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Lehrerinnen und Lehrer in Los Angeles im Streik: In Verteidigung der öffentlichen Schulen

Lehrerstreik Los Angeles Januar 2019: Schon am ersten Streiktag wurde die Propaganda der Stadt widerlegt - über 30.000 streiktenDen Lehrern in Los Angeles steht das gesamte politische System gegenüber. Die Demokratische Partei kontrolliert in Los Angeles und Kalifornien sämtliche Hebel der Staatsmacht, von der lokalen Schulbehörde und dem Stadtrat bis zum Gouverneursamt und dem Regionalparlament von Kalifornien in Sacramento, in dem die überwältigende Mehrheit der Sitze von Demokraten besetzt ist. Kaliforniens neuer Gouverneur, der Demokrat Gavin Newsom, der am Montag vereidigt wurde, verpflichtete sich dazu, die „fiskalisch umsichtige“ Politik seines demokratischen Vorgängers Jerry Brown fortzusetzen, auf dessen Konto einige der verheerendsten Angriffe auf das Bildungssystem in der Geschichte des Bundesstaats gehen. Während die Demokraten das Silicon Valley, die Unterhaltungs-, Rüstungs- und Finanzindustrie mit riesigen Steuersenkungen überschüttet haben, ließen sie das öffentliche Schulsystem zu Grunde gehen. Einst bekannt für seine freien öffentlichen Universitäten und für eines der besten K-12-Schulsysteme der Nation, rangiert Kalifornien heute bei den Pro-Kopf-Ausgaben pro Schüler auf Platz 43 von 50 Staaten.  (…)  Der oberste Schulinspektor von Los Angeles Austin Beutner ist ein ehemaliger Partner des Investmentunternehmens Blackstone. (…). Beutner weigert sich heute entschieden, den Forderungen der Lehrer nach höheren Löhnen, der Einstellung neuer Bibliothekare, Beratungslehrer und Sozialpädagogen, kleineren Klassen und einer Beschränkung des Ausbaus sogenannter Charter Schools (staatlich finanzierte, aber privat geführte Schulen) nachzukommen. Stattdessen hat sich Beutner monatelang auf einen Streik vorbereitet, indem er Tausende von Ersatzlehrern als Streikbrecher einstellte und eine einstweilige Verfügung nach der nächsten in den Gerichten erwirkte. Die Streiks im vergangenen Jahr in West Virginia, Oklahoma, Arizona und anderen Staaten wurden von einfachen Lehrern über die sozialen Medien organisiert. Die Gewerkschaften taten unterdessen alles, um die Lehrer zu isolieren und die Streiks zu sabotieren…“ – aus dem Beitrag „Los Angeles: Lehrer bereiten Streik vor“ am 10. Januar 2019 bei wsws externer Link also zum Streikbeginn verfasst – und auch mit den mehrfachen „Verschiebungen“ des ursprünglich angekündigten Streikbeginns (eine der verworfenen Daten war eben dieser 10. Januar gewesen, begonnen hat der Streik dann am 14. Januar) durch die Gewerkschaft UTLA in Auseinandersetzung, die getreu ihrer parteipolitischen Orientierung beständig über alles verhandlungsbereit sein will – offensichtlich auch über Kernforderungen der Beschäftigten… Zum Streik der Lehrerinnen und Lehrer in Los Angeles, sich anbahnenden ähnlichen Auseinandersetzungen in anderen Landesteilen und der seltsamen Haltung der Gewerkschaften einige weitere aktuelle Beiträge:

„Erster Lehrerstreik seit 30 Jahren“ am 14. Januar 2019 beim Deutschlandfunk externer Link meldet die Ausgangslage so: „Im Bezirk Los Angeles streiken mehr als 30.000 Lehrer. Die zuständige Schulbehörde teilte mit, Vertretungslehrer und Betreuer kümmerten sich um die rund 600.000 Kinder und Jugendlichen an fast tausend Schulen. Es ist nach Angaben des Senders CNN der erste Lehrerstreik in dem kalifornischen Bezirk seit 30 Jahren. Die örtliche Lehrervereinigung und die Schulbehörde verhandelten in den vergangenen Wochen unter anderem über eine höhere Bezahlung der Lehrkräfte. Einig ist man sich laut CNN darüber, die Schülerzahl pro Klasse zu verkleinern und mehr unterstützendes Personal wie Bibliothekare und Betreuer einzustellen…“

„Strike Wrap Up: Day 1“ am 14. Januar 2019 bei der UTLA externer Link ist die Bilanz vom ersten Streiktag durch die Gewerkschaft, die insbesondere konkret – unter anderem mit zahlreichen Fotos und Videos – dazu Stellung nimmt, dass der Sprecher der Schulbehörde verkündet hatte, es hätten sich nur etwa 3.500 Lehrerinnen und Lehrer an dem Streik beteiligt (was eine Beteiligung von knapp 10% bedeutet hätte). Alleine schon die Bilder machen deutlich, dass dieses Statement nichts anderes war, als Propaganda…

„The Los Angeles teachers‘ strike may have already cost millions. And it’s only Day 2“ von Holly Yan, Stephanie Elam und Rosalina Nieves am 16. Januar 2019 bei der CNN externer Link ist unter anderem der Hinweis darauf, dass die Stadt Los Angeles ihre ursprüngliche Propagandalinie aufgegeben hat – jetzt werden die „enormen Kosten“ beklagt, die der Streik verursache. Wohingegen Gewerkschaftssprecher in dem zum Artikel gehörenden Video nicht nur dazu aufrufen, am zweiten Streiktag noch massiver Präsenz zu zeigen, sondern auch darauf verweisen, dass wenn der Streik Millionenkosten verursache, es wohl besser sei, diese Millionen gleich dem Bildungswesen zuzuführen, wie es die Streikenden fordern…

„50,000 march on first day of Los Angeles teachers strike“ von Jerry White am 15. Januar 2019 bei wsws externer Link über die Demonstration am ersten Streiktag – Montag – wobei vor allem zwei Informationen wichtig sind: Zum einen, dass 50.000 Menschen an der Streikdemonstration teilgenommen haben – was bedeutet, dass beinahe 20.000 SchülerInnen und Eltern dem Aufruf gefolgt sind, sich gemeinsam für die öffentlichen Schulen zu engagieren, offensichtlich ein populäres Anliegen, das die Streikenden verteidigen. Zweitens wird darin berichtet, dass 3.000 Menschen in Oakland – beinahe am anderen Ende Kaliforniens – sich an einer Demonstration der Lehrergewerkschaft beteiligten, die ebenfalls der Verteidigung der öffentlichen Schulen galt. Einmal mehr stellt sich damit – wie in verschiedenen anderen Bundesstaaten der USA im Jahr 2018 – die Frage nach einer entsprechenden Ausweitung im Kampf für gemeinsame Anliegen.

Los Angeles Teachers Strike to Defend Public Schools from the Privatizers“ von Barbara Madeloni am 14. Januar 2019 bei den Labornotes externer Link ist ein Beitrag über den gerade begonnenen Streik, in dem vor allem eben die Forderungen der Streikenden im Mittelpunkt stehen. Im Zentrum der Auseinandersetzungen steht letztlich die Frage der Klassengröße, die im Verlauf der Kürzungen durch die diversen Regierungen der letzten langen Jahre immer größer wurden. Mehr als 40 Schülerinnen und Schüler sind bei vielen die Regel. Die Autorin berichtet weiterhin von ihren Erfahrungen mit der Arbeit zur Änderung der Gewerkschaft, deren Ergebnisse sie konkret positiv bewertet, als Resultat des Kampfes, den zunehmend mehr Mitglieder seit einigen Jahren aufgenommen haben und deren Engagement zunächst keineswegs positiv aufgenommen worden sei. Dabei ist es auch ein Thema, wie die Streikenden auf den massiven Einsatz von „Aushilfskräften“ reagieren – mit dem Versuch, diese für die Ziele des Streiks zu gewinnen…

„Striking For The Future of Education: Interview with a Los Angeles Teacher“ am 14. Januar 2019 bei libcom externer Link ist eben, was die Überschrift besagt: Ein Interview mit einem streikenden Lehrer aus Los angeles, der darin die Gründe für den Streik ausführlich darstellt. Dabei sind insbesondere die Privatisierungspolitik der Stadt Los Angeles und die innergewerkschaftlichen Debatten Gegenstand des Gesprächs. Die Privatisierungspolitik wird darin ganz konkret kritisiert in ihren Auswirkungen auf die alltägliche Arbeit eines Mathematik-Lehrers, während die Bilanz der seit einiger Zeit bei der lokalen Gewerkschaft die Mehrheit stellenden früheren Oppositionsliste etwa dadurch positiv bewertet wird, dass sie in Vorbereitung dieser jetzigen Aktionen Aktive des letztährigen Streiks in West Virginia zur Teilnahme an Seminaren einluden…

„Ten reasons to support the LA teachers“ von Danny Ketch am 14. Januar 2019 im Socialist Worker externer Link ist ein Beitrag, der vor allem darauf abhebt, welche Gründe es für nicht Lehrende gibt, den Streik an den Schulen von Los Angeles zu unterstützen, wofür er knapp nicht weniger als 10 Gründe skizziert, die – wie oben gesehen – ja auch offensichtlich durchaus weit verbreitet sind.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=142775
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