ von Alexandra Bradbury am 05. Oktober 2018 bei den Labornotes externer Link berichtet, dass Denis Taylor, der Chef der Verhandlungskommission der Gewerkschaft von seinem ersten Statement nach der Urabstimmung – als er eben darauf abzielte, den Vertrag entgegen der Abstimmung doch zu unterzeichnen – offensichtlich nach den ersten Reaktionen auf seine diktatorische Vorgehensweise eine Kehrtwende vollzogen habe und nun doch neue Verhandlungen angekündigt habe. In dem Artikel wird auch noch berichtet, dass 10 von 28 abgeschlossenen lokalen Ergänzungsverträge ebenfalls abgelehnt worden seien, und die Beschäftigten der Frachtsparte von UPS ihren Vertragsentwurf sogar mit einer Mehrheit von 62% abgelehnt haben, bei einer Rekord-Wahlbeteiligung von zwei Dritteln
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=138337
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