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Der Kampf der Erwerbslosen in Tunesien wird erbittert: Todesopfer, brennende Polizeiwachen und Armee-Einsatz

Kasserine im Dauerprotest gegen Erwerbslosigkeit 19.1.2016Proteste gegen Erwerbslosigkeit haben sich in den letzten Tagen ausgehend von Kasserine über eine ganze Reihe kleinerer Städte im Mittelwesten und Süden Tunesiens ausgebreitet: Béja, Sidi Bouzid, Siliana, Kairouan, Tozeur, Kébili, Gafsa und Médenine. Am vergangenen Dienstag setzte die Polizei gleich an vier Orten Tränengas ein, um Demonstrationen und Straßenblockaden aufzulösen. Das waren die Tage, an denen, nach dem Selbstmord eines Betroffenen am Samstag, die Zahlen der Teilnehmer an den Protesten regelrecht explodierten – und die Militanz ebenfalls. In Kasserine, dem Ausgangsort der Proteste, liegt die Erwerbslosigkeit rund doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt, bei etwa 30%. Bei heftigen Auseinandersetzungen gab es heute zahlreiche verletzte Polizisten in Kef, und in Kebili zog sich die Polizei zurück und die Armee marschiert auf. Die aktuelle Meldung „Tunisie-Kef : Douze policiers blessés lors d’affrontements avec des manifestants“ am 22. Januar 2016 bei Tunisie numerique externer Link vermeldet in verschiedenen Orten mehrere Polizeidienststellen in Brand. Siehe dazu weitere aktuelle Beiträge in unserer Materialsammlung vom 22.1.2016 – wir werden wohl übers Wochenende aktualisieren müssen…

  • „Ein Polizist stirbt bei Protesten“ von Christoph Borgans am 21. Januar 2016 im faz-net externer Link, worin es einleitend heißt: „Nach dem Tod eines Arbeitslosen während einer Demonstration in Tunesien kommt es im ganzen Land zu Protesten. Dabei ist ein Polizist getötet und mehrere verletzt worden, wie das tunesische Innenministerium am Donnerstag mitteilte. Die Proteste erstrecken sich laut tunesischen Medienberichten auf zwei bis drei Dutzend Orte im ganzen Land. In der Hauptstadt Tunis und anderen Städten errichteten Demonstranten Straßensperren und setzten Reifen in Brand. Hunderte zogen durch das Stadtzentrum von Tunis, um „Arbeit, Freiheit, Würde“ zu fordern. Außer gegen Arbeitslosigkeit demonstrieren die Menschen gegen die unterschiedliche Behandlung verschiedener Landesteile und fordern Investitionen in der vernachlässigten Regionen…
  • „Tote und Verletzte bei Protesten in Tunesien“ von Jens Borchers am 21. Januar 2016 bei tagesschau.de externer Link, worin Demonstranten zitiert werden: „Tränengas-Granaten werden verschossen, Steine fliegen den Polizisten entgegen., die wiederum mit Wasserwerfern antworten – und mit Schüssen in die Luft, wie Augenzeugen berichten. Die Demonstranten sind aufgebracht und schildern, was sie auf die Straße treibt: „Niemand hat Arbeit, von all den Familien hier hat niemand Arbeit. Wir haben kein Geld für Lebensmittel“, sagt einer. Und die Politiker lieferten sich nur Machtkämpfe untereinander
  • Verfluchtes Phosphat
    Sami Tlilis Dokumentarfilm „Verfluchtes Phosphat“ (Originaltitel: „Yalan Bu El Fosfate“) erzählt die Geschichte einer Bewegung, die sich drei Jahre vor der Revolution von 2011 in Tunesien entwickelte: die Proteste gegen Arbeitslosigkeit, die 2008 in Redeyef begannen. Redeyef liegt im Südosten Tunesiens, einer Region, in der eines der wichtigsten ökonomischen Güter des Landes hergestellt wird: Phosphat. Die Proteste dauerten sechs Monate an und wurden durch die Regierung Ben Ali gewaltsam unterdrückt. Menschen wurden festgenommen, gefoltert, und etliche getötet. Diese Revolte war ein wichtiger Vorgänger für die Bewegung von 2011. Wir zeigen die ersten vier MInuten des Films. Die Proteste, die gegenwärtig (Januar 2016) in Tunesien stattfinden, nachdem Ridha Yahyaoui, ein junger Arbeitsuchender, am vergangenen Sonntag den 17. Januar in Kasserine Selbstmord begangen hatte, erinnert uns daran, dass sich in der Region wenig verändert hat, v.a. in Bezug auf die Arbeitslosigkeit: Im ganzen Land stieg die Arbeitslosigkeit zwischen 2010 und 2015 von 12 auf 15,3% an und in der Region Kasserine wird sie auf etwa 30% geschätzt. Video bei labournet.tv externer Link (arabisch mit dt. UT | 4,21 min | 2016)
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=92174
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