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Streik bei GM USA: Nach all den Jahren der Zugeständnisse und gewerkschaftlich mitgestalteter Lohndiskriminierung…

Der Streik der GM Belegschaft in den ganzen USA hat am 16.9.2019 begonnenBeim US-Autobauer General Motors (GM) wird erstmals seit 2007 landesweit gestreikt. Tausende Beschäftigte haben ihre die Arbeit niedergelegt. Der Streik begann um Mitternacht (Ortszeit), teilte die Gewerkschaft UAW im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Der Ausstand betrifft Gewerkschaftsangaben zufolge rund 48.000 auf Stundenbasis beschäftigte Arbeitnehmer. Die US-Autogewerkschaft UAW hatte zu den Streiks aufgerufen, da die Tarifverhandlungen mit dem Management bislang ergebnislos geblieben sind. „Wir tun das nicht leichtfertig“, sagte UAW-Vertreter Terry Dittes in Detroit. „Das ist unser letztes Mittel.“ Der Streikaufruf sei bei einem Treffen von Gewerkschaftsvertretern aus dem ganzen Land beschlossen worden. Ein länger anhaltender Arbeitskampf könnte dazu führen, dass GM die Produktion in Nordamerika herunterfahren muss. GM erklärte, das Unternehmen sei „enttäuscht“. Der Konzern habe in den Verhandlungen ein „starkes Angebot“ gemacht. Ziel bleibe, eine „gute Zukunft für unsere Angestellten und unser Unternehmen“. Die Gespräche sollen am Montag fortgesetzt werden. Beide Seiten streiten über diverse Themen wie Löhne, Gesundheitsvorsorge, Zeitbeschäftigung, Arbeitsplatzgarantien, mögliche Werksschließungen und Gewinnbeteiligungen. Die Gewerkschaft will durchsetzen, dass Werke in Ohio und Michigan nicht geschlossen werden…“ – so die Meldung „Erster Streik seit zwölf Jahren bei General Motors“ am 16. September 2019 im Manager Magazin online externer Link – die hier auch insoweit als beispielhaft für die bundesdeutschen Medien stehen kann, als es „übersehen“ wird, dass eigentlicher Gegenstand der Tarifauseinandersetzung die gesamte Branche ist, für die GM-Belegschaften sozusagen die Vorreiter-Rolle übernehmen sollen, wenn es nach der UAW geht. Siehe dazu vier weitere aktuelle Beiträge, unter anderem zur gewerkschaftlichen Verzichtspolitik bei GM, zur Einmischung der Regierung Trump und zu den Möglichkeiten der Mitgliedschaft sich durchzusetzen – gegen Unternehmen und Gewerkschaftsführung:

  • „US-Autoarbeiter legen General Motors lahm“ am 17. September 2019  bei wsws externer Link berichtete vom Streikbeginn und erinnerte an die Vorgeschichte – unter anderem: „… Vor vierzig Jahren, im Jahr 1979, bestanden die demokratische Regierung von Jimmy Carter und ein von der Demokratischen Partei dominierter Kongress darauf, dass die Rettungsaktion für Chrysler massive Zugeständnisse der Arbeiter und die Schließung von Fabriken erfordere. Kurz darauf folgte die Entlassung der PATCO-Fluglotsen durch die republikanische Reagan-Regierung, die einen Großangriff auf die gesamte Arbeiterklasse begann. Im Jahr 2009 bestand die Obama-Regierung darauf, die Löhne aller Neueinstellungen im Rahmen der Umstrukturierung der Automobilindustrie zu halbieren. Die unter Obama verhängten Massenentlassungen, Werksschließungen und Lohnkürzungen führten zu Rekordgewinnen für die Automobilhersteller. In diesen vier Jahrzehnten der sozialen Konterrevolution haben GM, Ford und Chrysler 600.000 Jobs in der Autoindustrie abgebaut, nur noch 158.000 Arbeitsplätze sind übrig geblieben. Das Gehalt eines neu eingestellten Autoarbeiters ist um die Hälfte gesunken. Die Ausweitung der Unternehmensgewinne durch die Verarmung der Arbeiter ist das Grundgesetz des kapitalistischen Systems. Der Profit fällt nicht wie Manna vom Himmel: Er wird am Produktionsort aus der Arbeiterklasse herausgezogen. Der von den Arbeitern durch den Arbeitsprozess geschaffene Wert wird an die Kapitalisten verteilt, die sie ausbeuten. Der ungerechte und ausbeuterische Charakter dieses Systems wird deutlich durch die Gehälter der Führungskräfte in der Autoindustrie und die Milliarden von Dollar, die an Investoren in Form von Gewinnen ausgezahlt werden. Die CEO von GM, Mary Barra, mit ihrem Jahresgehalt von 21,87 Millionen Dollar verdient an einem Tag doppelt so viel wie ein neu eingestellter Autoarbeiter in einem Jahr. GM verzeichnete im vergangenen Jahr einen Gewinn von 11,8 Milliarden Dollar. Seit 2015 hat das Unternehmen mehr als zehn Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe ausgegeben. Die Behauptung, GM habe kein Geld, um die Forderungen der Arbeiter nach der Wiederherstellung ihrer Löhne und Leistungen zu erfüllen, sollte mit Verachtung zurückgewiesen werden. Selbst wenn die Arbeiter gegen die Konzerne, die Regierung und das kapitalistische System als Ganzes kämpfen, ist ihr entschlossenster Feind gerade die Organisation, die behauptet, sie zu vertreten – die bestochene und korrumpierte Gewerkschaft United Auto Workers. Der endlose Verrat der Interessen der Arbeiter durch die UAW fand seinen Höhepunkt in der Jauchegrube der Korruption, in der die gesamte Führung versunken ist, vom Management bestochen mit Millionen von Dollar. Alles, wogegen die Arbeiter jetzt kämpfen – von der Werksschließung bis zum Hungerlohn und dem mehrstufigen Lohn- und Sozialleistungssystem –, ist das Ergebnis der von der UAW durchgesetzten Zugeständnisse. Zu glauben, dass sich das jetzt ändern wird, bedeutet, sich den gefährlichsten Illusionen hinzugeben. Während die UAW-Bürokraten nachweislich Millionen von Dollar an Arbeitergeldern für Golfausflüge, Zigarren, Whiskey und Prostituierte ausgegeben haben, hat die UAW angekündigt, dass Arbeiter ein miserables Streikgeld von 250 Dollar pro Woche erhalten werden – und selbst das erst nach der ersten vollen Woche eines Streiks. Den GM-Arbeitern stehen viele Feinde gegenüber, aber sie haben auch mächtige Verbündete…
  • „GM Strikers Have One Chance: Vote No“ von Jane Slaughter am 16. September 2019 bei den Labornotes externer Link ist ein Beitrag , der vor allen Dingen darauf abhebt, wie eine Gewerkschaft wie die UAW Mobilisierung betreibt: Gar nicht. Und daran erinnert, was auch beim letzten Autostreik bei Chrysler bereits die wesentliche „Mitwirkungsmethode“ der Mitgliedschaft war – den ausgehandelten Vertragsentwurf bei der Urabstimmung rundweg abzulehnen, wenn er wieder einmal Lohndiskriminierung und weiteren Verzicht bedeute, was angesichts dieser Gewerkschaftsführung zu erwarten sei, die sich, obwohl der Korruption überführt, weigere zurück zu treten… Die Stimmen, die in dem Beitrag zitiert werden, zeugen nicht nur von heftiger Konfrontation mit der Unternehmensleitung, sondern auch von grundlegender Kritik an diesen Gewerkschaften.
  • „White House intervenes in General Motors strike“ von IAN KULLGREN, BEN WHITE und DANIEL LIPPMAN am 17. September 2019 bei Politico externer Link ist ein Beitrag, der von der Einmischung der Regierung in den Streik handelt – weil sie Interesse an einer möglichst schnellen Beendigung des Streiks habe (und andererseits ja gerade den Industriearbeitern in den USA große Versprechungen gemacht hatte). Das „Angebot“ soll es den Autoren zufolge sein, jenes des Unternehmens anzunehmen und die Zusage für die Wiedereröffnung des im März 2019 geschlossenen Werkes in Lordstown hinzu zu bekommen… was auch bedeutet, dass die gewerkschaftlich mitgestaltete Lohndiskriminierung (vor allem von Leiharbeitern und neu eingestellten) unbedingt fortgesetzt werden soll.
  • „GM-Arbeiter kampfbereit: Ford- und Chrysler-Arbeiter wollen sich dem Streik anschließen“ von Jerry White am 18. September 2019 bei wsws externer Link zu den Diskriminierungen in bisherigen Tarifverträgen unter anderem: „… Ein Facharbeiter im Motorenwerk Flint erklärt: „Den Deal, den die UAW mit GM ausgehandelt hat, könnten sie auf keinen Fall durchsetzen. Wir sind nicht dumm. Sie haben einen Bonus von 8.000 Dollar bei Unterschrift angeboten, was bei vier Jahren nicht gerade viel ist. Wir verlieren damit dann nämlich 15 Prozent unserer Löhne durch die höheren Gesundheitskosten. Das heißt unser Lohn würde gekürzt. Das kommt nicht infrage bei einem Unternehmen, das Milliarden einnimmt.“ Die Belegschaft von GM besteht zu sieben Prozent aus befristeten Arbeitskräften. Allerdings sagte ein leitender Angestellter kürzlich, dass das Unternehmen künftig die Hälfte der Stellen mit befristeten Zeitarbeitern besetzen will, denen unterdurchschnittlich niedrige Löhne gezahlt werden und die im Falle von Umsatzeinbußen schnell entlassen werden können. Der junge Teilzeitarbeiter Roy, der seit sechs Monaten im GM-Motorenwerk arbeitet, sagte: „Wir versuchen, für sichere Arbeitsplätze, gute Zusatzleistungen und Löhne zu kämpfen. In dieser Gegend ist es sehr schwer, einen Job zu finden, bei dem man genug verdient, um seine Familie zu ernähren und seine Kinder zum Arzt bringen zu können, ohne 1.000 Dollar monatlich zu zahlen. Mein Vater hat 30 Jahre bei GM gearbeitet, aber mir geht es schlechter als ihm. Für drei Arbeiter, die in Rente gehen, stellen sie nur einen Vollzeitarbeiter ein. Einige Teilzeitkräfte arbeiten seit acht Jahren, und ihre Verträge wurden noch immer nicht in Vollzeitverträge umgewandelt. Wir streiken, damit man nach 90 Tagen eingestellt wird und einen Vollzeitvertrag bekommt.“ Die UAW hat alles durchgesetzt, wogegen die Autoarbeiter kämpfen. Die Autoarbeiter haben kein Vertrauen in die „Unterhändler“ der UAW, weil sie sich als korrupte Werkzeuge der Konzernleitung erwiesen haben…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=154583
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