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Die Wahlniederlage der Autogewerkschaft in Mississippi ruft Debatten hervor – auch wenn die Gewerkschaftsführung das nicht will

Danny Glover, einer der Schauspieler, die die Nissan Belegschaft unterstützen hier im März 2017 in MississipiDie 2/3 Wahlniederlage der UAW bei Nissan in Canton, Mississippi, musste Debatten hervor rufen – schon, weil es die zweite regelrecht krachende politische Schlappe in einem industriellen Großbetrieb der Südstaaten in einem Jahr war. Die UAW selbst begründet diese Niederlage – zu Recht – mit der schmutzigen Erpressungskampagne des Unternehmens (siehe den Verweis auf unsere bisherigen Berichte am Ende dieses Beitrages), sowie die Unterstützung dieser Kampagne durch nahezu alle im Bundesstaat etablierten politischen Kräfte vom Gouverneur bis zum Regionalfernsehen. Dass rund 40% der Belegschaft von der Wahl ausgeschlossen blieben, weil sie ZeitarbeiterInnen sind, macht die UAW nicht zum Thema – und noch weniger den „eigenen Beitrag“ der Gewerkschaft zu dieser Niederlage, der weit über zeitgünstig aufgetauchte Korruptionsfälle hinaus geht. Siehe dazu drei aktuelle Diskussionsbeiträge:

  • „Why Did Nissan Workers Vote No?“ von Chris Brooks am 11. August 2017 bei Labornotes externer Link ist ein Diskussionsbeitrag über die Wahlniederlage der UAW, der unterstreicht, dass die Anti-Gewerkschaftskampagne des Unternehmens massiv und schmutzig war – dass dies aber keinesfalls eine Überraschung gewesen sei, sondern im Gegenteil, angesichts bisheriger Erfahrungen zu erwarten gewesen sei. Brooks bewertet die öffentliche Solidaritätskampagne mit der Gewerkschaft als positiv, weist aber auf die Schwäche hin, die es mit sich gebracht habe, dass die UAW faktisch darauf verzichtet habe, ein wirklich starkes innerbetriebliches Organisationskomitee zu schaffen – so habe es eben ganze Abteilungen gegeben, in denen die Gewerkschaft faktisch keine Basis-Mobilisierung betrieben hätte.
  • „United Automobile Workers Confront Renewed Resistance In The South“ am 10. August 2017 bei KRCC externer Link ist das Manuskript einer Radiosendung, in der mehrere Nissan-Beschäftigte – die unterschiedlich angestimmt haben – zu Wort kommen. Dabei wird deutlich, dass selbstverständlich die Tatsache, dass fest angestellte Nissan-Beschäftigte (und nur diese) einen höheren lohn erhalten, als in der Gegend üblich, samt der entsprechenden Drohung, diesen zu verlieren, eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung gespielt hat.
  • „Causes of the union defeat at Nissan“ von Joe Richard am 08. August 2017 beim Socialist Worker externer Link legt den Schwerpunkt – neben der Kampagne des Unternehmens – auf die Tatsache, dass die Unternehmensleitung es sich nicht nehmen ließ, die Zusammenarbeit der UAW mit den „Big Three“ Autofirmen in Detroit auszuschlachten. Dass etwa Ford offiziell unterstrich, die UAW habe dazu beigetragen, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu erhöhen, war den Nissan-Bossen den Hinweis wert: „Diese Wettbewerber – waren wir“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=120068
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