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Immer noch und immer wieder: Die US-Automobilgewerkschaft UAW und die Korruption. Und die Kollaboration…

We are all equals - UAW-Protest am 14. Dezember 2015 (USA)Der frühere stellvertretende Vorsitzende der amerikanischen Autoarbeiter-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) hat sich vor einem US-Bezirksgericht in Detroit schuldig bekannt, Bestechungsgelder angenommen zu haben. Norwood Jewell will einen fünfstelligen Betrag von der Fiat Chrysler-Führung erhalten haben, während er 37.000 Fiat-Chrysler-Mitarbeiter bei den Tarifverhandlungen 2015 vertrat. Jewell ist der höchste Gewerkschaftsfunktionär, der bislang in der UAW-Korruptionsaffäre vor Gericht steht. Das System, in dem die Bestechung organisiert wurde, geht auf Jewells Vorgänger General Holiefield zurück, der mehr als 1 Million Dollar für die Aushandlung von arbeitgeberfreundlichen Tarifvereinbarungen in den Jahren 2007, 2009 und 2011 erhielt. Der Vierjahresvertrag, den Jewell 2015 „ausgehandelt“ hat, wurde zum Muster für alle 140.000 Beschäftigten bei General Motors, Ford und Fiat Chrysler. Die Vereinbarung behielt das zweistufige Lohnsystem bei, sorgte für eine Stagnation der Reallöhne bei den Arbeitern und vergrößerte die Zahl der Leiharbeiter, die zwar Gewerkschaftsbeiträge zahlen, aber keine gewerkschaftlichen Rechte haben. (…) Laut Presseberichten arbeitet Jewell mit der Staatsanwaltschaft zusammen und es könnte bald zu Anklagen gegen andere hochrangige Gewerkschaftsfunktionäre kommen, so gegen den ehemaligen UAW-Vorsitzenden Dennis Williams und den derzeitigen Vorsitzenden Gary Jones. In den vorhergehenden Verhandlungen hatten UAW-Funktionäre bereits ausgesagt, dass Williams Firmengelder durch ein Schulungszentrum von UAW-Chrysler in Detroit erhielt, um Flugreisen, Golfwochenenden und teure Abendessen für Funktionäre zu finanzieren…“ – aus dem Beitrag „Gewerkschaftsführung versinkt im Korruptionsskandal“ von Jerry White am 03. April 2019 bei wsws externer Link über die jüngste Entwicklung in den UAW-Prozessen, der diese auch dann lesenswert zusammenfasst, wenn man die politischen Schlussfolgerungen nicht unbedingt teilt. Siehe dazu auch ein Gespräch mit einem langjährigen lokalen Gewerkschaftsfunktionär der UAW von Anfang 2018, als „der Skandal“ in die Öffentlichkeit kam:

  • „Corruption and Collaboration in the UAW“ am 12. Februar 2018 bei den Labornotes externer Link war ein Gespräch von Joe Richard mit dem langjährigen Aktivisten Bill Parker, in dem dieser zwar einerseits die Korruption verurteilt, andererseits aber darauf hinweist, dass dies bestenfalls einer der Gründe dafür sei, weshalb die Gewerkschaft und die Belegschaft in der extrem komplizierten Situation sich befinden: Selbst wenn alle Funktionäre ehrlich gewesen wären, wäre die verfolgte Politik der wiederholten Konzessionen an die Unternehmen auf dieselbe katastrophale Situation hinaus gelaufen – sie wurde durch die Korruption lediglich beschleunigt.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=146827
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