»
USA »
»

US-Ölarbeiter streiken: Alles freut sich?

Dossier

Steel Workers Strike Nine U.S. Oil RefineriesWeil der Ölpreis wieder steigt, oder wie? Das jedenfalls ist, nicht nur in der BRD, immer das Erste, das Erwähnung findet soweit es die bürgerlichen Medien betrifft. Dabei haben die Ölarbeiter der USA gute – andere – Gründe, zum ersten Mal nach über 30 Jahren wieder zu streiken. In der Meldung „Raffinerie-Streik in den USA treibt Öl-Preise in die Höhe“ am 03. Februar 2015 in den Deutschen Wirtschaftsnachrichten externer Link werden diese Gründe der Belegschaften immerhin angeführt: „Die Arbeiter fordern klare Reglementierungen für Überstunden, um gesundheitliche Schäden und Erschöpfungszustände bei Arbeitern zu verhindern. Des Weiteren fordern sie einen besseren Arbeitsschutz. Sie hätten täglich mit Explosionen, Bränden oder Lecks zu kämpfen“. Neu:

  • Die Gegenoffensive zum US-Ölarbeiterstreik bricht zusammen
    oelarbeiterstreik_texasDie US Ölgesellschaften hatten einiges „über das normale Maß“ hinaus unternommen, um den Streik der Ölarbeiter zu beenden – also nicht nur die übliche Medienpolitik, sondern Drohbriefe und ähnliche Maßnahmen, gefruchtet hat es nichts. Am Freitag demonstrierten deswegen in Houston vor der Zentrale von Shell, dem Verhandlungsführer der Ölgesellschaften, mehrere Hundert Ölarbeiter, die von der Polizei daran gehindert wurden, die Chefetage des 50 Etagenbüros zu besuchen. Die ungebrochene Kraft des Streiks und öffentliche Sympathie weit über das übliche hinaus haben nun wenigstens dazu geführt, dass die Ölgesellschaften angeboten haben, am Montag den 9. März wieder zu verhandeln, nachdem die Verhandlungen am 20. Februar unterbrochen worden waren, wird in der Reuters Meldung „Police block striking refinery workers from entering Shell Houston HQ“ am 06. März 2015 externer Link auf der eigenen Seite berichtet
  • US-Ölarbeiterstreik in der fünften Woche: Ungebrochen
    sicherheitsdemo usoelarbeiterDer Streik der 7.000 Ölarbeiter in 15 US-Raffinerien geht weiter – der Versuch der Unternehmen, qua direkter Ansprache (Briefe, Anrufe) die Arbeiter selbst gegen den Streik „der Gewerkschaft“ zu mobilisieren ist zu 100% fehlgeschlagen – es ist eben nicht „der Streik der Gewerkschaft“, sondern der große Streik einer verhältnismäßig gut bezahlten Belegschaft um Gesundheit und Sicherheit – für sich selbst, die Umgebung der Betriebe und die Allgemeinheit. In einem inzwischen vielbeachten Artikel schon im Februar geschrieben und nun in mehreren texanischen Zeitungen nachgedruckt hat die ehemalige Vorsitzende des Landesarbeitsgerichts des Bundesstaates – die die rund 4000 Klagen nach dem 2005er „Unfall“ mit 15 Todesopfern und Hunderten von verletzten Arbeitern juristisch behandelt hatte – sich voll auf die Seite des Streiks gestellt und unterstrichen, das Anliegen sei das der ganzen Gesellschaft. Der Beitrag „USW strike is about worker safety“ von Susan Criss am 16. Februar 2015 in den Galveston Daily News  externer Link ist insofern auch exemplarisch für die gesellschaftliche Unterstützung des Streiks bis in konservative Kreise hinein. Siehe dazu auch weitere Berichte und Hintergrund:

  • US-Ölarbeiter lehnen ein Angebot ab – das keines war…
    US-Ölarbeiter-StreikdemoJetzt sei es aber gut mit dem Streik, schliesslich hätten die Unternehmen nunmehr ein Angebot gemacht, über alle Forderungen zu reden, derentwegen der Streik geführt werde – so ungefähr das Motto in einer wachsenden Zahl von Mainstream-Medien, und so auch das Motto in einem Brief der Unternehmen an alle Beschäftigten. Der Streik wird aber fortgesetzt, auch über die vierte Woche hinaus, mit inzwischen 7.000 Streikenden. Weil die Argumentation von Belegschaft und Gewerkschaft eindeutig ist: Ein Angebot, über alls zu reden – irgendwann, irgendwie – ist kein Angebot. Sie wollen Antworten auf vier zentrale Forderungen, konkrete Angebote dazu: Die Reduzierung der von Belegschaft und Gewerkschaft ausführlich dokumentierten Sicherheitsmängel, die Reduzierung der gewaltigen Mengen Überstunden, die Beendigung des Einsatzes von Subunternehmen für die alltäglichen Wartungsarbeiten und eine angemessene Urlaubsregelung. So die Antwort „INDUSTRY DEMANDS MORE BLOOD, WILL NOT ENGAGE IN MEANINGFUL TALKS TO ADDRESS CRITICAL SAFETY ISSUES“ der USW vom 26. Februar 2015 auf ihrer Sonderseite Oil-Bargaining externer Link auf der laufend über den Gang des Streiks und der Verhandlungen informiert wird. Siehe dazu auch Hintergründe:

  • Ölarbeiterstreik in den USA ausgeweitet: Zwei weitere Raffinerien werden jetzt bestreikt
    Ölarbeiterstreik in den USA ausgeweitet - auch auf BPSeit der Nacht zum Sonntag werden in den USA zwei weitere Raffinerien, beide von BP, in Indiana und Ohio bestreikt. Laut Pressemitteilung der United Steelworkers (USW) hätten die Verhandlungsführer der Unternehmen in der Kernfrage der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz keine Bewegung gezeigt. Der Bericht „U.S. Oil-Worker Strike Reaches BP Plants With Talks on Hold“ von Lynn Doan und Angela Greiling Keane am 07. Februar 2015 bei Bloomberg externer Link hebt immerhin auch hervor, dass es sich bei den bestreikten Unternehmen um solche handelt, die in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufstieg in der Rangliste der Profitjäger erreichten
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=74528
nach oben